Hunger: Krise im Südsudan "schlimmste der Welt"

Der UN-Sicherheitsrat hat die Nahrungsmittelkrise im Südsudan als "die schlimmste der Welt bezeichnet" und die Geberländer zu großzügiger Hilfe aufgefordert. In einer am Freitagabend von den 15 Mitgliedern des Sicherheitsrats einstimmig angenommenen Entschließung heißt es, die Krise drohe wegen des Konflikts zwischen Regierungstruppen und Aufständischen bald zu einer Hungersnot zu werden.
An die Geberländer, die im Mai auf einer Konferenz in Oslo mehr als 618 Milionen Dollar (460 Millionen Euro) für den Südsudan zusagten, appellierte der Rat, ihre Zusagen einzuhalten und die Hilfsgelder aufzustocken. Die Konfliktparteien wurden aufgerufen, die Zivilisten, insbesondere Frauen und Kinder, zu schützen und humanitäre Hilfe nicht zu behindern.
In einer weiteren Entschließung beklagt der UN-Sicherheitsrat, den mangelnden Fortschritt bei den Bemühungen um Frieden und Versöhnung im Südsudan. Die Konfliktparteien müssten die Feindseligkeiten sofort einstellen und Verhandlungen aufnehmen. Angriffe gegen Zivilisten oder UN-Soldaten könnten als Kriegsverbrechen gewertet werden.
Kämpfe verschärfen Krise
Der im Dezember eskalierte Konflikt zwischen Regierungstruppen und Aufständischen im Südsudan hat die Hungersnot im Land mitverursacht. Bei Kämpfen wurden in den vergangenen Monaten tausende Menschen getötet. Wegen der Gewalt haben Millionen Menschen ihre Felder verlassen und können nun nicht säen. Die einsetzende Regenzeit wird weite Teile der Infrastruktur lahmlegen.
Die Zahl der Hungernden könnte der UNO zufolge bis August auf vier Millionen steigen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) müssen zehntausende Kinder schon jetzt von dem leben, was sie in der Natur finden, etwa Pflanzenzwiebeln und Wurzeln. Der Südsudan ist der jüngste Staat der Erde, erst 2011 hatte er seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangt.
Vor Ausbruch der Kämpfe im Südsudan hatte das Dorf "ein paar Tausend" Einwohner, jetzt drängen sich um Mingkanam (im Bundesstaat Lakes) rund 100.000 Menschen, berichtet Caritas-Mitarbeiter Thomas Preindl, der sich bis Freitag in dem Bürgerkriegsland aufhielt. "Die Geflüchteten haben sich in wilden Siedlungen im Busch niedergelassen und benötigen dringend Hilfe", so der Österreicher im KURIER-Telefonat, "die Lage ist wirklich dramatisch."
Die Regenzeit habe bereits begonnen, die Familien brauchten daher Notunterkünfte. "Wir verteilen derzeit Plastikplanen und Matratzen", schildert Preindl, der von der südsudanesischen Hauptstadt Juba per UN-Helikopter in die abgelegene Region geflogen ist. Die Vertriebenen würden von massiven Gefechten, Zerstörungen ganzer Dörfer, Plünderungen und Vergewaltigungen erzählen. "Teilweise wurde ihr Vieh erschossen oder in den Nil getrieben – das ist eine bewusste Zerstörung der Lebensgrundlagen", sagt der Helfer. Die Flüchtlinge in Mingkanam, die allesamt der Volksgruppe der Dinka angehören, lebten noch immer "in einem Zustand der Angst, keiner möchte wieder zurückkehren – zumindest derzeit". Insgesamt sind bereits 1,12 Millionen Menschen auf der Flucht, 820.000 davon im Land selbst, weitere 300.000 haben sich in den benachbarten Ländern Uganda, Äthiopien, Kenia und dem Sudan in Sicherheit gebracht.
Krieg um Macht und Öl
Die Kämpfe waren im Dezember des Vorjahres ausgebrochen und verlaufen im Wesentlichen entlang ethnischer Linien (Nuer versus Dinka und umgekehrt). Letztlich geht es um Macht und darum, wer die Erdölregionen kontrolliert.
In der Hauptstadt Juba, führt Preindl weiter aus, gebe es zwar eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und sechs Uhr Früh, ansonsten aber sei die Situation dort ruhig.
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