Frau Erdogan: "Harem als Schule fürs Leben"

Emine und Recep Tayyip Erdogan
Präsidentengattin preist Vorzüge eines Harems; ihr Mann sieht in Frauen vor allem Mütter.

Dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erzkonservative Ansichten zur Rolle der Frauen in der Gesellschaft hat, ist bekannt. Just am Frauentag diese Woche provozierte er erneut türkische Frauenrechtlerinnen mit seinen Aussagen. "Für mich ist eine Frau vor allem eine Mutter", sagte Erdogan am Dienstag. Frauen würden im Kapitalismus "versklavt", sagte der Präsident, während er gleichzeitig mehr Schutz für Familien forderte. "Man kann Frauen nicht befreien, indem man die Idee von der Familie zerstört".

Erdogan, der selbst vier Kinder hat, fordert seit Jahren, dass türkische Frauen mindestens drei Kinder bekommen sollten. Ende 2014 sorgte er für Aufsehen, als er die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau als unnatürlich bezeichnete. Bei anderen Gelegenheiten verurteilte er Abtreibungen, die Pille danach und Kaiserschnitt-Operationen. Geburtenkontrolle bezeichnete Erdogan als "Verrat".

Seine Ehefrau, Emine Erdogan, sorgte ihrerseits am Mittwoch für Irritationen. "Der Harem war eine Schule für Mitglieder der osmanischen Dynastie und eine Lehreinrichtung, in der Frauen auf das Leben vorbereitet wurden". Im Harem galten während der osmanischen Herrschaft strenge Regeln, an die sich auch der Sultan halten musste. Zudem gab es genaue Vorschriften für die Auswahl und Ausbildung der Haremsfrauen, die in Bereichen wie Literatur, Musik oder Fremdsprachen geschult wurden - allerdings nur zur Unterhaltung des Sultans, dem einige der Frauen auch sexuell zu Diensten sein mussten. In den sozialen Netzwerken sorgten die Äußerungen der First Lady für wütende Kommentare.

Opposition und Frauenrechtlerinnen werfen der islamisch-konservativen Regierung vor, durch ihr konservatives Geschlechterrollen- und Familienbild der Gewalt gegen Frauen Vorschub zu leisten.

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