Limburger Skandalbischof fliegt nach Rom

Limburger Würdenträger liefert sich "Wettfliegen" mit Vorsitzendem der deutschen Bischofskonferenz.

Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst fliegt einem Medienbericht zufolge an diesem Samstag nach Rom. Damit wolle er dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen, meldet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Zollitsch reist an diesem Montag nach Rom, wo er im Vatikan zunächst Gespräche mit der Kurie führen will. Voraussichtlich am Donnerstag möchte er dann mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg sprechen.

Luftaufnahme von Limburg an der Lahn mit dem Dom und umliegenden Gebäuden.
epa03904503 An aerial view showing the new building of the residence (L) of bishop Franz-Peter Tebartz-van Elst situated directly in front of the Limburg Cathedral in Limburg, Germany, 09 October 2013. A German bishop at the centre of a scandal surrounding the building of a new multi-million euro church residence was accused by prosecutors 10 October 2013 of lying under oath. Bishop Franz-Peter Tebartz-van Elst of Limburg in the West German state of Hesse state is accused by Hamburg prosecutors of making false statements in a court case concerning a first-class flight he took to India. Prosecutors claim the 53-year-old bishop made false statements twice under oath during court action against the news weekly Der Spiegel when he denied having told the magazine that he flew only business class. If found guilty, he could face a fine. The bishop is already under pressure to resign from priests and diocese bodies following revelations about the dramatic escalation in costs to more than 31 million euros (42 million dollars) for building the new bishop's residence. The residence, which is next to the Limburg Cathedral, had been projected to cost 5.5 million euros when construction began in 2010. EPA/THOMAS FREY
Das Bistum wollte den Bericht über den Flug von Tebartz-van Elst nicht kommentieren. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren", sagte ein Sprecher am Samstag derdpa. Mögliche Hintergründe einer Reise seien reine Spekulation. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht kann er dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.

Zollitsch hält die Lage für untragbar, nachdem die Baukosten für die Residenz des Bischofs auf 31 Millionen Euro in die Höhe geschnellt sind und die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen gegen Tebartz-van Elst beantragt hat. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat sich mehrfach öffentlich vom Gebaren des Limburger Bischofs distanziert.

Verbleib unwahrscheinlich

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hält einen Verbleib von Tebartz-van Elst im Amt inzwischen für unwahrscheinlich. "Viele in der Kirche, auch viele seiner bischöflichen Amtsbrüder, erwarten einen Rückzug", sagte Glück der Tageszeitung Die Welt. Aber sehr viele befürchteten, dass der Bischof nicht zu dieser Einsicht kommen werde: "Am Ende wird wohl Rom die Entscheidung treffen."

Glück hofft, dass es im Vatikan schon in der nächsten Woche zu einer klaren Entscheidung kommt. "Die katholische Kirche in Deutschland muss von der Last dieser schon solang schwelenden Affäre möglichst rasch befreit werden", sagte der Vorsitzende der Laienorganisation: "Es ist nicht mehr ein Problem eines Bischofs allein, sondern der katholischen Kirche in ganz Deutschland."

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat Tebartz-van Elst einen Flug mit der Lufthansa von Rom gebucht, der an diesem Samstag um 16.35 Uhr Frankfurt verlassen soll. Der Rückflug sei für den kommenden Donnerstag vorgesehen.

Der Limburger Bischof verfügt dem Bericht zufolge weiterhin über Rückhalt bei einflussreichen Personen der Kurie. Dazu gehört der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Dieser hatte Mitte September von einer "Kampagne" gegen Tebartz-van Elst gesprochen und gesagt, dieser bleibe im Amt.

Scheinheiligkeit

Auch der Kirchenkritiker und Theologe Eugen Drewermann nahm Tebartz-van Elst in Schutz und warf Kritikern Scheinheiligkeit vor. "Ich finde es nicht richtig, dass ein Mann, der mit dem Rücken zur Wand steht, skandalisiert wird für ein Problem, das nicht personell, sondern strukturell ist", sagte Drewermann der Neuen Westfälischen (Samstag). Die katholische Kirche habe enorme Rücklagen und sei der größte Großgrundbesitzer in Deutschland. "Das ist der eigentliche Skandal, nicht der Limburger Bischof." In Köln und München lebten die Bischöfe auf größerem Fuß als in Limburg.

Viele Gläubige wenden sich inzwischen ab: Das Limburger Amtsgericht registrierte in der vergangenen Woche einen sprunghaften Anstieg der Kirchenaustritte im Bistum. An diesem Sonntag wollen sich enttäuschte Katholiken auf dem Limburger Domplatz versammeln, um über einen Neuanfang im Bistum zu sprechen. "Es muss einfach mal ein Forum gegeben werden für die Gläubigen", sagte Pastoralreferent Joachim Schaefer von der katholischen Domkirchengemeinde Wetzlar am Samstag. Die Menschen sollten die Chance bekommen, Wut und Enttäuschung auszudrücken. Auch Gebete sind geplant.

Die hohen Kosten für seine Limburger Residenz waren dem Bischof nach Informationen von Spiegel Online übrigens seit Jahren bekannt. Demnach wusste der Geistliche bereits 2011, dass 27 Millionen Euro für den Bau veranschlagt wurden, wie das Nachrichtenportal am Samstag berichtete. Öffentlich habe er jedoch eine viel niedrigere Zahl verbreiten lassen: Noch im Juni hatte er die Kosten auf 9,85 Millionen Euro beziffert.

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