Trauerzeremonie am Jahrestag des Germanwings-Absturzes

Eine Frau und ein Mann tragen jeweils einen Strauß weißer Rosen.
Hinterbliebene gedenken der Toten.Opfer-Anwalt fordert weitere Konsequenzen.

Am ersten Jahrestag des Germanwings-Absturzes haben hunderte Hinterbliebene bei einer Trauerzeremonie in den französischen Alpen der Toten gedacht. In dem nahe der Absturzstelle gelegenen Dorf Le Vernet wurde am Donnerstag um 10.41 Uhr eine Schweigeminute abgehalten - zu diesem Zeitpunkt war der Airbus A320 mit 150 Menschen an Bord vor einem Jahr an einem Berghang zerschellt.

Bei der Gedenkveranstaltung wurden auch die Namen der Todesopfer verlesen. Auf dem Friedhof der kleinen Gemeinde, wo die nicht identifizierten sterblichen Überreste der Opfer in einem Gemeinschaftsgrab bestattet wurden, war eine Kranzniederlegung vorgesehen. In die französischen Alpen waren auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann gereist.

Opfer-Anwalt fordert weitere Konsequenzen

Der Opfer-Anwalt Elmar Giemulla forderte weitere Konsequenzen aus dem Unglück. Das Arztgeheimnis müsse "in sehr sensiblen Bereichen" wie etwa in der Luftfahrt gelockert werden, sagte Giemulla Donnerstag früh im Deutschlandfunk.

Dies dürfe allerdings nicht zu dem Preis geschehen, dass die Betroffenen nicht mehr zum Arzt gingen und dadurch keine Heilungschance hätten. Piloten mit psychischen Problemen müsse garantiert werden, dass sie einen anderen, gleich bezahlten Job im Unternehmen bekämen, forderte der Anwalt, der an der Technischen Universität Berlin Luftrecht lehrt. Dadurch solle sichergestellt werden, "dass sie nicht in ein soziales Loch hineinfallen".

Giemulla sagte dazu im Deutschlandfunk, er könne sich nicht vorstellen, dass diese Regel immer eingehalten werde. Schließlich sei die Organisation von Flügen "mittlerweile so eng gestrickt", dass die Piloten oft erst Gelegenheit zu einem Toilettengang hätten, wenn die Maschine nach dem Start ihre Flughöhe erreicht habe. Zu diesem Zeitpunkt sei aber die Kabinenbesatzung mit der Ausgabe von Speisen und Getränken "hoch beschäftigt".

Einen zum Suizid entschlossenen Piloten könne die Regel ohnehin nicht abhalten. "Denn wenn er zu allem entschlossen ist, würde er auch die Stewardess ausschalten", führte Giemulla aus. Die Regel sei eher für jemanden gedacht, der "auf der Kippe ist".

Giemulla will höhere Entschädigung

Giemulla bekräftigte, dass er im Namen von Opferangehörigen in den USA höhere Entschädigungszahlungen des Germanwings-Mutterkonzerns Lufthansa erstreiten möchte. Lufthansa habe sich bei den finanziellen Ausgleichszahlungen "ganz korrekt verhalten nach deutschem Recht". Es gehe aber nicht nur um Beerdigungskosten, sondern darum, "dass Familien zerstört worden sind".

Hierfür sieht das deutsche Recht laut Giemulla keine einzige Entschädigung vor. Lufthansa habe "10.000 Euro angeboten und sich dann noch als großzügig empfunden". "Das halten wir nicht für eine angemessene Reaktion auf eine Katastrophe dieser Dimension", sagte der Anwalt. Das Unternehmen könne sich "in solchen Situationen nicht nur nach den Buchstaben des Rechts richten, und da glauben wir, dass wir in Amerika besseres Gehör finden."

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