Führerloser Frachter erreichte Italiens Küste

Nach dutzenden Stunden auf hoher See sind 450 Flüchtlinge vor der Küste Italiens in Sicherheit gebracht worden. Der führerlose Frachter "Ezadeen" mit den Migranten an Bord erreichte am späten Freitagabend begleitet von der Küstenwache den Hafen der kalabrischen Stadt Corigliano Calabro, wie die Küstenwache mitteilte. Viele der Flüchtlinge an Bord des unter der Flagge Sierra Leones fahrenden Frachters waren unterkühlt, sind aber wohlauf und wurden in ein Aufnahmelager gebracht. Laut den Behörden stammen sie mehrheitlich aus Syrien. An Bord befanden sich auch viele Familien mit Kindern.
Sie waren am Donnerstag bei ihrer Flucht über das Mittelmeer von der Besatzung des Frachters im Stich gelassen worden. Die Küstenwache entdeckte den zweiten führerlosen Frachter innerhalb weniger Tage und leitete die Rettung ein.
Neue Strategie der Schlepper
Das internationale Seerecht verpflichtet Seefahrende dazu, Schiffbrüchigen oder Passagieren havarierender Boote zu helfen. Diese Klausel haben Schlepper auch in der Vergangenheit immer wieder ausgenutzt. Meist setzten sie bisher aber Flüchtlinge auf kaum seetüchtigen Schlauch- oder Fischerbooten aus. Die Verwendung großer Frachtschiffe, die kurz vor der Verschrottung stehen, stellt eine neue Strategie dar.
Menschenschmuggler würden pro Kopf 1.000 bis 2.000 Dollar kassieren, was bei einer Passagierzahl wie im Fall der "Blue Sky M" ein Millionengeschäft sei, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf. Zudem können die Frachter im Gegensatz zu kleineren Fischerbooten auch im Winter, bei höherem Wellengang, die Überfahrt von Nordafrika bewältigen.
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