Ebola-Virus breitet sich aus

US-Arzt in Liberia erkrankt - erster Fall in Nigeria.

In Liberia ist ein für eine Hilfsorganisation tätiger Arzt aus den USA an Ebola erkrankt. Der 33-Jährige habe bei sich selbst die typischen Symptome festgestellt und sich daraufhin in eine Isolierstation begeben, teilte die Gruppe Samaritan's Purse am Samstag mit. Ein Ebola-Test sei positiv ausgefallen. Wie sich der Arzt anstecken konnte, sei nicht klar.

Er habe in einem der beiden Behandlungszentren gearbeitet, die die Organisation in dem westafrikanischen Land betreibt, und sich streng an die Sicherheitsvorschriften gehalten. Die Krankheit breitet sich derzeit in der Region aus. Neben Liberia sind auch Guinea und Sierra Leone betroffen.

Erster Ebola-Fall in Nigeria

Auch in Nigeria gab es einem BBC-Bericht zufolge den ersten Ebola-Fall. Ein Liberianer war am vergangenen Sonntag bei seiner Ankunft am Flughafen von Lagos zusammengebrochen und ins Krankenhaus gebracht worden. Dort sei er am Dienstag in Quarantäne gestorben.

Als Reaktion darauf hat das Land seine Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Alle Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen würden nach diesem ersten Auftreten der tödlichen Seuche im Land verstärkt überwacht, zitierte die BBC am Samstag Nigerias Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu.

Seit dem ersten registrierten Auftreten im Februar starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 660 Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, an Ebola zu sterben, liegt je nach Erregerstamm bei bis zu 90 Prozent. Die Kranken leiden an Durchfall, Erbrechen, hohem Fieber sowie inneren und äußeren Blutungen. Ebola überträgt sich unter anderem durch Körperkontakt. Eine gezielte Therapie oder Impfung gibt es nicht.

"Wir sind an unserer Grenze angekommen." Bart Janssens, Programmverantwortlicher von "Ärzte ohne Grenzen", sieht seine Organisation durch den Ebola-Ausbruch in Westafrika am Limit: Mehr als 460 Menschen sind bereits gestorben, "Ärzte ohne Grenzen" versorgt mit rund 300 Helfern die steigende Zahl von Patienten. Aber es fehlen die Kapazitäten, um medizinische Teams in neu betroffene Regionen zu entsenden. "Der derzeitige Ebola-Ausbruch ist der größte aller Zeiten, was die Zahl der Fälle, der Toten und die geografische Verbreitung betrifft", heißt es bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. Ebola verläuft in bis zu 90 Prozent aller Fälle tödlich. Bei einem Krisengipfel in der ghanaischen Hauptstadt Accra berieten Donnerstag Minister aus elf Ländern und internationale Experten die weitere Vorgangsweise.

Die starke Ausbreitung hat vor allem zwei Gründe: Viele Menschen stecken sich bei Beerdigungen an, wenn sie zum Beispiel den Leichnam waschen oder noch einmal umarmen. "Überdies trauen die Menschen dem Gesundheitssystem nicht", sagt Reisemediziner Univ.-Prof. Heinz Kollaritsch von der MedUni Wien. Oft werden Kranke versteckt und Verdachtsfälle nicht gemeldet – was wiederum zu Ansteckungen führt. Hilfsorganisationen versuchen hier aufzuklären und Angst zu nehmen.

Keine Einschleppung

In den rund 40 Jahren, in denen der Ebola-Erreger in Afrika bekannt ist, wurde er kein einziges Mal nach Europa eingeschleppt. "Es ist seither auch nur eine einzige Infektion im touristischen Bereich bekannt", sagt Kollaritsch. Eine Ansteckung von Touristen sei sehr unwahrscheinlich. "Für Reisende besteht – sofern sie nicht in medizinischen Berufen zu tun haben – keine reale Ansteckungsgefahr." Daher hat die WHO auch auf eine Reisewarnung verzichtet. Ein weltweiter Flächenbrand wie bei der Grippe ist auszuschließen."

Ähnlich auch Univ.-Prof. Franz X. Heinz, Leiter des Departments für Virologie der MedUni Wien: "Man kann nicht ausschließen, dass durch infizierte Reisende einzelne Erkrankungsfälle nach Europa eingeschleppt werden. Aber einen Ausbruch wie in Afrika – das schließe ich für Europa definitiv aus."

Denn ein solcher Patient würde sofort von anderen getrennt werden und auf eine Isolierstation kommen. Ärzte und Pflegepersonen würden sich nur mit Schutzkleidung (Handschuhe, Gesichtsmaske) in das Krankenzimmer begeben. Und auch alle Personen, die mit einem Infizierten Kontakt hatten, würden vorübergehend in Quarantäne kommen – "mit solchen einfachen Maßnahmen kann ein Ausbruch rasch eingedämmt werden. Aber wo die Gesundheitsversorgung schlecht ist, funktioniert das nicht."

Eine ursächliche Therapie der Krankheit gibt es nicht. Eine kanadische Firma entwickelt mit dem US-Verteidigungsministerium ein Medikament, das derzeit an gesunden Freiwilligen auf seine Sicherheit getestet wird. Impfstoffe sind erst im Tierversuchsstadium – "und rentieren sich für die Firmen auch nicht", so Kollaritsch: Ebola-Ausbrüche sind relativ selten und dauern normalerweise auch nicht lange an.

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