Monster-Prozess gegen "Mafia Capitale" in Rom

Eine Person spricht in ein Meer von Mikrofonen, umringt von Fotografen.
46 Personen angeklagt, darunter Ex-Terrorist Carminati. Die Sicherheitsmaßnahmen sind massiv.

Der derzeit spektakulärste Großprozess Italiens hat in Rom begonnen: Die Drahtzieher der "Mafia Capitale", der Hauptstadtmafia, müssen sich vor Gericht verantworten. Dazu zählen 46 Personen, die wegen engen Verstrickungen zwischen organisierter Kriminalität, Wirtschaft und Politik angeklagt sind. Ob bei der Unterbringung von Flüchtlingen, bei der Müllbeseitigung, bei Parkreinigung oder Straßenbau: Korrupte Unternehmer und Politiker mischten überall mit und sicherten sich lukrative Aufträge.

Als Hauptverantwortlicher steht der Mafiaboss und ehemalige rechtsextremistische Terrorist Massimo Carminati, der 2014 verhaftet wurde, vor Gericht. Eine weitere zentrale Figur ist der sardische Unternehmer Salvatore Buzzi, der gute Beziehungen zur Stadtverwaltung pflegte. Carminati – seit er bei einer Schießerei ein Auge verloren hat, auch der "Einäugige" genannt – und Buzzi, der in den 1980er-Jahren wegen Mordes verurteilt wurde, sollen den kriminellen Ring aufgebaut haben. Dabei wurden jahrelang die Kassen der Stadtverwaltung geplündert.

Trotz Hochsicherheitsaula stehen die beiden Hauptangeklagten nicht persönlich vor den Richtern: Zu hoch ist laut Gerichtspräsidentin Rosanna Ianniello das Sicherheitsrisiko. Carminati und Buzzi wurden per Videokonferenz zugeschaltet.

Erklärungsnot

Im übervollen Gerichtssaal in Rom waren auch zwei ehemals hochrangige Lokalpolitiker, Daniele Ozimo und Luca Odevaine, anwesend. Odevaine saß elf Monate lang in U-Haft. Der Linkspolitiker mit besten Beziehungen ins Innenministerium soll monatlich 20.000 Euro in die eigene Tasche gesteckt haben. Als Gegenzug beauftragte er immer dieselben Unternehmen mit der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen. "Ich habe Fehler gemacht, habe jedoch meine Verantwortung zugegeben und arbeite mit den Staatsanwälten zur Klärung des Falls zusammen", erklärte er.

Mafia und Korruption erlebten laut Ermittlern durch Unterstützung des ehemaligen rechten Bürgermeisters, Gianni Alemanno, der zwischen 2008 und 2013 im Amt war, eine Blütezeit. Doch auch Politiker der sozialdemokratischen Partei PD von Premier Matteo Renzi sollen mit der "Mafia Capitale" eng verbunden gewesen sein.

Der Skandal zieht heftige Polit-Beben nach sich. Er gipfelte in den Rücktritt des sozialdemokratischen Bürgermeisters Ignazio Marino. Marino selbst war zwar nicht involviert, jedoch einige seiner Mitarbeiter. Seit einer Woche ist Rom ohne Bürgermeister. Renzi beauftragte Sonderverwalter Gabrielli interimistisch mit der Stadtregierung.

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