Der eine ist Deutscher, der andere Argentinier: Das WM-Finale hat seine Entsprechung im Vatikan. Gemeinsam geschaut wird aber eher nicht.
11.07.14, 11:24
Es wäre ein zu schönes Bild gewesen: Auf der einen CouchseitePapst Franziskus, mit Mate-Tee in der Hand und Argentinien-Schal um den Hals, auf der anderen Ex-Papst Benedikt, Bier trinkend und „Schlaaaand!“ rufend.
Dass sich das am Sonntag während des WM-Finales zutragen wird, ist leider ziemlich unwahrscheinlich. Denn obwohl die beiden Päpste, der aktuelle und der emeritierte, als ranghöchste katholische Vertreter ihres Landes gelten, ist Diplomatie im
Vatikan noch ein Stückchen höhergestellt als Fußballleidenschaft: „Päpste sind erhabene Personen“, ließ Vatikansprecher
Francisco Lombardi nach Bekanntwerden der Finalpaarung ausrichten. „Sie sagen, dass immer der Bessere gewinnen soll.“
A fan of Argentina soccer team dressed as Pope Francis holds a bible and a World Cup replica outside the team's base camp at Ciudad do Galo grounds in Vespasiano, outside Belo Horizonte, June 20, 2014. Argentina will face Iran in their 2104 World Cup Group F second match next June 21. REUTERS/Sergio Perez (BRAZIL - Tags: SPORT SOCCER WORLD CUP)
Auch, dass die beiden sich das Match gemeinsam ansehen, ist nach Aussage
Lombardis eher nicht anzunehmen – es sei „unwahrscheinlich“, dass der emeritierte
Papst Benedikt dafür seine strenge Tagesroutine unterbreche. Und das, obwohl der 87-Jährige kolportierterweise Bayern-München-Fan ist.
Der Unparteiische
Bei seinem Nachfolger und aktuellen Amtsinhaber ist hingegen noch nicht so fix, dass er das Match auslässt – ausschließen wolle Lombardi für Sonntag gar nichts: „Wir werden in den kommenden Tagen weitersehen. Zumindest will er, dass ich ihn über das Ergebnis informiere“, gab sich der Papst-Sprecher kryptisch. Franziskus hängt bekanntlich der Ruf an, ein begeisterter Fußballfan zu sein– er hat schließlich auch eine Jahreskarte des argentinischen Erstligisten
San Lorenzo de
Almagro. Eine seiner ersten Audienzen als frisch gekürter Papst widmete er sogar einigen Spielern des Klubs.
Argentina fans hold pictures of (L-R) Argentina's Lionel Messi, Pope Francis and Diego Maradona before the 2014 World Cup round of 16 game between Argentina and Switzerland at the Corinthians arena in Sao Paulo July 1, 2014. REUTERS/Kai Pfaffenbach (BRAZIL - Tags: SOCCER SPORT WORLD CUP)
Doch dass Franziskus auch um göttlichen Beistand für seine Landsleute bitten wird, ist deshalb nicht die logische Konsequenz – der Argentinier ließ sich schon im Laufe des ganzen Turniers zu keiner Festlegung hinreißen. Zudem gab er
Brasiliens Staatschefin
Dilma Rousseff schon im Vorfeld das Versprechen, seinem Heimatland nicht die Daumen zu drücken, sollte es ins Finale kommen. Das war allerdings bevor die Brasilianer sich mit 7:1 von den Deutschen demütigen ließen – möglicherweise würde Rousseff sich nun was anderes vom Pontifex wünschen.
Papst im Tor
Im
Vatikan selbst lässt man den Fußball jedenfalls hochleben: Auch wenn es innerhalb der Mauern kein offizielles Public Viewing im großen Stil geben soll, ist der Kleinstaat als „fußballnarrisch“ bekannt – und hat auch eine eigene Mannschaft. Johannes Paul II. war gar selbst aktiv, als Jugendlicher soll er als Torhüter eine durchaus respektable Figur gemacht haben.
In
Österreich ist man hingegen weniger vorsichtig, was das Fantum der beiden Päpste angeht: Per
Facebook laden die Mönche von
Stift Heiligenkreuz am Sonntag zum Public Viewing ein (siehe Foto): "Der Herr Abt hat es jedem von uns freigestellt, ob er zur Mannschaft des emeritierten oder des regierenden Papstes halten will..."
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