© Reuters/CHAIWAT SUBPRASOM

UNO-Bevölkerungsbericht

Handlungsbedarf bei Teenagerschwangerschaften

Wenn Kinder Kinder kriegen, trifft es meist die Ärmsten der Welt. 7,3 Millionen Teenager werden pro Jahr Eltern.

10/30/2013, 12:46 PM

Jede Schwangerschaft sollte gewollt und sicher sein. Doch davon ist in vielen Staaten der Erde keine Rede. Pro Jahr bekommen 7,3 Millionen Teenager ein Kind, zwei Millionen davon sind gar unter 15 Jahre halt. Dies erklärten am Mittwoch Experten bei der Präsentation des UN-Weltbevölkerungsberichtes 2013 in Wien.

"95 Prozent der Teenagerschwangerschaften betreffen die Entwicklungsländer. 20.000 Mädchen werden täglich Mütter. 90 Prozent dieser Schwangerschaften erfolgen in Partnerschaften oder in der Ehe. Teenagerschwangerschaften bedeuten ein besonders hohes Gesundheitsrisiko für Mütter und ihre Kinder. (...) Eine Teenagerschwangerschaft ist aber nicht nur eine Gesundheits-, sondern auch eine Menschenrechtsfrage", sagte Petra Bayr, Bereichssprecherin für globale Entwicklung der SPÖ. Pro Jahr sterben weltweit rund 70.000 Mädchen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt.

Das Problem könnte mit der demografischen Entwicklung in den Ländern der Dritten und Vierten Welt nur noch größer werden. Bereits 1,2 Milliarden Menschen sind zwischen zehn und 19 Jahre alt, das sind 18 Prozent der Weltbevölkerung von rund sieben Milliarden Menschen. Sehr frühe sexuelle Kontakte, Kinderehen, Zwangsverheiratungen und auch noch viele andere soziale und gesellschaftliche Faktoren führen auch dazu, dass Mädchen oft einen geringeren sozialen Stellenwert haben.

Bildung geht den Bach runter

Ingo Piegeler vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA): "Es gibt Druck auf staatlicher Ebene, Benachteiligungen in der Gemeinschaft, in Schule, Familie und auf individueller Ebene." Ein riesiges Problem besteht auch darin, dass frühe Heirat und Schwangerschaft dazu führen, dass die Mädchen zumeist aus der Schulbildung heraus fallen. Petra Bayr: "Eine von zehn 15-Jährigen in Bangladesch wird schwanger. Sie brechen die Schule ab, werden nie selbstständig erwerbstätig. In Kenia gehen rund 1,6 Millionen Mädchen nicht in die Schule." Dadurch entsteht ein Schaden für das Bruttoinlandsprodukt, das dem Umsatz des kenianischen Bergbaus entspricht.

Bildung, Sexualaufklärung, das Schaffen sicherer Bereiche für Mädchen in Gesellschaften, wo Frauen benachteiligt werden und Einflussnahme auf die oft dominierende "Männerwelt" wären notwendig, um die Probleme zu bewältigen. Doch das ist auch von den Finanzen der Hilfsorganisationen abhängig. Der UNFPA wird zum größten Teil von den skandinavischen Ländern unterstützt. Judith Schwentner, Sozialsprecherin der Grünen: "Österreich leistet einen Mickey Mouse-Beitrag. Da stehen 1.000 Euro drauf, das ist eigentlich Null."

Lage in Österreich

Die Gynäkologin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung, Barbara Maier: "Teenagerschwangerschaften sind Risikoschwangerschaften." Frühgeburtlichkeit und andere Probleme seien dabei viel häufiger, besonders gefährlich sei das in Entwicklungsländern, wo die medizinische Versorgung lückenhaft ist.

Auch in Österreich gibt es noch immer Teenagerschwangerschaften: 1990 waren es 20 bei Mädchen bis zu 14 Jahren, 2012 sieben. Die Zahl der Schwangerschaften von 15- bis 17-Jährigen jungen Frauen fiel in Österreich von 1.263 im Jahr 1990 auf 505 im vergangenen Jahr."

Zahlen, Daten, Fakten.

Teenagerschwangerschaften bedeuten eine Gefahr für Mütter und Kinder, berauben sie vieler Chancen im Leben und führen in den Entwicklungsländern zu enormen gesundheitlichen und sozialen Nachteilen. Hier einige Fakten aus dem UN-Weltbevölkerungsbericht 2013:

– Im Jahr 2010 gab es 1,2 Milliarden Heranwachsende (zehn bis 19 Jahre). Das sind 18 Prozent der Weltbevölkerung. 88 Prozent aller jungen Menschen leben in Entwicklungsländern.

– Rund die Hälfte (49 Prozent) aller heranwachsenden Mädchen weltweit lebt in nur sechs Ländern: China, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan und USA.

– In Entwicklungsländern wird jede fünfte junge Frau (19 Prozent) schwanger, bevor sie 18 Jahre alt wird.

– 70.000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sterben jedes Jahr in Entwicklungsländern infolge von Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt – das sind fast 200 Mädchen täglich.

– Jährlich gibt es 3,2 Millionen unsichere Abtreibungen unter 15-bis 19-jährigen Mädchen. 44 Prozent entfallen auf Afrika südlich der Sahara.

– Pro Jahr bekommen 7,3 Millionen Mädchen in Entwicklungsländern ein Kind, bevor sie 18 Jahre alt sind – das sind 20.000 Mädchen pro Tag, die Mütter werden.

– Zwei Millionen dieser Geburten entfallen auf Mädchen unter 15 Jahren.

– Von den weltweit 13,1 Millionen Geburten bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren entfallen 95 Prozent auf Entwicklungsländer.

– Von den jährlich 680.000 Geburten unter 15- bis 19-Jährigen in entwickelten Ländern entfällt der größte Teil auf die USA. Dort wurden im Jahr 2011 329.772 Geburten unter 15- bis 19-Jährigen verzeichnet.

– In Entwicklungsländern (außer China) heiraten 16 Prozent aller Mädchen, bevor sie 18 Jahre alt sind.

– Weltweit heiraten jeden Tag 39.000 Mädchen im Alter von unter 18 Jahren.

– Laut der Statistik Austria sind im Jahr 2012 in Österreich 505 Mädchen im Alter von 15 bis 18 Jahren Mutter geworden. Weitere sieben Mädchen sind unter 15 Jahre Mutter geworden.

– Der Bevölkerungswachstum in Österreich liegt zwischen 2012 bis 2015 bei 0,4 Prozent.

– Die Gesamtfruchtbarkeitsrate liegt in Österreich 2010 bis 2015 bei 1,5 Kindern pro Frau.

– 2010 Betrug der Bevölkerungsanteil im Alter von zehn bis 19 Jahren in Österreich 11 Prozent.

Jederzeit und überall top-informiert

Uneingeschränkten Zugang zu allen digitalen Inhalten von KURIER sichern: Plus Inhalte, ePaper, Online-Magazine und mehr. Jetzt KURIER Digital-Abo testen.

Kommentare

Handlungsbedarf bei Teenagerschwangerschaften | kurier.atMotor.atKurier.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat