Dutroux wollte "unterirdische Stadt" für Opfer einrichten

Der belgische Sexualstraftäter und Mörder plante offenbar weitere Entführungen.

Der belgische Sexualstraftäter und Mörder Marc Dutroux hatte nach Angaben eines seiner früheren Anwälte eine "riesige Zahl" von Kindern in seine Gewalt bringen wollen. Dutroux habe ihm einmal erzählt, dass er in stillgelegten Bergwerksstollen bei Charleroi eine "unterirdische Stadt" für seine Opfer einrichten wolle, wo sie in "Harmonie und Sicherheit" leben sollten, sagte Julien Pierre.

Der von Wochenzeitung Soir Mag zitierte Anwalt hatte Dutroux nach seiner Festnahme im Jahr 1996 und bis ein Jahr vor seiner Verurteilung im Juni 2004 vertreten. Der heute 59-Jährige hatte in den 1990er Jahren sechs Mädchen entführt und vergewaltigt - zwei von ihnen konnten gerettet werden, zwei wurden verhungert in einem seiner Häuser in Marcinelle unweit von Charleroi gefunden, zwei weitere hatte Dutroux bei lebendigem Leib im Garten eines weiteren Hauses in dem Ort begraben.

Versagen von Polizei und Justiz

"Können Sie sich vorstellen, dass niemand jemals danach gefragt hat, warum ich dieses Haus, diese Region ausgewählt habe?", zitierte sein ehemaliger Anwalt nun den mehrfachen Mörder. Während des Prozesses hatte eine der überlebenden Jugendlichen, Sabine Dardenne, berichtet, dass Dutroux ihr einen neuen Vornamen gegeben hatte und ihr weiszumachen versuchte, dass er sie vor mysteriösen "bösen" Leuten schütze - während er sie weiter sexuell missbrauchte.

Die Affäre Dutroux traumatisiert Belgien bis heute, vor allem das Versagen von Polizei und Justiz in dem Fall trieb die Menschen auf die Barrikaden. Als Konsequenz wurden Polizei und Justiz inzwischen reformiert. Dutroux verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, alle Anträge auf vorzeitige Entlassung sind bisher gescheitert.

Hintergrund: Das "Monster" von Belgien

Sein Name wurde zum Inbegriff für grausamste Sexualverbrechen an Kindern: Marc Dutroux. Der Belgier wird von Opfern und Medien als "Monster" und "Psychopath" bezeichnet. Mit unvorstellbarer Grausamkeit entführte und folterte Dutroux in den 1990er-Jahren sechs Mädchen, vier davon starben. Seine Mädchenmorde, aber auch zahlreiche Ermittlungspannen erschütterten das Königreich.

Dutrouxs kriminelle Karriere ist lang: Schon als Jugendlicher gingen Diebstähle auf sein Konto. Wegen des Verkaufs pornografischer Fotos flog er von der Schule, bevor er Elektriker wurde. Festgenommen wurde Dutroux erstmals 1986 wegen Entführung und Vergewaltigung von fünf jungen Frauen. 1989 erhielt er 13,5 Jahren Haft. Da Dutroux als Musterhäftling galt, kam er wegen guter Führung schon 1992 wieder auf freien Fuß - trotz der Warnung von Experten, dass es sich um einen "perversen Psychopathen" handele.

Nach der Entlassung nahm Dutroux keine geregelte Arbeit mehr an und lebte mit seiner zweiten Frau, der Lehrerin Michelle Martin, und drei gemeinsamen Kindern offiziell von Sozialhilfe. Geld besorgte er sich aber auch mit Autoschiebereien und Diebstählen. Dann begann er wieder, Mädchen zu entführen, die er zu abscheulichen sexuellen Handlungen zwang. Dutroux hatte für seine Opfer im Keller ein geheimes Verlies gebaut. Dort wurden 1996 zwei der Mädchen noch lebend gerettet, nachdem Dutroux festgenommen worden war.

In einem "belgischen Jahrhundertprozess" gestand Dutroux nur die Taten, die ihm nachgewiesen wurden. Das Urteil lautete 2004: lebenslange Haft. Dutroux selbst glaubt aber fest daran, eines Tages wieder frei zu sein.

Chronologie: Der Fall Dutroux

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