Mutmaßlicher Schütze von Paris gefasst

Der mysteriöse Schütze von Paris ist gefasst: Frankreichs Innenminister Manuel Valls bestätigte, dass es sich bei dem Festgenommenen um Abdelhakim Dekhar handelt. Der 48 Jahre alte Mann, der früher dem linksextremen Milieu angehörte, konnte laut Staatsanwaltschaft in der Nacht auf Donnerstag durch einen DNA-Abgleich als mutmaßlicher Täter identifiziert werden. Ihm werden unter anderem zwei Überfälle auf Medienhäuser und die Entführung eines Autofahrers vorgeworfen.
Die Ermittler hatten den Verdächtigen am Mittwochabend nach einem Hinweis aus der Bevölkerung in einer Tiefgarage in der Pariser Vorstadt Bois-Colombes festgenommen. Er musste jedoch wegen seines schlechten Gesundheitszustandes zunächst in ein Krankenhaus gebracht werden. Als Grund wurde ein Selbstmordversuch mit Medikamenten vermutet. Sein Motiv für die Überfälle war zunächst unklar.
Der Mann habe offensichtlich einen oder mehrere Briefe hinterlassen, sagte Innenminister Valls am Donnerstag dem Radiosender RTL. Weitere Details nannte er nicht. Nach Informationen des Nachrichtensenders BFMTV geht es in einem Schriftstück unter anderem um Libyen, Syrien und die Lage in der arabischen Welt. Die Aufzeichnungen würden allerdings verrückt klingen, hieß es.
Großfahndung seit Montag
Nach dem mysteriösen Attentäter von Paris hatte die französische Polizei seit Montag mit einem Großaufgebot und mehreren Fotos von Überwachungskameras gefahndet. Weil dem Täter weitere Überfalle zugetraut wurden, bewachten Sicherheitskräfte den Zugang zu großen Medienhäusern in Paris. Zeugen der Überfälle hatten den Schützen als ruhig und sehr entschlossen wirkend beschrieben.
Der mutmaßliche Täter war am Montag ins Foyer der linksliberalen Zeitung "Liberation" eingedrungen und hatte dort einen 23 Jahre alten Fotoassistenten mit einem Gewehr niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Im Geschäftsviertel La Defense soll er anschließend vor der französischen Großbank Societe Generale um sich geschossen haben. Von einem gekidnappten Autofahrer ließ er sich dann ins Zentrum von Paris bringen. Bereits am Freitag hatte der Mann beim Nachrichtensender BFMTV einen Redakteur bedroht.
Zum Fahndungserfolg führte nach Informationen der französischen Nachrichtenagentur AFP der Hinweis eines Mannes, bei dem der Attentäter zuletzt wohnte. Ihm gegenüber soll der mutmaßliche Täter gesagt haben: "Ich habe eine Dummheit gemacht."
Fall Rey/Maupin schockierte Frankreich
1998 war Dekhar in den dem Kriminalfall Florence Rey verurteilt worden, der in Frankreich für Aufregung sorgte. Ein Studentenpärchen (Florence Rey und Audry Maupin) hatte 1994 eine Polizeiwache überfallen, um sich Waffen für einen Bankraub zu besorgen. Anschließend kidnappten sie einen Taxilenker und lieferten sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, dabei starben drei Polizisten, der Taxilenker und Maupin. Rey wurde später verurteilt, schwieg aber bis zuletzt über das Motiv für die Tat. 2009 wurde Rey nach 15 Jahren Haft entlassen. Dekhar wurde vier Jahre nach der Tat zu vier Jahren Haft verurteilt, weil er ihnen ein Gewehr beschafft hatte.
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