Die erste indianische Heilige

Eine Gläubige hält ein Bild der Indianerin Kateri Tekakwitha hoch.
Papst Benedikt XVI. erhob sieben Glaubenszeugen in den Stand einer weltweiten Verehrung, darunter eine Indianerin.

Vor rund 80.000 Pilgern aus aller Welt hat Papst Benedikt XVI. gestern, Sonntag, auf dem Petersplatz in Rom sieben Personen heilig gesprochen. Unter ihnen ist die erste Indianerin, die Nordamerikanerin Kateri Tekakwitha.

Für die Aufsehen erregende, nicht unumstrittene Heiligsprechung Tekakwithas hatte US-Präsident Barack Obama eine eigene Delegation nach Rom geschickt. Zahlreiche Indianer aus den USA und Kanada wohnten der Zeremonie bei, darunter der kanadische Bürgerrechtler Wilton Littlechild, der sich für bessere Lebensbedingungen für die indigenen Völker einsetzt.

Konvertiert

Eine große Menschenmenge jubelt und fotografiert eine Person in weißer Kleidung.

Kateri Tekakwitha, die 1656 im heutigen US-Bundesstaat New York als Tochter eines Irokesen vom Stamm der Mohawk geboren wurde, überlebte – fast völlig blind – eine Pockenepidemie, die ihre Familie dahinraffte. Sie begeisterte sich schon früh für die von Missionaren vermittelten Ideen des Katholizismus. Gegen den Willen ihres Volkes konvertierte sie mit 20 Jahren. Sie zog in eine Gemeinde im heutigen Kanada und betete tagelang für die Armen und Hilfsbedürftigen. Zahlreiche Kranke soll sie geheilt und Taube wieder hörend gemacht haben, was der Vatikan zum Teil als Wunder anerkannt hat. Tekakwitha starb mit 24 Jahren. Im Tod sollen ihre Pockennarben auf unerklärliche Weise verschwunden sein.

Kateri Tekakwitha sei auch als Christin den Traditionen ihres Volkes treu geblieben, sagte der Papst im Rahmen der Zeremonie: "Wir vertrauen ihr die Erneuerung des Glaubens in ganz Nordamerika an. Gott segne die indigenen Völker."

Viele Nachfahren der nordamerikanischen Ureinwohner verehren Tekakwitha als "Lilie der Mohawk", viele Menschen pilgern zu den Andachtsstätten. Doch zahlreiche Indianer, die nicht katholisch sind, sehen die Verehrung und Heiligsprechung Tekakwithas kritisch: Das Christentum sei den Indianern vom "Weißen Mann" aufgedrängt worden, und es sei an der Zeit, wieder zu den eigenen kulturellen und spirituellen Wurzeln zurückzufinden – so äußerten sich Ureinwohner in US-Medien.

"Heroischer Mut"

Ein Mann mit traditionellem Kopfschmuck vor einem Gebäude mit Säulen.

Die Heiligsprechung der ersten Indianerin erregte zwar international die höchste Aufmerksamkeit, der Papst betonte in der Messe jedoch den "heroischen Mut" jedes Einzelnen der sieben Glaubenszeugen. Diese Heiligen aus sechs Ländern hätten ein Leben geführt, das ganz Gott und dem Dienst an der Menschheit gewidmet gewesen sei. Er hob auch die deutschstämmige Marianne Cope hervor, die sich um Leprakranke auf Hawaii kümmerte: "Tapfer ging sie dorthin und brach damit ihren Kontakt zur Außenwelt ab." Sie sei ein leuchtendes Beispiel.

Heiliggesprochen: Die sieben "Neuen"

Kateri Tekakwitha (1656–1680) Die Mohawk-Indianerin konvertierte zum Katholizismus und heilte Kranke

Maria del Monte Carmelo (1848–1911) Spanische Ordensfrau, die sich um die Ausbildung von Frauen kümmerte

Marianne Cope (1838–1918) Deutsch-amerikanische Missionarin. Widmete ihr Leben den Leprakranken auf Hawaii

Jakob Berthieu (1838–1896) Französischer Missionar in Madagaskar, wurde dort ermordet

Pedro Calungsod (1654–’72) Philippinischer Laienkatechet, der den Märtyertod erlitt

Giovanni Battista Piamarta (1841–1913) Italienischer Priester u. Kongregationsgründer

Anna Schäffer (1882–1925) Bayerische Mystikerin

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