MH370: Rätsel um weitere Wrackteile
Nach einer Flügelklappe sind laut malaysischer Regierung auf der Insel La Reunion möglicherweise weitere Flugzeugwrackteile der vermissten malaysischen Boeing 777 gefunden worden. Verkehrsminister Liow Tiong Lai sagte am Donnerstag, es wurden Teile von Flugzeugfenster und Sitzpolster entdeckt. Die französische Justiz dementierte das aber umgehend. Auch bei der Frage der Flügelklappe preschte der Minister vor. Es sei ein eindeutig zuordenbares Wartungssiegel entdeckt worden. Die französischen Ermittler hatten sich am Vortag nicht festlegen wollen.
Demonstrationen
Die Angehörigen der Passagiere von Flug MH370 haben währenddessen vor einem Büro von Malaysia Airlines in Peking demonstriert. "Mama wird immer auf dich warten, ich gebe nicht auf", steht auf einem Schild, an dem sich eine weinende Frau festhält.
Die Tochter der 62-Jährige war damals an Bord - sie ist empört über Art und Weise, wie in der Nacht zuvor die Untersuchungsergebnisse zu dem Wrackteil verkündet wurden, das vergangene Woche vor der Küste Ostafrikas angeschwemmt wurde. "Was dort berichtet wird, passt von hinten bis vorne nicht. Die Regierung in Malaysia will Fakten schaffen, wo es keine Fakten gibt", sagt Zhang Meiling frustriert.
Die australische Behörden rechnen nun bald mit dem Fund der vermissten Boeing 777 der Malaysia-Airlines. Der Chef der australischen Flugsicherheitsbehörde, Martin Dolan, sagte dem Radiosender ABC am Donnerstagmorgen: "Wir sind zuversichtlich, dass wir in der richtigen Gegend suchen und wir werden das Flugzeug dort finden." Doch auch das ist nicht automatisch des Rätsels Lösung. Denn selbst wenn die Blackbox gefunden wird und sie intakt ist: Der Gesprächsaufzeichner speichert nur die letzten zwei Stunden. Die Maschine flog aber sieben Stunden Richtung Süden, ohne jeglichen Kontaktversuch der Piloten. Wenn sie bewusstlos waren, dürfte das Band leer sein. Wenn das Unglück nicht von einem technischen Versagen ausgelöst wurde, dürfte der Datenschreiber auch nur zeigen, dass die Maschine irgendwann mangels Benzin abstürzte. Warum sie auf dem Kurs war, würde dann für immer ein Rätsel bleiben.
"Wir wollen Aufklärung"
Die chinesischen Angehörigen fürchten hingegen, dass Malaysias Regierung den Vorfall so schnell wie möglich aus der Welt schaffen möchte. "Uns wurden schon vor Monaten Entschädigungszahlungen angeboten. 50.000 Dollar, wenn wir den Tod unserer Familienmitglieder anerkennen. Wir wollen aber kein Geld, wir wollen Aufklärung", sagt Zhang Yonghui, der zwei kleine chinesische Nationalfahnen in der Hand hält. Auf dem Rücken des 64-Jährigen, dessen 32-Jährige Tochter in der Maschine saß, klebt ein Schild mit der Aufschrift: "Alle werden sicher zurückkommen."
Der 64-Jährige Hu Xiufang fordert mehr Beweise, damit wirklich Klarheit herrschen könne. Er und andere Angehörige hätten Malaysia Airlines deshalb bereits am Vortag aufgefordert, eine Reise für sie auf die Insel La Reunion zu organisieren, wo vergangene Woche das erste Wrackteil gefunden wurde. "Wir können nur dort herausfinden, was mit unseren Familien wirklich passiert ist." Dai Shuqin, die fünf Familienmitglieder vermisst, hat inzwischen genug vom Vorgehen der Fluggesellschaft. "Wir bereiten jetzt eine Klage vor", sagt die 56-Jährige. "Nicht einmal die Überwachungsvideos vom Flughafen, auf die wir seit über einem Jahr warten, will man uns zeigen."
Vor Gericht ziehen will auch der 51-Jährige Zhao Shuguo, der schon lange in Frankreich lebt und dessen 19-Jährige Tochter an Bord der Maschine war. Die Ermittler in Frankreich würden zwar gute Arbeit leisten, von den Behörden und der Fluggesellschaft in Malaysia könne man das allerdings nicht behaupten. "Es wird nur verschleiert."
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