Gruppenvergewaltigung: Drei Jahre Haft

Der damals 17-Jährige wurde zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt. Den volljährigen Angeklagten droht die Todesstrafe.

Das Verbrechen hatte landesweit Proteste ausgelöst. Mehr als acht Monate nach der Gruppenvergewaltigung einer Inderin in einem Bus in Neu Delhi ist am Samstag das erste Urteil gefallen. Vor Gericht stand ein damals 17-Jähriger, dessen Fall separat vor einem Jugendgericht verhandelt worden ist. Ihm Mann war vorgeworfen worden, die Studentin mit anderen Männern entführt, vergewaltigt und ermordet zu haben.

Viermal wurde der Richterspruch verschoben, weil Anwälte anzweifelten, dass alle Menschen unter 18 automatisch unter das Jugendstrafrecht fallen. Nun aber hatte das Verfassungsgericht den Weg freigemacht für die Entscheidung. Nach Angaben seines Verteidigers Rajesh Tiwari wurde der junge Mann zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt. Das Jugendgericht habe ihn allerdings nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Er hatte erklärt, nicht schuldig zu sein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Verurteilte stammt aus einer sehr armen Familie. Er lief nach Angaben aus Polizeikreisen schon im Alter von elf Jahren aus seinem Heimatdorf in Uttar Pradesh davon und landete in der indischen Hauptstadt. Dort arbeitete er in einigen Straßenkneipen, lieferte Milch, säuberte Busse und verkaufte Fahrkarten.

Volljährigen droht Todesstrafe

Der Mordprozess gegen die volljährigen Verdächtigen vor einem Schnellgericht in Neu Delhi dauert noch an, dieses Urteil wird in den kommenden Tagen oder Wochen erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass die Männer die Todesstrafe erhalten. Ein weiterer mutmaßlicher Täter wurde im März erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden; eine Untersuchung über die Todesumstände dauert noch an.

Sexuelle Übergriffe auf Frauen wurden in Indien lange verharmlost oder totgeschwiegen. Doch die Vergewaltigung einer Studentin Ende 2012 löste eine Protestwelle aus.

16. Dezember 2012: In einem Bus in Neu Delhi vergewaltigen und foltern sechs Männer eine 23-jährige Studentin und verprügeln ihren Freund. Am Folgetag nimmt die Polizei vier Verdächtige fest, später zwei weitere. Die Frau schwebt in Lebensgefahr.

18. Dezember: Demonstranten verlangen die Todesstrafe für Vergewaltiger. Die Opposition fordert im Parlament schärfere Gesetze.

23. Dezember: Bei gewalttätigen Protesten gibt es mehr als 100 Verletzte.

27. Dezember: Der Zustand des Opfers verschlechtert sich. Die Frau wird nach Singapur ausgeflogen, wo sie am 29. Dezember stirbt.

3. Jänner 2013: Die Justiz erhebt gegen fünf Beschuldigte Anklage wegen Mordes, Vergewaltigung und Entführung. Ihnen droht die Todesstrafe. Das Alter des sechsten Beschuldigten wird geprüft.

21. Jänner: Die mutmaßlichen Vergewaltiger stehen in Neu Delhi für erste Anhörungen vor einem der neuen Schnellgerichte, die nach dem Tod der Studentin eingerichtet worden waren.

28. Jänner: Ein Jugendgericht bescheinigt einem Beschuldigten, dass er nicht volljährig ist. Damit drohen ihm maximal drei Jahre Haft.

2. Februar: Bei einer Anhörung plädieren die Angeklagten auf nicht schuldig. Indien verschärft die Strafen für sexuelle Gewalttäter. Nun reichen sie von mindestens 20 Jahren Haft bis zur Todesstrafe.

5. Februar: Der Prozess gegen fünf Beschuldigte beginnt.

11. März: Der mutmaßliche Drahtzieher wird erhängt in seiner Zelle gefunden.

11. Juli: Das erwartete Urteil gegen den zur Tatzeit 17-Jährigen wird zunächst um zwei Wochen und dann erneut mehrfach verschoben.

28. August: Vergewaltiger sollen in Indien mit dem Versprechen, das Opfer zu heiraten, keine Strafmilderung mehr bekommen. Das habe das Verfassungsgericht entschieden, berichtet die "Times of India".

31. August: Der zur Tatzeit 17-Jährige wird zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Kommentare