"Wenn ich mir meine Zukunft vorstelle, sehe ich nichts"

"Ich habe die Schule geliebt, ich habe so gerne Mathematik gelernt.“ Heute arbeitet das elfjährige Flüchtlingskind Radwan Zwölfstundenschichten in einer Näherei in der Türkei, um die verwitwete Mutter zu unterstützen. Radwan ist nur eines der vielen Beispiele, die Human Rights Watch in einem Bericht mit dem Titel "Wenn ich mir meine Zukunft vorstelle, sehe ich nichts“ auflistet.
Verlorene Generation
Fast 500.000 syrische Flüchtlingskinder haben im vergangenen Schuljahr laut der Menschenrechtsorganisation in der Türkei keine Schulbildung erhalten. Dies stelle für eine ganze Generation ein großes Risiko dar, sagte Autorin Stephanie Gee am Montag bei der Vorstellung des 61-seitigen Berichts. "Sie (die Kinder) werden auf der Straße landen oder zurück nach Syrien gehen, um zu kämpfen; sie werden zu Extremisten radikalisiert oder sie sterben auf dem Weg nach Europa im Meer", so das Fazit.
Problem wird sich verschärfen
Angesichts der weiter hohen Zahl von Flüchtlingen werde sich das Problem noch verschärfen. Laut HRW waren im Schuljahr 2014/2015 nur 212.000 von 708.000 schulpflichtigen syrischen Kindern in türkischen Schulen. Zwar hat die Türkei im September 2014 die Integration der syrischen Kinder in ihr Schulsystem beschlossen, in der Praxis scheitert das aber oft daran, dass den Flüchtlingen das Geld für Schulgebühren oder den Transport zu den Einrichtungen fehlt. Auch mangelnde Türkischkenntnisse sind ein Problem.
Die Türkei und die internationale Gemeinschaft müsse Schulunterricht für syrische Kinder in der Türkei sicherstellen, forderte die Organisation
Nach Schätzungen des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF erhalten knapp drei Millionen syrische Kinder im In- und Ausland aufgrund des Bürgerkriegs in ihrer Heimat keine Schulbildung mehr. Die Türkei hat seit 2011 rund 2,2 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Nur 250.000 von ihnen leben in Flüchtlingslagern. Dort liegt die Einschulungsquote laut HRW bei fast 90 Prozent.
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