Ingenieur wollte Parlament sprengen
Das ist eine ernsthafte Sache, der Anschlag galt dem Parlament, der Regierung und dem Präsidenten“, sagte Regierungssprecher Pawel Gras. Die professionell vorbereitete Terror-Attacke wurde durch Kräfte des Inlandgeheimdienstes ABW vereitelt.
Die Nachricht schreckte das Land auf. Die zuständigen Behörden haben den Verdächtigen, Brunon K., bereits am 9. November verhaftet. Der promovierte Chemie-Ingenieur der Landwirtschaftsuniversität in Krakau soll bereits zum Teil geständig sein, sagte der Staatsanwalt Mariusz Krason zum Stand der Ermittlungen.
Der 45-Jährige plante den Anschlag auf das Parlamentsgebäude (Sejm), wenn sich Regierung und Präsident während einer Haushaltsbesprechung dort aufhalten, so die Krakauer Staatsanwaltschaft. Der verhinderte Terrorist soll auch eine Selbstmord-Attacke nicht ausgeschlossen haben. Den Verhafteten trieben wohl nationalistische und antisemitische Motive an.
Laut informellen Quellen von TVN24 hatte er sich durch das Oklahoma City Attentat (1997) und durch den norwegischen Massenmörder Anders Breivik inspirieren lassen. Im Internet habe er gegen die Regierung der liberal-konservativen Partei „Bürgerplattform“ Drohungen ausgestoßen, hieß es. Zwei weitere Männer wurden festgenommen, die er als „Gesinnungsgenossen“ angeworben hatte. Angeblich hatte er vier Personen im Umgang mit Sprengstoff geschult. Neben vier Tonnen Sprengstoff (TNT, Hexogen, PETN und Schwarzpulver), der teils illegal in der Universität gelagert wurde, fanden die Ermittler ein ganzes Arsenal: Granaten, über 1000 Schuss Munition, einige Dutzend Waffen sowie Aufnahmen von Probesprengungen.
Nach dem ersten Schreck geht an der Weichsel die Frage nach dem Warum um. „Haben wir ein Klima des Hasses?“, fragte eine Nachrichtensprecherin. Ein Terror-Experte spricht schon von einem „polnisch-polnischen Krieg“. In Polen gibt es keine rechtsradikalen Parteien, jedoch entsprechende Bewegungen, die bei Nationalfeiertagen wie am 11. November für Tumulte sorgen.
Verbunden mit radikalen Fußballfans sehen sie immer noch „Kommunisten“ an der Regierung. Der Flugzeugabsturz, bei dem Staatspräsident Lech Kaczynski mit 95 weiteren Personen ums Leben kam, schürt zudem Verschwörungstheorien. Premier Donald Tusk appellierte an alle, von der Aggression in der polnischen Debattenkultur abzukommen.
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