Pakistanische Extremisten bedrohen Malala

Nur Stunden nach der Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis hat die junge Aktivistin Malala Yousafzai via Internet eine Drohung pakistanischer Extremisten erhalten. Eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban drohte ihr noch am späten Freitag mittels Twitter.
"Charaktere wie Malala sollten wissen, dass wir nicht von der Propaganda (Ungläubiger) abgeschreckt werden. Wir haben scharfe und gewetzte Messer für die Feinde des Islam vorbereitet", hieß es darin. Verfasst hatte die Kurznachricht die Jamaat ul Ahrar, die sich im August von der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) abgespalten hatte.
Die 17-jährige Malala, die vor zwei Jahren nach einem Kopfschuss durch Taliban in Pakistan fast ums Leben gekommen wäre, lebt heute in Großbritannien. Die TTP, eine Dachorganisation von mehr als einem Dutzend Gruppen, hat sich bisher nicht zu der Auszeichnung der Kinderrechtsaktivistin geäußert. In Ihrer pakistanischen Heimat erhielt die jüngste Nobelpreisträgerin seit der Einführung der Auszeichnung Lob und Anerkennung, die wichtigen Tageszeitungen berichteten auf ihren Titelseiten über das Ereignis.
Malala lässt sich den Mund nicht verbieten
Der Friedensnobelpreis 2014 geht nach Pakistan und Indien: Die erst 17-jährige Malala Yousafzai und der indische Aktivist Kailash Satyarthi werden ausgezeichnet. Dass die junge Pakistanerin den Preis erhält, war schon vergangenes Jahr erwartet worden. "Sie hat große Courage gezeigt, um Kindern eine Stimme zu geben - unter den schlimmsten Umständen. Sie ist die führende Sprecherin der Kinderrechte", so das Nobelkomitee in seiner Begründung. Malala wurde im Jahr 2012 bekannt, als die auch in Pakistan aktiven Taliban ein Attentat auf sie verübten - sie überlebte die Attacke, seither ist sie weltweites Aushängeschild für Kinderrechte. Sie ist mit ihren 17 Jahren die jüngste Nobelpreisträgerin aller Zeiten. Das Durchschnittsalter der erstmals im Jahr 1901 verliehenen Auszeichnungen liegt bei 59 Jahren. Wissenschafter und Schriftsteller werden häufig erst am Ende ihrer Karriere oder im Ruhestand mit dem Preis bedacht.

Kampf dem Taliban-Terror
Malala - sie ist übrigens nicht nur die erste Pakistanerin, die den Preis erhält, sondern auch die jüngste Ausgezeichnete der Geschichte - überlebte vor zwei Jahren einen Mordanschlag der radikal-islamischen Taliban mit lebensgefährlichen Verletzungen. Ihr „Vergehen“: Yousafzai bloggte schon mit elf Jahren für die BBC aus dem Swat-Tal über die Unterdrückung durch die Taliban und pochte auf das Recht auf Bildung für Frauen und Mädchen. In einer Doku schilderte Malala ihren Wunsch, Ärztin zu werden – gegen die Regeln der Taliban. Deshalb schossen ihr Taliban im Vorjahr in einem Schulbus in den Kopf. Malala wurde zur Behandlung nach Großbritannien ausgeflogen, wo sie heute lebt. Ihren Kampf gab sie nicht auf. In der islamischen Welt gilt sie als eine Ikone der Frauenrechtsbewegung. An ihrem 16. Geburtstag hielt sie als erster Teenager eine Rede vor der UN-Vollversammlung. Für ihr Engagement wurde sie 2013 vom Europaparlament mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Eine Welt frei von Kinderarbeit
Kailash Satyarthi ist in Asien kein Unbekannter - spätestens, seit er 1998 einen weltweit ausgetragenen 80.000 Kilometer langen Sternmarsch initiiert hat, um die Welt auf die prekäre Lage der Kinder in Entwicklungsländern hinzuweisen. Sein Motto war es, die Welt frei von Kinderarbeit zu machen - bis zur Jahrtausendwende. Erreicht hat er dieses wahrlich ambitionierte Ziel zwar nicht, sein Engagement hat aber dennoch viel bewegt: Das Thema Kinderarbeit ist heute viel präsenter als noch zu jener Zeit, als Satyarthi seine Aktivität aufnahm - in Indien etwa gibt es mehrere Kontrollsiegel, die sicherstellen, dass Waren nur von Erwachsenen hergestellt werden.
Für Indien ist seine Wahl eine Premiere: Da Mahatma Gandhi nie mit dem Friedensnobelpreis ausgzeichnet worden war, ist Satyarthi der erste Inder, der den Preis bekommt. Er hat überwältigt auf die Ankündigung reagiert: "Mit diesem Preis finden die Stimmen von Millionen von Kindern Gehör - Stimmen, die bisher nicht gehört wurden", sagte der 60-Jährige im indischen TV. Die Auszeichnung könne alle Menschen in Indien glücklich machen: "Es ist eine Ehre für die 1,25 Milliarden Inder."
278 Nominierte
Es ist die höchste Auszeichnung, die für soziales Engagement vergeben wird: Stifter Alfred Nobel wollte mit seinem Anfang des Jahrhunderts gestifteten Friedenspreis jene ehren, die "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker hingewirkt" und "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht" haben. Im vergangenen Jahr war dies die Organisation zur Vernichtung chemischer Waffen, die OPCW; im Jahr davor die Europäische Union. 278 Männer und Frauen standen diesmal auf der Liste – so viele wie noch nie.
Ein Theaterstück über die Friedensnobelpreisträgerin ist übrigens im Theaterbus des Dschungel Wien auf Tour. Mehr dazu lesen Sie hier.
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