Mexiko: Verfahren gegen "El Chapo" eröffnet
Die mexikanische Regierung hat zwei Tage nach der Festnahme des Drogenbosses Joaquin "El Chapo" Guzman das Verfahren für seine Ausweisung in die USA begonnen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft besuchten zwei Beamte von Interpol Mexiko das Hochsicherheitsgefängnis nahe Mexiko-Stadt, um zwei Haftbefehle zu vollstrecken. Damit wurde das Auslieferungsverfahren offiziell eröffnet.
Als nächstes muss ein Richter über die Ausweisung des bis zu seiner neuerlichen Festnahme meistgesuchten Verbrechers Amerikas befinden. Die Entscheidung wird dann an das Außenministerium weitergeleitet, das der Ausweisung zustimmen muss. Guzman habe aber die Möglichkeit, Einspruch gegen die Entscheidung des Ministeriums einzulegen, erklärte das Büro der Generalstaatsanwältin Arely Gomez. Von amtlicher Seite hieß es, das Verfahren könne sich über Monate hinziehen, die Behörden seien jedoch bemüht, es zu beschleunigen.
Guzam droht Todesstrafe
Guzmans Anwalt Juan Pablo Badillo kündigte an, dass er notfalls bis vor den Obersten Gerichtshof ziehen werde, um sich gegen die Auslieferung seines Mandanten zur Wehr zu setzen. Er begründete dies damit, dass dem Chef des Sinaloa-Rauschgiftkartells in den USA die Todesstrafe drohe.
Sondereinheiten hatten "El Chapo" am Freitag in einem Haus nahe der Ortschaft Los Mochis im Nordwesten Mexikos aufgespürt und festgenommen. Am Samstag wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis in Altiplano zurückgebracht, aus dem er im Juli durch einen eineinhalb Kilometer langen Tunnel entflohen war.
Bisher weigerten sich die mexikanischen Regierungen, "El Chapo" an die USA auszuliefern, wo er wegen Drogendelikten und Mordes angeklagt werden soll. Am Samstag kündigte die Regierung von Präsident Enrique Pena Nieto dann aber an, die Auslieferung vorzubereiten.
Penn-Interview wirft "Interessante Fragen" auf
Die mexikanischen Behörden wollen auch den Hollywood-Star Sean Penn und die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo zu ihrem geheimen Treffen mit Guzman im vergangenen Oktober befragen. Der Stabschef von US-Präsident Barack Obama, Denis McDonough, sagte dem Fernsehsender CNN, das von Penn geführte "sogenannte Interview" werfe einige "interessante Fragen" an den Schauspieler und andere Beteiligte auf. Ein Sprecher des Weißen Haus nannte es "unerträglich", wie Guzman mit seinen Verbrechen geprahlt habe.

Scharfe Kritik kam auch vom republikanischen Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio. Ein Schauspieler, der den Vereinigten Staaten seine Karriere verdanke, habe natürlich das "verfassungsmäßige Recht, sich bei einem Verbrecher und Drogenhändler einzuschleimen", sagte der Senator. Er finde das aber "grotesk", fügte er hinzu.
Nach Angaben eines mexikanischen Regierungsvertreters ist noch unklar, ob die beiden Schauspieler mit dem Interview gegen Gesetze verstoßen haben. Zwar könne ein Reporter einen mutmaßlichen Drogenhändler interviewen. Penn und del Castillo seien aber "keine Journalisten", sagte der Regierungsvertreter.
"Flotte aus U-Booten"
Der bekannte US-Medienanwalt Floyd Abrams sagte, er halte es für ausgeschlossen, dass Penn strafrechtlich verfolgt werde. Der Chefredakteur der Washington Post, Marty Baron, verwies im Kurzbotschaftendienst Twitter darauf, welchen Gefahren "wirkliche Journalisten" bei der Berichterstattung über die Drogenkartelle in Mexiko ausgesetzt seien.
Guzman hatte Penn nach monatelangen Geheimverhandlungen am 2. Oktober zu einem mehrstündigen Gespräch im Dschungel empfangen und Tequila mit ihm getrunken. Dabei erzählte "El Chapo" laut einem am Wochenende veröffentlichten Bericht im US-Magazin " Rolling Stone", dass er über eine "Flotte aus U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Schiffen" verfüge und mehr Drogen liefere "als irgendjemand sonst in der Welt".
Kommentare