Falsche Flüchtlings-Selfies bewegen Instagram

Der Senegalese Abdou flüchtet aus dem Senegal nach Spanien, tausende Instagram-User und Medien in ganz Europa verfolgen die gefährliche Reise an zehn Tagen im Juli und August. Abdou dokumentiert alles, vom Abschied von seinen Lieben bis zur Ankunft in einem Flüchtlingslager in Tarifa.

Doch nun stellt sich heraus, das alle Fotos in Barcelona aufgenommen wurden und Teil einer Werbekampagne sind, berichtet der Spiegel. Abdou, der eigentlich Hagi Touré heißt, ist ein Sportler mit spanischer Staatsbürgerschaft. "Abdous Reise" soll eine Fotoausstellung im baskischen Getxo bewerben - und so viel Aufmersamkeit hat diese zuvor noch nie erhalten. Und auch nach Bekanntwerden des Fakes erhält die dahinter stehende Agentur fast nur positive Rückmeldungen. Mittlerweile folgen mehr als 11.600 User dem Instagram-Account. "Wir haben die Leute dazu gebracht, noch einmal ganz anders über die Flüchtlingsdebatte nachzudenken", wird Aufnahmeleiter Tomás Peña zitiert.

Er hat Touré und zwei andere Senegalesen mittels Casting ausgesucht. Dass er das Flucht-Thema als Werbekampagne ausnützt, macht ihm kein schlechtes Gewissen: "Die meisten Getäuschten lachen darüber, und Lachen öffnet den Geist", so Peña im Gespräch mit dem Spiegel. Die EU-Flüchtlingspolitik sei eine Schande, es müsse mehr Geld zur Flüchtlingshilfe eingesetzt werden. "Ich hoffe, dass unsere Aktion noch viel mehr Leute zum Nachdenken bringt", sagt Tomás Peña, "dann hätten wir wirklich etwas erreicht, das über bloße Werbung hinausgeht".