Studenten streiken für mehr Demokratie

Eine große Menschenmenge versammelt sich im Freien zu einer Demonstration.
Der Zentralregierung in Peking wird eine "diktatorische" Kontrolle der Wahlverfahren vorgeworfen.

Aus Protest gegen unzureichende demokratische Reformen in Hongkong haben Tausende Studenten am Montag einen einwöchigen Streik begonnen.

Sie boykottierten in 24 Hochschulen der chinesischen Sonderverwaltungsregion den Unterricht. Bei einer Demo auf dem Campus der Chinesischen Universität von Hongkong forderten Studenten von der Führung in Peking, ihre umstrittenen Pläne für die erste Direktwahl in Hongkong zurückzunehmen.

Demnach dürfen beispielsweise keine Kandidaten frei aufgestellt werden. Der Zentralregierung in Peking wird deshalb eine "diktatorische" Kontrolle der Wahlverfahren in der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole vorgeworfen.

"Ein Land, zwei Systeme"

Die ehemalige britische Kronkolonie, die 1997 an China zurückgegeben wurde, wird heute nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenständiges chinesisches Territorium autonom verwaltet. Zwar hatte Peking für 2017 erste direkte Wahlen vorgeschlagen, doch müssen die Kandidaten von einem 1.200 Mitglieder großen Wahlkomitee ernannt werden, das weitgehend loyal zu Peking steht. Auch behält sich Peking das Recht vor, den gewählten Regierungschef am Ende zu billigen.

Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying appellierte in einem Leitartikel in der "Financial Times" an die Hongkonger, die begrenzten Reformen für die Wahl 2017 zu akzeptieren. Nach der gemeinsamen Erklärung mit Großbritannien von 1984 über die Rückgabe Hongkongs sei China nicht verpflichtet, das freie Wahlrecht einzuführen, hob Leung hervor.

Tägliche Aufmärsche

Dennoch planen Studenten von Dienstag an nahe des Hongkonger Regierungssitzes tägliche Aufmärsche und Veranstaltungen zu politischen Reformen, an denen auch Lehrkräfte teilnehmen werden. Rund 400 Mitarbeiter von Universitäten, darunter knapp 300 Mitglieder des Lehrkörpers, unterstützen den Boykott.

Der Studentenstreik ist nur ein Vorläufer weiterer Proteste. Die prodemokratische Occupy-Central-Bewegung plant am 1. Oktober eine Demonstration als Auftakt für eine Kampagne des zivilen Ungehorsams, in deren Folge auch die Straßen des Central genannten Finanzdistrikts von Hongkong blockiert werden sollen. Vor dem Hintergrund der Kontroverse ist die Stimmung in Hongkong gegenwärtig so schlecht, dass in einer Umfrage jeder Fünfte darüber nachdenkt, die Metropole zu verlassen, wie die " South China Morning Post" berichtete.

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