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Explosion in Texas: 15 Tote

epa03666453 Remains of a fertilizer plant and other buildings and vehicles after the plant exploded in West, Texas, USA, 17 April 2013. A hospital in the nearby town of Waco has been told to expect up to 100 injured people, media reports said. Buildings near the plant included a school and a retirement home. EPA/LARRY W. SMITH
Feuer in einem Dünger-Werk: Die Opferzahl könnte noch steigen, Medien sprechen von mindestens 60 Toten. Ursache war vermutlich ein Unfall.

Auf Fernsehbildern sind lodernde Flammen und eine riesige Rauchwolke über der Fabrik des Unternehmens West Fertilizer in der texanischen Ortschaft West zu sehen. Laut Reuters hat die Polizei bisher 15 Tote und mindestens 160 Verletzte bestätigt, wobei lokale Medien unter Berufung auf den örtlichen Katastrophenmanager George Smith von 60 bis 70 Toten und Hunderten Verletzten sprechen. Über die Kleinstadt wurde der Ausnahmezustand verhängt. Ein Sabotageakt wird derzeit ausgeschlossen, es dürfte sich um einen Unfall gehandelt haben.

Wie es zu der Explosion gut 30 Kilometer nördlich von Waco gekommen ist, ist zwar noch unklar, ersten Ermittlungen zufolge soll es sich aber um einen Unfall gehandelt haben. Laut Berichten war abends ein Feuer in der Fabrik ausgebrochen. Zum Zeitpunkt der verheerenden Explosion um etwa 19 Uhr Ortszeit waren Feuerwehr und Rettung bereits vor Ort. Bei den Toten soll es sich laut CNN um zwei Sanitäter handeln. Möglicherweise kamen auch drei Feuerwehrmänner bei der Explosion ums Leben, dies wurde aber noch nicht bestätigt.

Die Explosion sei so heftig gewesen, dass einige an die Fabrik angrenzende Gebäude eingestürzt seien, sagte Feuerwehrmann Don Yeager der Nachrichtenagentur AFP. Laut D.L. Wilson, Sprecher des texanischen Amts für öffentliche Sicherheit, sei ein Pflegeheim durch die heftige Detonation komplett eingestürzt. Das Gebäude sei zwar evakuiert worden, man befürchte aber, dass sich noch Menschen darin befinden.

"Wie im Irak"

"Es war gewaltig, genau wie im Irak ... da war ein Gebäude mit ungefähr 50 Wohneinheiten - es stand da wie ein Skelett", schilderte Wilson. Fotos des Gebäudes zeigen, dass dies keine Übertreibung war. Die Front des Hauses war komplett zerstört, so Wilson.

Wilson war nicht der Einzige, der das Ausmaß der Zerstörung mit Kriegssituationen verglich. "Es war, als wäre eine Atombombe eingeschlagen", sagte Bürgermeister Tommy Muska. "Wir haben hier eine Menge Leute, die verletzt sind, und es gibt andere, von denen ich sicher bin, dass sie morgen nicht mehr da sind", sagte Muska. Laut CNN kam die Explosion einem Erdbeben der Stärke 2,1 gleich, und soll noch im 75 Kilometer entfernten Waxahachie zu hören gewesen sein.

Ein Autofahrer hat das Unglück auf Video festgehalten. In dem kurzen Film ist erst ein Brand aus etwa einem Kilometer Entfernung zu sehen, dann folgt ein gewaltiger Feuerball, begleitet von einem lauten Knall (siehe unten).

Erstversorgungszentrum

Auf einem nahe gelegenen Sportplatz wurde ein Erstversorgungszentrum eingerichtet. Auf Luftbildern waren Dutzende Einsatzfahrzeuge auf dem erleuchteten Spielfeld zu sehen (siehe Bilder). Ein Mitarbeiter eines Krankenhauses in Waco sagte dem Sender, man sei aufgefordert worden, sich auf die Versorgung von 100 Verletzten vorzubereiten. Insgesamt sind über 700 Ersthelfer im Einsatz. Das Rote Kreuz richtete Notunterkünfte ein.

Eine Hotline für Angehörige wurde eingerichtet.

Explosion in Texas: 15 Tote

USA FERTIZLIER PLANT EXPLOSION
Explosion in Texas: 15 Tote

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Explosion in Texas: 15 Tote

A column of smoke rises after an explosion at a fe

Evakuierungen

"Es sieht aus wie im Krieg. So viel Zerstörung habe ich noch nie gesehen", berichtete der Sheriff des Bezirks McLennan, Parnell McNamara. Der US-Abgeordnete Bill Flores, in dessen Wahlkreis sich die Explosion ereignete, wies Spekulationen über einen möglichen Anschlag zurück. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um Sabotage gehandelt hat", sagte er.

Wie CNN berichtet, wurde die halbe Stadt evakuiert, die Bewohner Wests aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen, weil man die Explosion eines zweiten, noch intakten Düngertanks befürchtet. Auch die Hubschrauber seien aufgefordert worden, wegen einer befürchteten zweiten Explosion eine Mindestflughöhe einzuhalten. Außerdem hat der örtliche Gasversorger aus Sicherheitsgründen in der Umgebung das Gas abgedreht.

Sorge bereitet den Einsatzkräften derzeit auch ein möglicher Austritt von Ammoniak. Das giftige Gas findet Einsatz in der Düngemittel-Herstellung. Es wirkt stark reizend auf die Augen und erstickend.

Stichwort: Anorganische Düngemittel

Seit dem 19. Jahrhundert werden Wachstum und Ertrag von Nutzpflanzen mit chemischen Düngemitteln gefördert. Dazu dienen besonders Salze, die Stickstoff, Phosphor und Kalium enthalten. Das aus Ammoniak und Salpetersäure gewonnene Ammoniumnitrat ist als Düngemittel besonders geeignet, weil es chemisch gebundenen Stickstoff enthält.

Die meisten anorganischen Mineraldünger (organischer Dünger wird aus pflanzlichen und tierischen Abfällen hergestellt) sind leicht entzündlich oder explosiv. Ammoniumnitrat wird wegen der großen Explosionsgefahr in der Regel nur in Mischungen als Dünger verwendet.

Bis zum Zweiten Weltkrieg basierten auch viele Sprengstoffe auf der Chemikalie. Ammoniumnitrat wurde außerdem bei Anschlägen verwendet. Die Substanz war in der Tasche, die beim fehlgeschlagenen Attentat im Dezember 2012 am Hauptbahnhof Bonn in Deutschland gefunden wurde. 1995 war die Chemikalie für den Anschlag auf ein Bürogebäude in Oklahoma City in den USA verwendet worden.

Die Explosion ereignete sich nur einen Tag vor dem 20. Jahrestag der Sektentragödie von Waco. Mindestens 81 Menschen starben am 19. April 1993 im Anwesen der "Davidianer-Sekte", nachdem die US-Polizei das Gelände nach 51 Tagen Belagerung stürmte. Vermutlich legten die Sektenmitglieder das Feuer selbst. Die Behörden wollten die Sektenmitglieder aus der Gewalt des selbst ernannten Propheten David Koresh befreien, der seine Anhänger dazu gezwungen hatte, nach seinen Regeln zu leben.

Die US-Sicherheitsbehörden befinden sich derzeit in besonderer Alarmbereitschaft. Erst am Montag starben bei einem Anschlag auf den Marathon in Boston drei Menschen, 180 weitere wurden verletzt. Der Hintergrund der Tat ist weiterhin unklar, doch konnte die Polizei immerhin zwei Verdächtige ausfindig machen. Kurz nach dem Anschlag trafen in Washington zwei mit dem tödlichen Gift Rizin (Ricin) präparierte Briefe ein, die an einen republikanischen Senator und US-Präsident Barack Obama adressiert waren. In diesem Fall nahm die Polizei am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in der Kleinstadt Tupelo in Mississippi einen Verdächtigen fest.

Explosion in Texas: 15 Tote

Der Schock nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 war noch nicht abgeklungen, da erschütterte eine Katastrophe riesigen Ausmaßes die französische Stadt Toulouse: In einer Düngemittelfabrik, die zum TotalFinaElf-Konzern gehörte, explodierten mehrere hundert Tonnen Ammoniumnitrat. Die Wucht der Explosion zerstörte ganze Stadtteile speziell im Südwesten der Stadt.

31 Menschen starben, mehrere tausend Menschen wurden vor allem durch Glassplitter und herumfliegende Trümmerteile verletzt. Der Krater der Explosion war 70 Meter lang und 40 Meter breit – eine der größten nicht-nuklearen Explosionen in der Industriegeschichte. Messungen ergaben eine Erderschütterung wie bei einem Erdbeben der Stärke 3,4.

Im ersten Entsetzen der Ereignisse hatte Frankreich befürchtet, ebenfalls Ziel eines Attentats geworden zu sein. Doch bald war klar: Unsachgemäße Lagerung des hochexplosiven Ammoniumnitrats in einer Deponie für chemische Abfälle war die Ursache der Katastrophe.

Enschede

Nur rund ein Jahr zuvor hatte sich im niederländischen Enschede ein verheerendes Unglück ereignet: Bei der Explosion der Feuerwerksfabrik starben 23 Menschen, tausend wurden verletzt, ein Stadtviertel wurde verwüstet. Die Druckwelle war so stark, dass die aus Stahlbeton konstruierten Gebäude rund um den Explosionsherd bis auf die Grundmauern zerstört wurden, im Umkreis von 1,5 km Entfernung Fensterscheiben zersprangen und Trümmer 800 m weit flogen. Der Druck der Explosion wurde noch in 60 km Entfernung wahrgenommen.

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