Lampedusa: Video schockiert

Ein Schock-Video aus Lampedusa, das in den italienischen Abendnachrichten gesendet wurde, sorgt für Betroffenheit. Auf den Aufnahmen des staatlichen RAI-Senders sind Flüchtlinge zu sehen, die nackt in einem Hof stehen und mit Desinfektionsmitteln abgespritzt werden. Entsetzt reagierte man in Brüssel auf die „erschreckenden Bilder“.
EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström drohte umgehend, Italien die Flüchtlingshilfen zu streichen. „Wir haben bereits eine Untersuchung in die Wege geleitet. Sollten die Standards nicht EU-Normen entsprechen, werden wir ein Verfahren gegen Italien einleiten“, heißt es in der Aussendung. Erst im Oktober sicherte man Italien 30 Millionen Euro für Flüchtlingshilfe zu.
„Wut und Scham“

Verdrecktes Lager
Matratzen voll von Schimmel und Flöhen sowie verdreckte sanitäre Einrichtungen in den völlig überfüllten Lagern bereiten den Boden für ansteckende Hautkrankheiten wie Krätze.
Für das Flüchtlingslager auf der süditalienischen Insel ist der Verein „ Lampedusa Accoglienza“ verantwortlich, der mit seiner „Gastfreundschaft“ im Namen nichts zu tun hat. Allein im Jahr 2012 erhielt der Verein über drei Millionen Euro staatliche Zuschüsse. Das entspricht einer Unterstützung von 30 bis 40 Euro pro Flüchtling und Tag. Doch im Lager müssen die Leute weiterhin auf dem Boden schlafen und essen, die Bäder und Klos sind verdreckt, streunende Hunde urinieren auf Gepäck und Kleidung.
Es stellt sich die Frage, wohin die Gelder verschwinden. Darüber wird der Geschäftsführer des umstrittenen Zentrums ebenso Auskunft geben müssen wie über die „Massen-Desinfektionen“ im Freien. Diese sind, wie Flüchtlinge und Menschenrechtsorganisationen bestätigen, kein Einzelfall und würden wöchentlich stattfinden.
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