Sinai-Absturz: Terroranschlag "wahrscheinlich"

Am Boden liegen Trümmer eines Flugzeugs und ein einzelner Kinderschuh.
Laut britischer Regierung und US-Geheimdienst soll die Terrormiliz "Islamischer Staat" einen Sprengkörper gelegt haben.

Nach dem Absturz einer russischen Passagiermaschine in Ägypten verdichten sich die Hinweise, dass eine Bombe an Bord die Flugzeugkatastrophe ausgelöst haben könnte. Großbritanniens Premierminister David Cameron sagte am Donnerstag, dass man sich nicht sicher sein könne, "dass das russische Passagierflugzeug von einer terroristischen Bombe zum Absturz gebracht wurde."

"Ich werde natürlich all das mit Präsident Putin besprechen und ihm erklären, warum wir so handeln, wie wir handeln."

David Cameron und Abdel Fattah El-Sisi schütteln sich vor der Downing Street 10 die Hände.
British Prime Minister David Cameron (L) shakes hands with Egyptian President Abdel Fattah al-Sisi (R) as he welcomes him to 10 Downing Street in central London on November 5, 2015. Sisi held talks with Cameron on November 5 on security and the Sinai plane crash, as concerns mount it could have been caused by a bomb. AFP PHOTO / ADRIAN DENNIS
"Aber es sieht mit zunehmender Wahrscheinlichkeit aus, als sei das der Fall gewesen." Ein Anschlag sei wahrscheinlicher, als dass es keiner war, fügte er hinzu. Die russische Regierung hat diese Mutmaßungen als "Spekulation" zurückgewiesen. Nur eine "Untersuchung" könne die Gründe für das Unglück ans Licht bringen, sagte ein Kreml-Sprecher. Cameron hat indes angekündigt, mit dem russischen PräsidentenWladimir Putinüber ein Telefongespräch zu führen. "Ich werde natürlich all das mit Präsident Putin besprechen und ihm erklären, warum wir so handeln, wie wir handeln", sagte der Premier.

Nach dem Start in Sharm el-Sheikh war am Samstag der Airbus A321 über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. 224 Menschen kamen ums Leben.

IS bekennt sich zu Anschlag

Unmittelbar nach dem Absturz hatte ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) behauptet, dafür verantwortlich zu sein. Experten bezweifelten, ob das stimmt. Die Behörden in Russland und Ägypten bezeichneten einen Anschlag als unwahrscheinlich. Die Agentur Interfax wiederum berichtete über ungewöhnliche Geräusche, die kurz vor dem Absturz von der Black Box aufgezeichnet worden seien.

Einem CNN-Bericht zufolge schließen die US-Geheimdienste einen Anschlag nicht aus. "Es gibt ein eindeutiges Gefühl, dass es ein Sprengkörper war, der im Gepäck oder anderswo im Flugzeug versteckt wurde", zitierte der Sender einen namentlich nicht genannten Vertreter der US-Regierung.

Flugschreiber wird ausgewertet

Soldaten stehen vor einem Container mit Gepäck und Kleidung in einem Wüstengebiet.
A handout picture taken on November 2, 2015 and released on November 3, 2015 by Russia's Emergency Ministry shows Russian emergency services personnel and Egyptian servicemen working at the crash site of a A321 Russian airliner in Wadi al-Zolomat, a mountainous area of Egypt's Sinai Peninsula. Russian airline Kogalymavia's flight 9268 crashed en route from Sharm el-Sheikh to Saint Petersburg on October 31, killing all 224 people on board, the vast majority of them Russian tourists. AFP PHOTO / RUSSIA'S EMERGENCY MINISTRY *RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / RUSSIA'S EMERGENCY MINISTRY" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS *
In Ägypten beginnt jetzt die Analyse der Flugschreiberdaten. Wie das Ministerium für zivile Luftfahrt am Mittwoch mitteilte, konnten die Informationen vom Datenrekorder sichergestellt werden. Der Stimmenrekorder, der Tonaufnahmen der Gespräche von Pilot und Copilot sowie weitere Geräusche im Cockpit speichert, sei jedoch zum Teil beschädigt, hieß es.

Es werde von allen Reisen an den Flughafen des Ferienorts am Roten Meer abgeraten, die nicht notwendig seien, warnte die britische Regierung. Irland und Großbritannien ließen vorerst keine Flugzeuge mehr von und nach Sharm el-Sheikh fliegen. Ägyptens Außenminister Samih Shoukri hatte die britische Entscheidung, Flüge für Mittwochabend zu stoppen, "vorzeitig und ungerechtfertigt" genannt.

Auch niederländische Fluggesellschaften reagieren auf den Vorfall und fliegen zunächst bis Sonntag nicht mehr die ägyptische Urlaubsregion von Scharm el Scheich an.

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