Männerrechtler ruft zum Sex-Streik auf

Weibliche Gewalt an Männern nehme Überhand, so das Argument – richtig ist das aber nicht.

Kein Sex, kein gemeinsames Essen, ja nicht einmal Händeschütteln: Geht es nach dem kenianischen Männerrechtler Nderitu Njoka, so sollen seine Landsmänner endlich in einen Sex-Streik treten. Gewalt durch Frauen sei ein zunehmendes Problem, argumentiert der Chef der Organisation Maendeleo ya Wanaume (Entwicklung für Männer); Männer würden von ihren Frauen geschlagen, teils sogar kastriert, wird der Aktivist in kenianischen Medien zitiert.

Auch Zahlen hat er dafür parat. Immer wieder unterschiedliche allerdings: 1,2 Millionen Männer im Land seien von häuslicher Gewalt betroffen, sie würden „von Frauen physisch missbraucht“, sagt Njoka einem regionalen Blatt. 350 von ihnen sei sogar gewaltsam die Männlichkeit geraubt worden – sie seien von ihren Frauen kastriert worden. In einem anderen Medium spricht er wiederum von 110 Männern, deren Genitalien Zielscheibe weiblicher Attacken geworden waren.

Keine belegbaren Zahlen

Exakte Statistiken dazu findet man freilich nicht, staatliche oder unabhängige Erhebungen, die das von ihm beklagte Gewaltproblem in Kenia bestätigen würden, gibt es keine. Vielmehr stößt man dabei auf Statistiken, die die Lage umgekehrt darstellen: Das Gender Violence Recovery Center (GVRC) aus Nairobi registriere kaum Fälle, nur drei Prozent aller Meldungen von 2001 bis 2012 seien von Männern gekommen, schreibt die Süddeutsche. Und auch in diesen Fällen seien die Täter zumeist männlich gewesen.

Den Adressaten scheint dies egal – mehr als 3000 Unterstützer hätten sich bei Njoka gemeldet, sogar mit der Bitte, die Frist bis zum Ablauf zu verlängern. Ursprünglich hätten die kenianischen Männer nämlich nur bis Sonntag streiken sollen, jetzt sei die Deadline auf Dienstag verschoben worden, berichtet die Washington Post. Eine konkrete Forderung hat der Männerrechtler aber nicht gestellt. Er will schlicht die Aufmerksamkeit auf das Problem lenken, die Regierung solle was gegen die Täterinnen unternehmen.

Weibliche Idee

Die Idee übrigens hat er sich von den Frauen abgeschaut – vor fünf Jahren riefen die Kenianerinnen zum großflächigen Sex-Streik auf, um die damals zerstrittene Regierung zur Vernunft zu bringen. Die ist, wie die Elite des Landes generell, sehr männlich dominiert. Und verabschiedet auch eine Vielzahl an Gesetzen, die nicht gerade frauenfreundlich sind - Ehefrauen verlieren etwa im Falle von Scheidung oder Tod des Partners den Zugang zum Ackerland der Familie.

Njoka scheint genau dieses Aufbegehren ein Dorn im Auge zu sein: „Frauen denken plötzlich, sie könnten die Rolle des Familienvorstands einnehmen. Und das ist komplett falsch", sagte er in einem Interview. Das hat übrigens auch schon in Briefen an die Vereinten Nationen zum Ausdruck gebracht. Und auch bei Jay-Z, dem wohl prominentesten Opfer „weiblicher Gewalt“, trug er seine Dienste an: Die Schwägerin des Rappers, Solange Knowles, hatte ihn im Mai dieses Jahres in einem Lift attackiert. „Jay-Z sollte sich nicht allein damit fühlen“, meinte der Kenianer damals. Ohne Erfolg, denn der Sänger reagierte nie.

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