Fukushima: Erster Todesfall bei Aufräumarbeiten

Bei den Aufräumarbeiten im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima ist erstmals ein Arbeiter ums Leben gekommen. Der Mann sei am Freitag beim Ausheben eines Grabens unter Kies verschüttet worden, teilte der Betreiber Tokyo Electric Power mit.
Die Arbeiten seien für Sicherheitsprüfungen ausgesetzt worden. Tepco hatte erklärt, die Bergung der Brennstäbe sei nach einem Kranunfall gestoppt worden. Es ist die erste größere Unterbrechung bei dem Versuch, die mehr als 1.500 Brennstäbe zu bergen. Tepco wurde wiederholt wegen der Aufräumarbeiten in Fukushima kritisiert.
Fukushima: Eindrücke aus der Geisterstadt
Das ganze Ausmaß der Katastrophe von Fukushima ist trotz unzähliger Meldungen immer noch schwer nachvollziehbar. Der KURIER versucht sich zum dritten Jahrestag deshalb an einer umfassenden Bestandsaufnahme in Bildern, Zahlen, Fakten und Berichten.
Noch heute, am dritten Jahrestag der Atomkatastrophe, ist Namie in der Präfektur Fukushima eine Geisterstadt. Verlassene Straßen und verwüstete Schaufenster prägen das Stadtbild. In vielen Gebieten liegt die Strahlung bei weit über 50 Millisievert im Jahr und damit über der Evakuierungsgrenze von 20 Millisievert. In Namie lebt deshalb seit drei Jahren niemand mehr. Auch für geringer verstrahlte Zonen der Stadt ist der Zugang verboten oder nur für wenige Stunden am Tag genehmigt.
Leben im Container
Der Wiederaufbau stockt in der ganzen Region: Rund 140.000 Opfer leben immer noch in containerähnlichen Behelfsunterkünften. Die Trümmer des Tsunami sind zumindest fast überall beseitigt. Rund 70 Prozent der beim Tsunami zerstörten Agrarflächen können ab diesem Frühjahr wieder benutzt werden, gab das Landwirtschaftsministerium dieser Tage bekannt. Auch seien nun 143 der 319 zerstörten Fischereihäfen wieder vollständig aufgebaut.
Gestorben ist durch die Verstrahlung noch niemand. Mehrere Bewohner der Region verübten jedoch Selbstmord. Nach amtlichen Angaben starben außerdem fast 2000 Menschen an Stress oder anderen Krankheiten, die auf die Katastrophe zurückzuführen sind.
Keine Anklage
Juristisch wurde bisher niemand für den Reaktorunfall verantwortlich gemacht. Im Jahr 2012 reichten 15.000 Betroffene eine Klage gegen den Atomkraftwerkbetreiber Tepco ein. Im September 2013 entschied die Staatsanwaltschaft jedoch, keine Anklage zu erheben. Darauf haben Anfang März mehrere hundert Demonstranten hingewiesen, die sich in der japanischen Hauptstadt Tokio zu einer Protestkundgebung versammelten. "Es gibt viele Opfer, aber keine Anklagen", sagte die Organisatorin der Veranstaltung.
Google zeigt Bilder aus der Region rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima. Internetnutzer können das Gebiet per Street View erkunden, wie es vor und unmittelbar nach der Atomkatastrophe aussah und wie es sich heute darstellt. Das Kraftwerk war am 11. März 2011 durch ein Erdbeben und einen Tsunami schwer beschädigt worden.
Zu sehen sind bei Street View unter anderem Bilder von Städten und Dörfern, deren Bewohner wegen der immer noch sehr hohen radioaktiven Strahlung nach wie vor nicht zurückkehren können. Auf anderen Fotos ist zu sehen, wie der Wiederaufbau Fortschritte macht. Die neuen Bilder sind zwischen April und August 2013 entstanden.
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