10.000 Menschen ertranken seit 2014 im Mittelmeer

Ein einzelner Sportschuh liegt im Sand am Strand, im Hintergrund das Meer.
Erst vergangene Woche kenterte ein Fischkutter südlich von Kreta - Hunderte starben.

Seit 2014 sind mehr als 10.000 Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Das teilte das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Dienstag in Genf mit. Den Angaben zufolge ist die Zahl der ums Leben gekommenen Flüchtlinge in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen.

2014 wurden einem UNHCR-Sprecher zufolge 3.500 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer getötet. Vergangenes Jahr waren es 3.771 und seit Beginn 2016 schon 2.814. Die Zahl sei "schrecklich", sagte der Sprecher.

Bei der jüngsten Flüchtlingstragödie im Mittelmeer - ein Fischkutter kenterte vergangene Woche südlich von Kreta - sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vom Dienstag Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Etwa 320 Migranten würden vermisst und seien vermutlich ertrunken. 340 Menschen waren gerettet und zehn Ertrunkene direkt nach dem Unglück geborgen worden. Aussagen von Überlebenden zufolge seien etwa 650 Flüchtlinge an Bord gewesen, erklärte die IOM. Die Zahl sei sicher, "weil die Schlepper alle Menschen am Tag vor der Abreise zweimal abgezählt haben", heißt es in dem Bericht.

Eine Familie sitzt erschöpft vor einem griechischen Polizeiauto.
Refugees and migrants sit on the ground by a Greek police car upon their arrival with a boat near the village of Finokalia in the southern Greek island of Crete on May 31, 2016. More than 2,500 people have died trying to make the perilous journey across the Mediterranean sea to Europe so far in 2016, the UN said on May 31, a sharp jump from the same period last year. At the same time some 204,000 migrants and refugees have crossed the Mediterranean to the continent since January, a figure that has also climbed acutely. / AFP PHOTO / STR

Tote und Überlebende des Kreta-Unglücks

Drei Tage nach dem schweren Bootsunglück vor der griechischen Insel Kreta sind am Montag 31 Überlebende sowie die Leichen von neun Flüchtlingen im ägyptischen Hafen Alexandria eingetroffen. Wie die lokale Polizei mitteilte, handelte es sich bei den Überlebenden um 26 Ägypter, zwei Sudanesen, zwei Eritreer und einen Äthiopier. Zur Nationalität der Toten gab es keine Angaben.

Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit viele Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Das Unglück vor Kreta deutet darauf hin, dass offenbar verstärkt diese Route gewählt wird, um den in der Ägäis und vor Libyen kreuzenden NATO-Marineschiffen auszuweichen.

Seit Jahresbeginn ertranken laut Zahlen des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) von Ende Mai mehr als 2500 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt im Mittelmeer. Mehr als 200.000 Migranten erreichten demnach die Europäische Union.

Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit besonders viele Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Bisher kamen in diesem Jahr 205.509 Personen über das Mittelmeer in die EU, 2.443 starben dabei, 376 davon in der Ägäis, wie aus Daten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Freitag hervorging. Im vergangenen Jahr kamen bei der gefährlichen Überfahrt zu den griechischen Inseln in der Ägäis, auf der sogenannten östlichen Mittelmeerroute, 806 Menschen ums Leben.

Seit der Schließung der sogenannten Balkanroute versuchten zuletzt weniger Flüchtlinge, über die Türkei und Griechenland in die EU zu gelangen. Stattdessen waren wieder mehr Flüchtlinge über Libyen nach Italien gekommen. Am Freitag stieg die Zahl der aus der Türkei ankommenden Schutzsuchenden wieder an. In den vergangenen 24 Stunden kamen 152 Menschen auf den griechischen Inseln im Osten der Ägäis an, teilte der Stab für die Flüchtlingskrise Freitag früh mit.

Ende Mai hatte die griechische Küstenwache vor der Küste Kretas ein Flüchtlingsboot abgefangen, auf dem zwei mutmaßliche Schlepper 65 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan transportierten. Nach Angaben der Passagiere war das Boot in der Türkei losgefahren. Die Küstenwache äußerte sich nicht dazu, ob es auf dem Weg nach Italien oder Griechenland war. Möglicherweise hatte es die Route über Kreta gewählt, um den NATO-Patrouillen in der Nord-Ägäis auszuweichen.

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