Nach Erdbeben: Keine akute Gefahr durch Vulkan

Ein Schild warnt vor Vulkanausbrüchen und Überschwemmungen in einer isländischen Landschaft.
Knapp 700 Erdstöße registriert. Island hebt Flugverbot vorerst auf, Alarmstufe gesenkt.

Am Sonntagnachmittag hoben die isländischen Behörden überraschend die Flugverbotszone im Südosten der Insel auf und senkten die Warnstufe für den internationalen Flugverkehr von "Rot" auf "Orange". Als Grund nannte der zuständige Wetterdienst in Reykjavik fehlende Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch.

Auch sei der am Samstag registrierte Austritt von Lava unter dem Eis des Dyngjujökull nicht nachgewiesen, hieß es. Vermutlich habe es sich nicht um einen regelrechten Ausbruch gehandelt. Der Warndienst räumte aber ein, dass die Erdbebentätigkeit in der Region um den Vulkan Bardarbunga auf einer Länge von 30 Kilometern weiter intensiv sei. Ein Vulkanausbruch in nächster Zeit sei daher weiterhin nicht ausgeschlossen.

Krisentreffen

Eine neblige Landschaft mit einem Gletscher und schwarzem Sand im Vordergrund.
epa04365912 A general view of the Vattnajokull glacier the site of the Bardarbunga volcano under the Dyngjujokull ice cap in Iceland, 24 August 2014. Icelandic authorities early 24 August 2014 registered the strongest earthquake so far at the Bardarbunga volcano in the south-east, where activity increased a week ago, and maintained a red alert warning for aviation. The magnitude 5.3 earthquake was the largest seismic activity in the past week, and the largest at Bardarbunga since 1996, geophysicist Gunnar Gudmundsson at the Icelandic Meteorological Office reported. EPA/VILHELM GUNNARSSON / FRETABLADID ICELAND OUT: EDITORIAL USE ONLY/NO SALES EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Am Sonntag waren in Reykjavik Wissenschafter und Behördenvertreter zu einem Krisentreffen zusammengekommen. Dabei wurde die weitere Vorgangsweise beraten und koordiniert. Internationale Flüge waren seit der Verhängung der 100 x 140 Seemeilen großen Verbotszone umgeleitet worden. Air Berlin hatte am Samstagabend nach Angaben von "Morgunbladid" bereits einen Flug von Keflavik in die deutsche Hauptstadt umgeleitet.

Der Bardarbunga, eines der größten Vulkansysteme Islands, ist seit über einer Woche aktiv. Bereits am vergangenen Montag waren heftige Beben aufgetreten und die Warnstufe für den Flugverkehr auf Orange angehoben worden. Wissenschafter befürchteten, dass ein größerer Ausbruch des Vulkans bevorstehe und durch Aschewolken den Flugverkehr in Nordeuropa und über dem Nordatlantik behindern könne.

Bereits 2010 hatte ein Ausbruch des isländischen Gletschervulkans Eyjafjallajökull den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt (siehe Abschnitt unten).

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Bardarbunga und die Verhängung eines Verbots für Instrumentenflüge rund um den Vulkan erinnert an den Ausbruch eines anderen isländischen Vulkans unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher im März 2010. Wochen später legte die Aschewolke des Vulkans den Flugverkehr in großen Teilen Europas für mehrere Tage lahm.

Der Vulkan unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher in Island brach am 21. März 2010 aus und schleuderte Asche kilometerhoch in die Atmosphäre. Drei Wochen später trieb die Wetterlage die Partikel in Richtung Kontinent, mit fatalen Folgen für die europäische Luftfahrt. Aufgebrachte Passagiere und Airline-Betreiber sowie Milliarden-Verluste waren die Folgen der Stehzeiten.

Flugverkehr komplett eingestellt

Eine Karte von Island, die Vulkanausbrüche seit 2010 zeigt, darunter Eyjafjallajöküll und Grimsvötn.
Karte Island, Vulkane, Lokalisierung Vulkan Bardabunga, Flugverbotszone Grafik 0986-14-Island.ai, Format 42 x 88 mm
Am 21. März wurden zunächst 500 Menschen rund um den Gletscher evakuiert. Vermutlich sei niemand in Gefahr, hieß es bei der isländischen Zivilschutzbehörde. Der Flugverkehr auf Island wurde komplett eingestellt. Doch das war nur ein Vorspiel für die Ereignisse im April.

Am 14. April 2010 gab es eine weitere Eruption, 800 Anrainer wurden evakuiert. Noch am selben Tag wurden im Norden Norwegens alle Flüge gestrichen. Am 15. April wurde zunächst der Luftraum über Norwegen gesperrt, im Laufe des Tages folgten Dänemark, Finnland, Schweden, Großbritannien, Irland, Belgien und die Niederlande sowie der Norden Frankreichs und Deutschlands.

Luftraumsperre über Österreich

Für Österreich hieß es noch in der Nacht auf den 16. April, dass das Land von den Auswirkungen der Vulkanasche verschont bleiben dürfte. Ein Irrtum, wie sich noch am selben Tag herausstellte. Schon gegen Mittag wurde angekündigt, dass auch der heimische Luftraum gesperrt werden müsse. Am Abend war es dann so weit, über Österreich konnten keine Flugzeuge mehr fliegen.

Luftfahrtunternehmen zeigten zunächst durchaus Verständnis für die Maßnahme: "Durch die Vulkanasche können die Triebwerke ausfallen und die Außenhaut schwer beschädigt werden. Das ist wie Hagel - auf eine andere Art", sagte etwa Niki Lauda. Doch zwei Tage später, als eine ukrainische Maschine zu einer außerplanmäßigen Landung in Wien-Schwechat eingetroffen war, schlug die Stimmung um. Lauda meinte sogar: "Das ist der größte Fehler in der Luftfahrtgeschichte." Die Luftraumsperre sei eine "völlig überzogene Maßnahme ohne jegliche Daten".

Chaos auf Flughäfen

Auf den Flughäfen brach unterdessen Chaos aus. Wer konnte, stieg auf die Bahn um, was beispielsweise auch am Wiener Westbahnhof zu turbulenten Szenen führte. Auch Mietautos standen hoch im Kurs: Fahrten von Wien beispielsweise bis Skandinavien waren durchaus im Rahmen. Leihwägen waren praktisch nicht mehr zu bekommen.

Erst drei Tage später, am 19. April, öffneten die heimischen Airports wieder ihre Start- und Landebahnen. Nach mehreren Tagen normalisierte sich die Lage wieder. Doch weitere Eruptionen im Mai machten neue Luftraumsperren, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß, notwendig. Betroffen waren diesmal beispielsweise die britischen Inseln.

Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen wurden erst Monate später sichtbar. Fluglinien flogen tief in die roten Zahlen, auch zahlreiche Tourismusanbieter hatten ein zweites Quartal mit einem ausgewachsenen Minus.

Rund ein Jahr später, im Mai 2011, brach ein anderer isländischer Vulkan, der Grimsvötn, aus und sorgte ebenfalls für Probleme im Flugverkehr. Die Auswirkungen waren aber geringer als ein Jahr zuvor.

Kommentare