Großbrand in slowenischem Zeltlager

27 Zelte brannten in dem überfüllten Flüchtlingslager. Mehr als 21.000 Flüchtlinge passierten Slowenien bereits.

Im überfüllten Flüchtlingslager in Brezice im Südosten Sloweniens ist Mittwoch früh ein Brand ausgebrochen. Dabei wurden 27 Zelte zerstört. Verletzte gab es keine, allerdings dürfte sich die Situation in dem Flüchtlingslager zusätzlich verschärfen, da nur mehr neun Zelte in dem Lager, das für 400 Menschen angelegt ist, zur Verfügung stehen. Mehr als 1.700 Menschen waren hier untergebracht.

Augenzeugen berichteten, wütende Flüchtlinge hätten die Zelte in Brand gesetzt. Die Polizei wollte das nicht bestätigen. Der Staatssekretär im Innenministerium, Bostjan Sefic, erklärte, man warte noch auf den Bericht über den Zwischenfall. "Tatsache ist aber, dass die Menschen ihren Weg schnellstens fortsetzen wollen, sie werden unzufrieden und nervös, wenn sie sich nicht weiter bewegen", sagte er.

Polizisten in Schutzausrüstung stehen vor einem brennenden Zeltlager.

Slovenian policemen walk as a fire sweeps through
Ein Zelt steht in Flammen, während Polizisten in der Nähe stehen.

Slovenian policemen look on as a fire sweeps throu
Eine Menschenmenge steht hinter einem Zaun in der Nähe von Zelten und einem Militärfahrzeug.

A policeman and migrants stand between tents after
Polizisten stehen vor einem Zaun, hinter dem ein Feuer brennt.

Slovenian policemen look on as a fire sweeps throu
Soldaten und ein Militärfahrzeug stehen vor einem Gebäude, aus dem Flammen schlagen.

SLOVENIA MIGRATION REFUGEES CRISIS
Eine Gruppe von Menschen steht in der Nähe eines Feuers, bewacht von einem Polizisten mit Schild.

A policeman and migrants look on after a fire swep
Polizisten bewachen ein Flüchtlingslager mit Zelten und einer Menschenmenge im Hintergrund.

A policeman and migrants stand between tents after
Eine Gruppe von Migranten wird von Polizisten begleitet.

SLOVENIA MIGRATION REFUGEES CRISIS
Zwei Militärfahrzeuge der slowakischen Armee stehen auf einer Wiese.

SLOVENIA MIGRATION REFUGEES CRISIS
Eine Helferin der Caritas verteilt Brot an Menschen hinter einem Zaun, während Polizisten Wache halten.

SLOVENIA REFUGEES MIGRATION CRISIS
Mehrere Hände ragen durch einen grünen Zaun, einige halten Brot.

SLOVENIA REFUGEES MIGRATION CRISIS
Eine Sanitäterin und ein Polizist führen eine Person durch eine Absperrung, hinter der sich eine Menschenmenge befindet.

SLOVENIA REFUGEES MIGRATION CRISIS
Eine Menschenmenge drängt sich an einer Absperrung, während Polizisten die Situation überwachen.

SLOVENIA REFUGEES MIGRATION CRISIS
Eine lange Schlange von Menschen geht mit Gepäck über ein Feld.

A boy smiles as migrants walk near Brezice
Eine lange Schlange von Menschen geht einen grasbewachsenen Hügel entlang, der sich im Wasser spiegelt.

Migrants make their way on foot on the outskirts o

Mehr als 21.000 Flüchtlinge in vier Tagen

In Slowenien spitzt sich die Flüchtlingskrise weiter zu. Seitdem das kleine EU-Land vor vier Tagen zum neuen Transitland an der Balkanroute wurde, haben bereits mehr als 21.400 Flüchtlinge das Land erreicht.

Die Situation in dem Zwei-Millionen-Einwohner-Land ist zunehmend angespannt. Alleine am Dienstag kamen laut Polizei mehr als 8.000 neue Flüchtlinge an. Am Mittwoch befanden sich noch mehr als 10.000 Flüchtlinge im Land, während erneut Tausende aus Kroatien erwartet wurden.

Tumulte in Brezice

Bereits am Dienstag war es in dem Zeltlager in Brezice zu Tumulten gekommen. Beim Besteigen der Busse, mit denen die Flüchtlinge in Unterkünfte in der Nähe der österreichischen Grenze gebracht werden sollten, kam es zu einem Gedränge, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Das Gebiet im Südosten Sloweniens steht ohnehin stark unter Druck. In dem nahegelegenen Ort Dobova wurde in der dortigen ehemaligen Halle einer Textilfabrik, wo die Flüchtlinge zunächst vorübergehend untergebracht wurden, jetzt rund 1.400 Betten errichtet. Laut Sefic bemühen sich die Behörden auf dem Gebiet von Brezice noch eine weitere Unterkunft einzurichten, doch die Gemeinde stellte sich dem quer.

Eine Gruppe von Männern ist in eine Auseinandersetzung verwickelt.
Migrants fight with each other after crossing the border from Croatia in Rigonce, Slovenia, October 22, 2015. Slovenia has asked the European Union for police to help regulate the inflow of migrants from Croatia, Interior Minister Vesna Gyorkos Znidar told TV Slovenia. Over the past 24 hours, more than 10,000 migrants, many fleeing violence in Syria, have arrived in Slovenia, the smallest country on the Balkan migration route, on their way to Austria. REUTERS/Srdjan Zivulovic TPX IMAGES OF THE DAY
Wegen der dramatischen Situation in dem kleinen EU-Land reist EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos am Donnerstag nach Slowenien. Dort trifft der für Flüchtlinge zuständige EU-Politiker den slowenischen Regierungschef Miro Cerar, Innenministerin Vesna Györkös Znidar und Außenminister Karl Erjavec zusammen.

Zweiter Transitort gefordert

Slowenien möchte mit Österreich neben dem Grenzübergang Spielfeld einen weiteren Punkt an der Grenze vereinbaren, wo Flüchtlinge nach Österreich kommen. "Auf diese Weise würden wir die Situation in Sentilj (bei Grenzübergang Spielfeld, Anm.) besser kontrollieren können", sagte der Staatssekretär im slowenischen Innenministerium, Bostjan Sefic, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Ljubljana.

Wo dieser zusätzliche Transitort sein könnte, wollte der Staatssekretär vorerst nicht sagen. Slowenien würde das Thema bei dem am Mittwoch in Wien stattfindenden Treffen der Polizeichefs der beiden Länder sowie Ungarns und Kroatiens ansprechen, betonte er weiter. Ein weiterer Ausgangspunkt würde die überfüllte Flüchtlingsunterkunft in Sentilj entlasten, hieß es.

Kontrollierte Reise unmöglich

Der Flüchtlingszustrom der vergangenen Tagen habe eine kontrollierte Durchreise unmöglich gemacht, warnten die slowenischen Behörden am Mittwoch. Die slowenische Polizei soll nun Unterstützung durch die Armee bekommen. Das Parlament in Ljubljana gab in der Nacht auf Mittwoch grünes Licht für einen Militäreinsatz an der Grenze. Die Soldaten - nach Einschätzungen der Behörden werden es einige Hundert sein - werden künftig selbstständig in dem Grenzbereich patrouillieren, die Flüchtlinge steuern oder sie vorläufig festhalten können. Polizeiliche Befugnisse bekommen die Soldaten aber nicht. Dazu plant Ljubljana laut Ankündigungen des Regierungschefs Miro Cerar die EU um polizeiliche Unterstützung und finanzielle Hilfe zu bitten.

Kritik an Kroatien

Scharfe Kritik übt Ljubljana erneut am Nachbarland Kroatien, weil es die Flüchtlinge unangemeldet und zerstreut an mehrere Punkte entlang der grünen Grenze bringe. Kroatien reagiere nicht auf die Aufforderungen der slowenischen Seite, bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms zu kooperieren. Das Land halte sich nicht an die von Slowenien festgelegten vier Transitpunkte, wo auch die komplette Infrastruktur für die Aufnahme der Flüchtlinge aufgestellt wurde. Die slowenischen Behörden können daher nur raten, wo die Neuankömmlinge über die Grenze kommen und wie viele es sein werden.

Der kroatische Innenminister Ranko Ostojic erklärte am Mittwoch unterdessen, er sehe keinen Grund, den Flüchtlingszustrom durch sein Land zu begrenzen. "Es gibt keine Begrenzungen in Österreich und Deutschland", so Ostojic. Kroatien sei bereit, einen Teil der Flüchtlinge zurückzuhalten, allerdings nicht in dem von Slowenien angestrebten Ausmaß. "Die Hälfte von denen, die nach Kroatien kommen, muss im Laufe des Tages weitertransportiert werden. Um den Rest werden wir uns kümmern", erklärte Ostojic. Slowenien warf er zu langwierige Registrierungsprozeduren vor.

Kroatien selbst liegt bereits seit Wochen auf der Hauptroute der Flüchtlinge Richtung Österreich, Deutschland und Nordeuropa. Allein am Dienstag kamen mehr als 6.000 neue Flüchtlinge ins Land, in der Nacht auf Mittwoch kamen weitere 1.800. Gegen Mittag kamen laut Medienbeichten mehr als 3.000 Flüchtlinge in das Land, nachdem sie zuvor stundenlang an der serbisch-kroatischen Grenze gewartet hatten.

Kommentare