"Marsch der Lebenden" erinnert an Auschwitz

Eine Gruppe von Menschen steht vor dem Eingangstor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ in Auschwitz.
Der alljährliche Schweigemarsch findet am Gedenktag für die Opfer des Holocaust statt.

Tausende junger Israelis und Juden aus aller Welt sind am Montag im ehemaligen Nazi-deutschen Vernichtungslager Auschwitz zum "Marsch der Lebenden" aufgebrochen. Mit dem alljährlichen Schweigemarsch am Gedenktag für die Opfer des Holocaust von Auschwitz nach Birkenau, dem eigentlichen Todeslager, wollen sie heuer vor allem an die Vernichtung der ungarischen Juden erinnern. Innerhalb von nur wenigen Monaten waren die meisten der rund 800.000 ungarischen Juden von Mai 1944 an in die Todeslager deportiert worden. Schätzungen zufolge wurden allein in Birkenau mindestens 375.000 ungarische Juden ermordet.
Auch in Ungarn gedenken die Menschen den Opfern. In nahmen bereits am Sonntag rund 25.000 Menschen am Marsch teil. Zu der Veranstaltung gehörte diesmal auch ein Konzert unter freiem Himmel vor dem Haus des Terrors in der ungarischen Hauptstadt. Das Museum erinnert an die Opfer gleich zweier Diktaturen - der Nationalsozialisten und des Kommunismus.

Israels Botschafter Ilan Mor sprach von einem "wichtigen Tag". Die ungarische Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft müssten sich daran erinnern, was vor 70 Jahren geschehen sei, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Das Verhältnis zwischen der jüdischen Gemeinde und der rechtsgerichteten Regierung von Viktor Orban ist angespannt - der Ministerpräsident sieht sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, den Antisemitismus im Land zu fördern. Nach dem Konzert setzte sich der Gedenkzug in Bewegung Richtung Ostbahnhof. Dort stieg eine Delegation von 600 Teilnehmern in einen Zug nach Auschwitz. Dort findet am Montag ebenfalls eine Zeremonie für die ungarischen Juden statt.

Gedenken in Israel

Zum Gedenken heulten in Israel landesweit zwei Minuten lang die Sirenen. Fast alle Menschen unterbrachen ihre Tätigkeiten und verharrten zu Hause und auf den Straßen in stillem Gedenken an sechs Millionen ermordete Juden. In Yad Vashem begann anschließend eine Zeremonie im Beisein des israelischen Präsidenten Shimon Peres und Netanyahus.

Knapp sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs leben heute in Israel noch etwas mehr als 190.000 Holocaust-Überlebende. Die Mehrheit von ihnen überlebte als Minderjährige in Lagern, konnte fliehen oder sich verstecken. Während des Zweiten Weltkriegs (1939-45) ermordeten die Nazis und ihre Kollaborateure nach Schätzungen etwa sechs Millionen Juden. Yad Vashem bemüht sich in akribischer Arbeit um die Identifikation jedes einzelnen Opfers und hat nach eigenen Angaben bereits zwei Drittel der Namen dokumentiert.

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