Die Tragödie von Waco

Am 19. April 1993 verbrannte auf einer Anhöhe nahe Waco der Wohnsitz der Davidianer-Sekte. 86 Menschen kamen ums Leben.

Am Freitag jährt sich zum 20. Mal der Tag des Sektendramas von Waco im US-Staat Texas. Am 19. April 1993 verbrannte auf einer Anhöhe nahe der Stadt Waco in Zentral-Texas der Wohnsitz der Davidianer-Sekte um den religiösen Fanatiker David Koresh. 86 Menschen kamen in den Flammen ums Leben, Männer, Frauen und 21 Kinder. Die Schreckensbilder der in Flammen aufgehenden weißen Trutzburg gingen um die Welt. Nach 51 Tagen Belagerung hatten Polizei und Militär das Gebäude angegriffen. Der Einsatz ist aber noch immer umstritten.

Mount Carmel, wie die Davidianer ihren Wohnsitz nannten, liegt in kargem Grasland. Heute steht dort, wo das Feuer wütete, eine kleine, weiße Kirche, die von Freiwilligen erbaut wurde. Davor wurden zum Gedenken 80 Bäumchen gepflanzt. Besucher können auf Mount Carmel noch immer die nackten Betonfundamente der verbrannten Holzbauten besichtigen. Man sieht Trümmer, Müll, den Swimmingpool der Sekte, einen ausgebrannten Bus. An der Einfahrt zu Mount Carmel wird in einem kleinen Museum über die Sekte und den Angriff informiert.

In der Kirche finden ab und zu Gottesdienste statt, an Gedenktagen wie an diesem 19. April etwa, dem zehnten Jahrestag der Tragödie. Noch immer gibt es eine kleine Davidianer-Gemeinde aus Überlebenden, Angehörigen der Opfer und Sympathisanten. Acht Überlebende des Angriffs wurden damals wegen versuchten Totschlags und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt und zu Haftstrafen verurteilt. Die Belagerung hatte am 28. Februar begonnen, als die Polizei Koresh festnehmen wollte. Die Davidianer wehrten sich und erschossen vier Beamte.

Apokalyptischer Kult

Die "Branch Davidians" werden von Religionsexperten als ein apokalyptischer Kult bezeichnet. Die Davidianer selbst sehen sich als so genannte Endzeitkirche. David Koresh glaubte, er und seine Anhänger seien von Gott auserwählt, am Jüngsten Tag die Welt zu führen. Koresh fixierte seine Anhänger auf sich, mit einer Kombination aus bizarren Bibelinterpretationen und seiner charismatischen Persönlichkeit. Und während er den männlichen Kultanhängern Enthaltsamkeit predigte, schwängerte er selbst mehrere Frauen der Gruppe.

Der Angriff vom 19. April 1993, bei dem auch Panzer eingesetzt wurden, ist weiter heftig umstritten. Trotz etlicher Anhörungen im US-Kongress wurde niemand zur Rechenschaft gezogen. Es wurde nie richtig geklärt, wer das Feuer verursachte. Angehörige der Opfer werfen der Regierung vor, damals hoch entflammbares Gas in das Gebäude geleitet und durch Blendgranaten entzündet zu haben. Nach dem Brand soll die ganze Anlage schnell planiert worden sein, um Spuren zu verwischen. Vor allem bei Menschenrechtsgruppen und im Umfeld von rechtsgerichteten Milizen in den USA gab es heftige Kritik an der Regierung.

Heute kommen täglich Besucher nach Mount Carmel, Neugierige aus aller Welt, die Überreste und Gedenksteine fotografieren. Ein beliebtes Motiv ist David Koreshs verrostetes Motorrad vor dem Hintergrund der kleinen Kirche.

Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Feuertod der Davidianer explodierte 450 Kilometer weiter nördlich in Oklahoma City ein Bundesgebäude. 168 Menschen kamen ums Leben. Der Bombenleger, der inzwischen hingerichtete Timothy McVeigh, wollte mit dem Attentat offenbar die Toten von Waco rächen. Der 19. April bleibt in Waco und in Oklahoma City ein düsteres Datum.

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