Japan wird doch nicht atomfrei

Japan wird doch nicht atomfrei
Für Sommer 2012 kündigte der neue japanische Ministerpräsident Noda sein Energiekonzept an: Japan wird weiter auf Atomkraft setzen.

Mit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 setzte in dem einst atomkraftfreundlichen Japan ein Umdenkprozess ein. Die Japaner sind zu Kernenergie-Gegnern geworden. Zwei Drittel aller Kommunen wollen keine neuen Atomkraftwerke, geht aus einer am Sonntag von der Nachrichtenagentur Kyodo veröffentlichten Umfrage hervor. Statt neuen Atommeilern ist die Hälfte der Befragten an der Ansiedelung von Solarkraftwerken interessiert. Doch aus dem endgültigen Atomausstieg dürfte nichts werden. Denn: Trotz des folgenschweren Atomunfalls kündigte der neue japanische Ministerpräsident Yoshihiko Noda am Dienstag in einer Grundsatzrede vor dem Parlament in Tokio keinen Atomausstieg an. "Es ist unproduktiv, nur in dem Gegensatz zu denken, die Atomkraft loszuwerden oder sie zu fördern", sagte Noda. Vielmehr setze er darauf, "unsere Abhängigkeit von Atomkraft mittel- und langfristig so stark wie möglich zu verringern" und zunehmend erneuerbare Energien zu nutzen. Bis zum kommenden Sommer will Noda sein neues Energiekonzept präsentieren.

"Unser Land muss eine Gesellschaft der neuen Energien bauen", so Noda. Atomreaktoren, die derzeit wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb seien, könnten jedoch wieder hochgefahren werden. Derzeit sind nur elf der 54 japanischen Reaktoren in Betrieb. Nodas Vorgänger Naoto Kan, der wegen Kritik an seinem Krisenmanagement nach dem Atomunfall zurückgetreten war, hatte sich als Konsequenz aus der Fukushima-Katastrophe für einen Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen.

15781 Tote

Vor der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe, die das Atomkraftwerk Fukushima schwer beschädigte, hatte Japan geplant, bis zum Jahr 2030 den Anteil der Atomkraft an seiner Energieversorgung auf rund die Hälfte zu erhöhen. Dadurch wollte das rohstoffarme Land seine Abhängigkeit von Energieimporten verringern und die Umsetzung seiner Klimaschutzziele sicherstellen.

Bei der Katastrophe starben 15.781 Menschen, 4086 gelten als vermisst. Die Schäden belaufen sich auf etwa 160 Milliarden Euro. Etwa 82 000 Menschen wurden aus der Region herausgeholt, 6800 von ihnen leben immer noch in Notunterkünften. Viele Opfer machen die Regierung für Verzögerungen verantwortlich.

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