Disco-Brand in Bukarest: Tausende bei Gedenkmarsch

Eine Menschenmenge zündet Kerzen vor einer rumänischen Flagge an.
30 Tote bei Flammeninferno. 35 Menschen noch in Lebensgefahr.

Tausende Menschen haben am Sonntag bei einem Gedenkmarsch durch die rumänische Hauptstadt Bukarest der Opfer des Disco-Brandes von Freitagabend gedacht. Nach Polizeiangaben marschierten etwa 10.000 Menschen vom zentralen Universitätsplatz bis zum Unglücksort, wo ein Meer von Kerzen brannte und Blumen niedergelegt wurden.

Die Zahl der Todesopfer stieg auf 30, könnte nach Behördenangaben aber noch "bedeutend wachsen". Rund 140 Verletzte lagen weiter im Krankenhaus.

Ein Polizist kniet inmitten von Hunderten von roten und goldenen Kerzen auf dem Asphalt.
epa05006178 A Romanian policeman places a burning candle bringed by people that came to pay their respects for the club blaze victims in front of the fire accident site in Bucharest, Romania, 01 November 2015. The death toll rised today at 29 deaths as 146 people are hospitalized after the accidental fire, possibly triggered by fireworks, during an event at a club. Most of the wounded people were sent to Central Emergency Hospital, where they received first medical assistance before being transferred to specialized sections of other hospitals around Romania's capital. After an emergency meeting held yesterday morning, Romania's cabinet declared three days of national mourning. Hundreds of people are queuing to pay respect for the victims, after praying at the churches around Romanis's capital for the victims of the club blaze. EPA/Bogdan Cristel
In dem in einem Keller gelegenen Club "Colectiv" war am Freitagabend eine Band aufgetreten. Nach Berichten von Überlebenden setzten bei der Bühnenshow verwendete Feuerwerkskörper eine Säule und einen Deckenabschnitt in Brand. In Sekundenschnelle füllte sich der Club mit Rauch, Panik brach aus. Bei dem Brand und im Gedränge starben 27 Menschen sofort, drei weitere erlagen bis Sonntagabend ihren Verletzungen. Insgesamt gab es rund 200 Verletzte. 35 von ihnen schwebten nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Sonntag noch immer in Lebensgefahr.

Präsident Klaus Iohannis kritisierte Sicherheitsmängel in der Diskothek. Es sei "unvorstellbar", dass derart viele Menschen in dem kleinen Club versammelt waren und sich das Feuer derart schnell ausbreiten konnte, weil "einfache Vorschriften ignoriert wurden", sagte er am Sonntag. Die Zeitung "Evenimentul Zilei" berichtete unter der Schlagzeile "Zufall, ein Fluch oder kriminelle Fahrlässigkeit?", dass bereits zwei weitere Clubs der gleichen Betreiber in den vergangenen Jahren ausbrannten.

"Die Menschen kippten um, sie kippten um wegen des Rauchs"

Laut Innenministerium hielten sich zum Unglückszeitpunkt zwischen 300 und 500 Besucher in dem Club auf. "Die Menschen kippten um, sie kippten um wegen des Rauchs", sagte der Überlebende Victor Ionescu dem Fernsehsender Antena 3. Es sei ein "totales Chaos" gewesen, Menschen seien niedergetrampelt worden. "Um rauszukommen, musste ich mir einen Weg durch die Bewusstlosen bahnen, die vor dem einzigen Ausgang lagen", berichtete ein weiterer Überlebender.

Für die Akustik im Raum wurde laut Ermittlern leicht entflammbares Isolationsmaterial von schlechter Qualität verwendet, was die Ausbreitung des Feuers beschleunigte. Einer Firma zufolge, die in dem Industriegebäude Renovierungsarbeiten vornahm, wollten die Clubbesitzer Geld sparen und nahmen daher Sicherheitsrisiken in Kauf. Überdies war die Decke mit Holzbalken verziert, die Feuer fingen und auf die flüchtenden Menschen niederstürzten.

Nach Angaben von Innenstaatssekretär Raed Arafat gab es zudem keine Genehmigungen für Konzerte oder Pyrotechnik-Shows in dem Club. Überdies war nur ein Ausgang geöffnet, einen Notausgang gab es nicht. Die Zufahrten für die Feuerwehr waren außerdem zu eng, wodurch die Löscharbeiten erschwert wurden. Die drei Clubbesitzer sollten verhört werden.

Weltweit immer wieder Zwischenfälle

Feuerwerkskörper und verschlossene Notausgänge haben bereits in mehreren Nachtclubs weltweit zu schweren Unglücken geführt. Bei einem der schlimmsten derartigen Unglücke kamen 2009 im russischen Perm 156 Disco-Besucher bei einem Brand nach einer Pyrotechnik-Show ums Leben.

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