Ebola-Mutationen könnten Epidemie verschlimmern

Barack Obama warnt vor weltweitem Ausbruch. Verdachtsfall auf Madrider Flughafen.

US-Präsident Barack Obama hat die Gefahr eines umfassenden Ebola-Ausbruchs in den USA als gering eingeschätzt, zugleich aber vor einer weltweiten Verbreitung der lebensgefährlichen Epidemie gewarnt. Sollte die Krankheit in Afrika außer Kontrolle geraten, könne sie sich wegen des Reiseverkehrs auf dem ganzen Globus verbreiten.

Obama kündigte ein "viel aggressiveres" Vorgehen seiner Regierung bei neuen Erkrankungen. In den USA soll ab sofort eine schnelle Eingreiftruppe der CDC dafür sorgen, dass auch schlecht vorbereitete Krankenhäuser bei neuen Ebola-Fällen richtig handeln. EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg rief die Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf, sich auf eine mögliche Ausbreitung des lebensgefährlichen Virus in Europa vorzubereiten.

Unmittelbar vor dem Ebola-Sondertreffen der Gesundheitsminister der EU in Brüssel am Donnerstag unterstrich Borg, dass zu den Maßnahmen auch Untersuchungen für Reisende gehören, die aus den Krisengebieten nach Europa kommen.

Verdachtsfall in Madrid

Genau das setzt nun Madrid auf dem Flughafen Barajas um. Wegen eines Ebola-Verdachts wurden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. In Zusammenhang mit einem Air-France-Flug bestehe die Befürchtung einer Ebola-Infektion bei einer Person, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers. Das spanische Gesundheitsministerium bestätigte die Einleitung der Maßnahmen ohne weitere Details zu nennen.

300 neue Virenstämme

Neuesten Forschungsergebnissen zufolge gibt es bereits über 300 neue Virenstämme. Wie das Journal Science berichtet, ist allerdings nicht ganz klar, inwieweit das eine größere Gefahr darstellt. Die Wissenschaftler arbeiten fieberhaft an einer Analyse der Daten. Jedenfalls wächst mit der Dauer der Epidemie auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus ändert und Mutationen ausbildet - und somit die Ausbreitung der Seuche weiter beschleunigen könnte.

Fast 9.000 Menschen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile an Ebola erkrankt. Die Zahl der Todesfälle ist auf 4.493 gestiegen, wie Mittwochabend in Genf bekannt wurde. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.

Weitere Pflegerin infiziert

In Texas hat sich unterdessen eine zweite Krankenhaus-Pflegekraft mit dem Ebola-Virus infiziert. Die Pflegekraft habe am Dienstag Fieber bekommen und sei sofort auf die Isolierstation gekommen, gab das Gesundheitsministerium bekannt. Inzwischen wurde sie positiv auf Ebola getestet. Die erkrankte Pflegerin war mit einer Linienmaschine gemeinsam mit 132 Menschen von Cleveland nach Dallas geflogen, obwohl sie bereits Fieber hatte.

Wie eine bereits zuvor erkrankte Krankenschwester hatte die nun betroffene Pflegekraft in der Klinik Texas Health Presbyterian in Dallas einen inzwischen verstorbenen Ebola-Patienten aus Liberia betreut. In der Klinik in Texas war der Ebola-Patient Thomas Eric Duncan behandelt worden, der in der vergangenen Woche starb. Der aus Liberia stammende Mann hatte sich in seiner Heimat infiziert. Die Krankheit wurde bei ihm aber erst festgestellt, nachdem er Ende September zu einem Familienbesuch nach Texas gereist war.

Deutschland: Ebola-Toter eingeäschert

Der in einer Leipziger Klinik an Ebola gestorbene UN-Mitarbeiter ist unterdessen am Dienstagabend wie geplant eingeäschert worden. Das sagte ein Sprecher der Stadt am Mittwoch. Der 56-jährige Sudanese war in der Nacht auf Dienstag trotz intensivmedizinischer Behandlung auf der Isolierstation des Klinikums St. Georg in Leipzig gestorben. Er hatte sich beim Kampf gegen die in Westafrika wütende Ebola-Seuche in Liberia angesteckt und war vorige Woche nach Leipzig geflogen worden. Das zuständige Gesundheitsamt der Stadt Leipzig hatte aus Sicherheitsgründen entschieden, den Toten zu verbrennen. Auch Leichen sind ansteckend. Gegen Ebola gibt es bisher keine zugelassenen Medikamente. Ärzte können Patienten lediglich durch ergänzende Behandlungen stabilisieren und die Symptome der Krankheit mildern.

Der UN-Helfer war der erste Ebola-Tote in Deutschland. 1967 starben allerdings mehrere Menschen bei einem Ausbruch des mit Ebola eng verwandten Marburg-Erregers in Marburg und Frankfurt am Main. Der 56-Jährige war der dritte mit Ebola infizierte Helfer, der auf Bitten internationaler Organisationen in deutschen Spezialkliniken behandelt wurde. Auch am Universitätsklinikum Frankfurt am Main wird derzeit ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation betreut, der sich in Sierra Leone mit der sehr häufig tödlich verlaufenden Infektion angesteckt hatte. Ein Fachmann der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Ende August nach Hamburg gebracht worden war, wurde nach einer erfolgreicher Behandlung Anfang Oktober entlassen.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg stellt 25 Millionen Dollar (rund 19,7 Millionen Euro) für den Kampf gegen Ebola bereit. Seine Frau Priscilla und er wollten diese Summe an die Centers for Disease Control Foundation spenden, teilte Zuckerberg auf seiner Facebook-Seite mit. Mit der gemeinnützigen Stiftung mobilisiert die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control ( CDC) zusätzliche Mittel aus dem Privatsektor für die Bekämpfung von Krankheiten.

Die Ebola-Epidemie befinde sich an einem "entscheidenden Wendepunkt", schrieb Zuckerberg. "Wir müssen Ebola in naher Zukunft unter Kontrolle bringen, damit es sich nicht weiter ausbreitet und zu einer langfristigen weltweiten Gesundheitskrise wird, die wir am Ende wie HIV oder Polio über Jahrzehnte im großen Stil bekämpfen müssen." Die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda hatte im September bereits 50 Millionen Dollar für den Kampf gegen Ebola zur Verfügung gestellt.

"Die Welt als Ganzes tut nicht genug", sagte US-Präsident Barack Obama. Dabei seien alle Bevölkerungen direkt bedroht, es gebe "keinen Ort der mehr als ein paar Flugstunden entfernt ist".

Während Ebola in Guinea, Liberia und Sierra Leone weiter wütet und die schwache Infrastruktur dieser Länder auseinanderbricht, ist die Krankheit in Nigeria und im Senegal nahezu eingedämmt. Die Weltgesundheitsorganisation will in diesen Ländern in den nächsten Tagen offiziell das Ende des Ausbruchs erklären. 42 Tage nach dem letzten Ebola-Fall.

Nach wie vor wird gerätselt, wie sich die 26 Jahre alte Krankenschwester Nina Pham mit Ebola infiziert hat.

Zwar hoffen die Ärzte, dass sie wieder gesund wird, die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren. Zumal auch in den USA Ebola-Patienten im Rahmen strengster Sicherheitsvorkehrungen behandelt. werden. Laut CNN wird die Frau mit einer Bluttransfusion behandelt - vom Blut eines Ebola-Überlebenden. Die Frau hatte sich in Dallas im US-Staat Texas um einen Mann gekümmert, der die Krankheit aus Afrika mitgebracht hatte und daran gestorben ist.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) reagiert auf den Ebola-Fall in Texas, wo sich nach Spanien neuerlich eine Krankenschwester bei der Pflege infiziert hat: „Auf der Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital werden Betten gesperrt, damit mehr Personal frei ist, um Hygiene-Schulungen und Schulungen für das An- und Ausziehen der Schutzanzüge zu intensivieren“, so Abteilungsleiter Prim. Christoph Wenisch.

Das Gebäude von Texas Health Presbyterian mit dem Logo an der Fassade.

File photo of the Texas Health Presbyterian Hospit
Zwei Personen in Schutzanzügen stehen hinter einem Fenster.

A health worker wearing a protective suit stands a
Ein Wissenschaftler in Schutzkleidung untersucht Proben in einem Labor.

Ebola
Die Aufschrift „Intensivstation“ auf einer Glasscheibe.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital
Ein Arzt betrachtet ein Röntgenbild auf einem Monitor in einem Untersuchungsraum.

Kaiser-Franz-Josef-Spital, Infektionsabteilung
Eine Person in Schutzkleidung setzt eine Schutzbrille auf.

LIBERIA DISEASES EBOLA
Ein Schutzanzug mit Kapuze und Handschuhen hängt auf einem Rollwagen.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital
Ein Schrank gefüllt mit Klebeband, einer Atemschutzmaske und Desinfektionsmittel.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital

Rund 30 Mitarbeiter der Infektionsabteilung – Ärzte und Krankenpflegepersonal – haben schon bisher jährlich eine große „Ebola-Übung“ absolviert. „Ohne Schulungen nützt der Schutzanzug gar nichts. Das richtige Anziehen und Ausziehen muss geübt werden. Das Wichtigste ist, dass es ausreichend Personal gibt, man darf nicht hudeln.“ Seit 30 Jahren sammle man auf diesem Gebiet Erfahrungen.

Jeder Einsatz beim Patienten wird von einem Team durchgeführt: Eine Pflegeperson und ein Arzt sind im Krankenzimmer, eine Pflegeperson und ein Arzt außerhalb. Das Kommando haben die zwei im Behandlungszimmer, die zwei außerhalb überprüfen jeden Schritt.

Desinfektionsdusche

Nach dem maximal zweistündigen Einsatz stellen sich die Mitarbeiter noch im vollen Schutzanzug eine Minute lang unter eine Chemikaliendusche. Drei Minuten muss anschließend das Desinfektionsmittel einwirken. Der Anzug und die Handschuhe werden nachher als chemischer Müll fachgerecht entsorgt, nur die Stiefel , die Batterien und Ventilatoren für die Luftzufuhr werden aufgehoben. Beim Ausziehen muss man Ruhe haben und „darf nicht fummeln“, so Wenisch. „Und man darf sich nie alleine ausziehen.“ Es müsse Helfer geben, die darauf achten, dass genau nach einer im KJF entwickelten Checkliste – so wie in einem Flugzeug – vorgegangen wird.

Wichtig ist dabei, dass der Helfer davor warnt, sich nicht intuitiv beim Ausziehen in das Gesicht zu fahren, um etwa den Schweiß aus der Stirn zu wischen oder sich zu kratzen. Das dürfte auch die Ursache der Infektion der Pflegehelferin in Spanien gewesen sein. Weil man im Anzug extrem schwitzt, will ihn jeder rasch ausziehen – das erhöht das Fehlerrisiko.

Interessant: Die Infektion der US-Klinikmitarbeiterin gibt den Anbietern von Schutzbekleidung derzeit Auftrieb. Die Papiere des Schutzanzüge-Herstellers Lakeland stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um knapp 16 Prozent. Ähnlich stark legen die Titel von Alpha Pro, eines Produzenten von Schutzmasken, zu.

In den USA gibt es laut der Gesundheitsbehörde CDC erste Hinweise, dass im Texas Health Presbyterian Krankenhaus nicht alles nach Vorschrift ablief. Angesteckt hatte sich die Frau bei einem Liberianer, der Ende September in die USA geflogen war und nach vier Tagen Ebola-Symptome entwickelt hatte. Sie soll mit dem 42-Jährigen bei seinem zweiten Besuch in der Notaufnahme „intensiven Kontakt“ gehabt haben. Ein kritischer Punkt sei das Abnehmen des Gesichtsschutzes, hieß es von den US-Centers for Disease Control (CDC) zur möglichen Fehlerquelle.

Vom richtigem Umgang mit dem Schutzanzug

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