Italien: Krippen, die an Flüchtlinge erinnern

Ein Bootswrack ist die Krippe in Assisi, in Umbrien bastelten Muslime an kleinen Krippen.

"Komm her, stell dich vor Maria und Josef", ruft eine italienische Pilgerin ihrem Kind zu. Die überlebensgroßen Krippenfiguren Maria, Josef und das Jesuskind in einem Stall mitten auf dem Petersplatz sind ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. Die "presepe" ( Krippe) für den Vatikan wurde heuer von der Dolomiten-Gemeinde Tesero im Fleimstal gespendet. Die Krippe auf dem Petersplatz, die noch bis Anfang Februar ausgestellt ist, wurde traditionsgemäß (am 18. 12.) von Papst Franziskus eingeweiht.

Wenige Wochen zuvor, am 6. Dezember, hatte der Pontifex eine ganz besondere Krippe – ein Geschenk der italienischen Marina Militare – im Wallfahrtsort Assisi gesegnet. Dabei wurden die Krippenfiguren in einem Bootswrack aufgestellt, in dem im März 2014 zahlreichen Flüchtlingen das Leben gerettet wurde. Bereits bei seinem Besuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa diente dem Papst ein einfaches Holzboot bei der Messfeier als Unterbau zum Altar.

Wie sehr Flüchtlinge dem Pontifex am Herzen liegen, hat er auch zu Weihnachten wieder zum Ausdruck gebracht. "Wenn ich auf dieses Boot schaue: Wie viele Brüder und Schwestern sind im Meer ertrunken! An diesem Weihnachtsfest lade ich Sie dazu ein, Ihr Herz der Barmherzigkeit, der Vergebung zu öffnen. Auch wenn es nicht einfach ist, diese Massaker zu vergeben", sagte Franziskus in Gedenken an die vielen Opfer im Mittelmeer. Laut Schätzungen kamen 3500 Flüchtlinge, davon 1000 Kinder – die meisten davon stammten aus Syrien, Irak und Afghanistan – bei der Überfahrt über das Mittelmeer im Jahr 2015 ums Leben.

Die "Boots-Krippe" auf dem Platz vor der Basilika San Francesco sei ein Symbol für alle Boote, die Menschen lebend nach Europa gebracht haben, und auch für jene Boote, die auf dem Meeresgrund liegen. "Diese Krippe hat eine sehr tiefe Bedeutung: Das Boot hat viele Flüchtlinge über das Mittelmeer gebracht", erklärte Pater Enzo Fortunato vom Sacro Convento in Assisi.

400 Kilometer südlich des umbrischen Wallfahrtsortes, in der Provinz Foggia, startete erfolgreich ein religionsübergreifendes Krippenprojekt. Muhammad, Saïd, Aasim und Farid, die aus Pakistan, Irak und Afghanistan flüchten mussten, haben in der kleinen Ortschaft Candela Unterschlupf gefunden. Aus Recycling-Materialen wie Altpapier und roher Pasta haben sie kleine Krippen gebastelt, die mit goldener Farbe verziert wurden.

Respekt für Gastgeber

"Wir wollen so unseren Respekt jenen gegenüber ausdrücken, bei denen wir zu Gast sind", erklärte Farid. "Es gibt nur einen Gott und der macht keine Unterschiede, wir sind alle Freunde und Brüder", sagt Muhammad. Die handgefertigten Krippen werden auf dem lokalen Weihnachtsmarkt verkauft.

Projektleiterin Maria Tucci freut sich über den gelungenen Beitrag zur Integration: "Es ist schön zu sehen, wie junge Muslime, Hindus, Christen sich gemeinsam um einen Tisch versammeln und an einer Krippe basteln. Es herrscht ein Klima von gegenseitigem Respekt und Solidarität."

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