Sizilien: Mönche als "Animatoren" am Strand

Hitzegeplagte Palermitaner strömen am Wochenende in Scharen nach Mondello. Eine halbe Autostunde vom Zentrum der sizilianischen Hauptstadt entfernt, sorgen kilometerlanger feiner Sandstrand und türkisfarbenes Meer für Erfrischung. Die Altstadt hingegen ist an heißen Tagen verwaist. Auch Kirchenbänke im Centro Storico bleiben leer. Das hat die Kapuzinermönche der Pfarre des vernachlässigten Stadtteils Danisinni auf eine Idee gebracht: Sie verlegten ihre Messen kurzerhand an den Strand von Mondello.
"Der Strand ist ein Ort der Begegnung. Als Kirche wollen wir uns öffnen. Wir sind nicht da, um jemanden zu bekehren, doch wir wollen Menschen die Möglichkeit geben, Eucharistie zu feiern und an Gebeten teilzunehmen", erklärt Pater Mauro Billetta. "Wir bringen Gott zu den Badegästen", sagt eine Teilnehmerin über die "christliche Animation" an einem der beliebtesten und meist besuchten Strände Siziliens.
Provisorischer Altar
Die Kapuzinermönche zelebrieren täglich ab 19 Uhr am Lungomare eine Messe. Unter einem weißen Plastikzelt wurden ein Kreuz und ein provisorischer Altar aufgebaut. Davor stehen reihenweise Plastiksessel bereit. In der Ferne sind "stabilimenti", Badehütten, und das Meer zu sehen. Mondello mit seinen Restaurants, Bars und Discos ist im Sommer das Zentrum des Nachtlebens.
"Am Anfang dachten wir, es handelt sich um Zeugen Jehovas. Erst später haben wir die Mönche in ihren Kutten erkannt ", erzählt eine Touristin. "Natürlich fragt man sich am Anfang, warum sie hier sind und was sie von uns wollen. Aber ja, jeder macht eben seinen Job. Und das ist ihre Berufung, die man respektieren muss", findet Bademeister Luca.
Doch die "Missionierungsaktion" stößt auch auf Kritik: "Wenn das nicht ‚religiöse Politikmache‘ ist. Ich frage mich, warum die Mönche nicht zu armen Flüchtlingen gehen, die ganz in der Nähe ankommen, und ihnen ihre Solidarität zeigen. Auch in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln. Wo ist die christliche Nächstenliebe?", fragt sich eine Sizilianerin. In der Tat: Während die Mönche die Messe feiern, lancieren Hilfsorganisationen einen neuerlichen Facebook-Appell, dass dringend Babynahrung und Medikamente für Flüchtlinge benötigt werden. Erst vergangene Woche trafen 360 Überlebende des Schiffsunglücks vor Libyen mit einem Marineschiff im Hafen von Palermo ein.
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