Ferguson: Örtliche Polizei zieht ab, friedliche Demo

Eine Menschenmenge steht nachts auf einer Straße, die von Rauch erfüllt ist.
Weißer Polizist tötete schwarzen Teenager, Proteste folgten. Polizei gab Namen des Schützen heraus.

Nach anhaltenden Zusammenstößen zwischen Polizisten und Anrainern in der Kleinstadt Ferguson hat der Gouverneur von Missouri die örtliche Polizei abgezogen.

Ein Mann mit Brille und Anzug steht vor einem Mikrofon.
Missouri Governor Jay Nixon listens to a reporter's question during a news conference at University of Missouri-St. Louis in St. Louis, Missouri August 14, 2014. Nixon on Thursday named Ron Johnson, an African-American state Highway Patrol captain, to oversee security in Ferguson, after scathing criticism of the local police department's handling of protests over an officer's fatal shooting of a black teenager. REUTERS/Mario Anzuoni (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW POLITICS)
Für die Sicherheit sei dort ab sofort die Polizei des US-Staates zuständig, sagte Gouverneur Jay Nixon am Donnerstag. Der Wechsel solle ein milderes Vorgehen der Sicherheitskräfte einleiten und zur Deeskalation beitragen.

"Dieser operative Wechsel wird allen Luft zum Atmen verschaffen." Die sogenannte "Highway Patrol" überwacht vor allem den Verkehr, ermittelt aber auch bei anderen Straftaten wie Mord und Diebstahl. Die Polizei der Stadt mit 21.000 Einwohnern war in den vergangenen Tagen mehrfach für ihr hartes Vorgehen kritisiert worden.

Protesten, Plünderungen, Festnahmen

Nachdem ein weißer Polizist am Samstag einen schwarzen Teenager erschossen hatte, kam es in den darauffolgenden Nächten zu Protesten, Plünderungen und Festnahmen. Zunächst hatten die Polizisten sich zurückgehalten, dann gingen sie aber schwer bewaffnet sowie mit Tränengas und Rauchbomben vor, um etwa eine Demonstration aufzulösen. Auch Gummigeschosse waren im Einsatz.

Journalisten wurden teils schikaniert oder von der Berichterstattung abgehalten. Mindestens zwei Reporter wurden gewaltsam festgenommen, mehrfach war von Verstößen gegen die Pressefreiheit die Rede.

Landesweite Proteste folgten, wie in den Sozialen Medien zu verfolgen war:

Polizei gesteht Fehlverhalten ein

Polizeichef Tom Jackson gestand später ein, dass die Polizei kein gutes Verhalten gezeigt habe. US-Justizminister Eric Holder teilte mit, Plünderungen seien nicht hinnehmbar. Zugleich müsse die Polizei darauf hinwirken, die Lage zu entspannen und nicht anzuheizen. Der Einsatz militärischer Ausrüstung und Fahrzeuge sende eine widersprüchliche Botschaft, die ihn zutiefst besorge. Friedliche Protestler müssten demonstrieren und Journalisten ungestört arbeiten können, teilte Holder mit. Zuvor hatte bereits Präsident Barack Obama alle Beteiligten zur Ruhe aufgerufen.

Schwer bewaffnet dank "1033-Programm"

Die ungewöhnlich schwer bewaffnete örtliche Polizei in Ferguson ist kein Einzelfall. Polizeistationen in den USA können sich dank eines Programms des Verteidigungsministeriums kostenlos schwere militärische Ausrüstung zulegen. Das sogenannte 1033-Programm ermöglicht den kostenfreien Transfer überschüssigen Materials vom Pentagon an die Polizei in Gemeinden und Staaten. Darunter sind schwere Waffen wie Granatwerfer und gepanzerte, gegen Landminen geschützte Fahrzeuge, die auch in Ferguson zum Einsatz kamen. Seit Beginn des Programms im Jahr 1997 war laut Pentagon Ausrüstung im Wert von mehr als 4,3 Milliarden Dollar (3,2 Mrd. Euro) abgegeben worden.

Name des Schützen publik

In Ferguson hatten sich am Donnerstagabend erneut mehrere hundert Menschen zu einem Protestmarsch versammelt, der friedlich blieb. Die Anrainer forderten, dass der Name des Todesschützen vom Samstag und Details, wie es zum Tod des 18 Jahre alten Michael Brown kam, veröffentlicht werden. Dieser Forderung kam die Polizei am Freitag nach: Es handle sich um Darren Wilson, einen Beamten mit sechsjähriger Berufserfahrung, sagte der Polizeichef von Ferguson, Thomas Jackson. Der Polizist habe zuvor niemals gegen die Disziplinarregeln verstoßen.

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