Beben in Italien: 25.000 Obdachlose in den Marken

Viele Nachbeben erschwerten Lage der Betroffenen. Über 5.000 Kulturschätze beschädigt.

Nach dem neuen schweren Erdbeben, das am Sonntag die mittelitalienischen Regionen Umbrien und Marken erschüttert hatte, haben tausende Menschen die Nacht in Autos oder in Notunterkünften verbracht. Trotz Appellen des Zivilschutzes, in Hotels an der Adria-Küste zu ziehen, verzichteten viele Betroffene darauf, ihre Dörfer zu verlassen. Die Gemeinden organisierten Zelte und Notunterkünfte.

Ein italienisches Dorf mit einer zerstörten Kirche nach einem Erdbeben.
Collapsed buildings are seen following an earthquake in Campi Alto near Norcia, Italy, October 30, 2016. REUTERS/Emiliano Grillotti FOR EDITORIAL USE ONLY. NO RESALES. NO ARCHIVES.
400 Personen entschlossen sich, in Hotels am Trasimeno-See in Umbrien zu ziehen.Andere wurden in Hotels in Badeortschaften an der Adria untergebracht. Laut dem Zivilschutz wurden allein in den Marken 25.000 Obdachlose gezählt.

Schwere Nachbeben in der Nacht

In der Nacht kam es zu schweren Nachbeben. Das stärkste Nachbeben mit einer Magnitude von 4,2 wurde um 2.27 Uhr registriert. Die Schulen bleiben am Montag in Rom geschlossen, weil die Schulgebäude Kontrollen unterzogen werden müssen.

Soforthilfe

Der Ministerrat tagt am Montag, um Soforthilfe für das Erdbebengebiet locker zu machen. "Wir werden niemanden allein lassen und alles wieder aufbauen", versprach Premier Matteo Renzi am Sonntag.

Kulturelle Schätze zerstört

Das heftige Erdbeben hat auch zahlreiche Kulturschätze zerstört. Über 5.000 Hinweise auf Schäden seien in Rom eingegangen, meldete die Generalsekretärin des Kulturministeriums, Antonia Pasqua Recchia.

Allein in der Stadt Norcia in Umbrien, Epizentrum des verheerenden Bebens, wurden mehrere historische Kirchen verwüstet, darunter die aus dem 14. Jahrhundert stammende Basilika des Heiligen Benedikts, die Kathedrale Santa Maria Argentea aus dem 9. Jahrhundert nach Christus und die um das Jahr 1385 erbaute Kirche des Heiligen Franziskus. Der Kirchturm der Kathedrale war bereits im 16. Jahrhundert eingestürzt. Im 18. Jahrhundert brach wegen eines Erdbebens der gotische Turm ein. Die Kirche des Heiligen Franziskus beherbergt ein wertvolles Archiv.

Die neuen Erdstöße haben auch in dem im August von einem Erdbeben schwer getroffenen Ort Amatrice Schäden angerichtet. Der Kirchturm des Ortes, der damals die Stöße noch weitgehend überstanden hatte, stürzte ein.

Der italienische Kulturminister Dario Franceschini plädierte für Spenden, um die beschädigten Kunstschätze zu retten. Er versprach den vollen Einsatz der Regierung zur Rettung des Kulturerbes in Mittelitalien.

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