Austro-russischer Spion nach Russland abgeschoben

Nach deutschen Medienberichten ist der als Andreas Anschlag bekannte russische Spion, der 2013 zu sechseinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt worden war, am Mittwoch aus einem hessischen Gefängnis entlassen und nach Moskau abgeschoben worden. Der seit Oktober 2011 inhaftierte Anschlag, der als Auslandsösterreicher auftrat, hatte zuvor mehr als die Hälfte seiner Strafe verbüßt.
Der russische Spion sei am Mittwoch aus der Justizvollzugsanstalt Butzbach nach Russland abgeschoben worden, berichtete die Homepage des hessischen Landkreises Wetterau, in dem sich dieses Gefängnis befindet. Andreas Anschlag, dem einem russischer Reisepass auf den Namen Alexander A. ausgestellt worden sei, sei in der Business Class von Frankfurt nach Moskau geflogen. "Die russischen Behörden haben sich bei allen Finanzierungsfragen von Flug und Überführung außerordentlich großzügig gezeigt", zitiert die Homepage einen lokalen Beamten. Laut der Frankfurter Allgemeiner Zeitung sei die Abschiebung von einer Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigt worden.
KGB-Spion
Andreas Anschlags Gattin Heidrun, die 2013 vom Oberlandesgericht Stuttgart zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, wurde bereits im vergangenen November aus Deutschland nach Russland abgeschoben. Zuvor war eine Geldstrafe von 500.000 Euro bezahlt worden. Laut Schätzungen des Gerichts entspricht diese Summe dem russischen Honorar für die mehr als zwanzigjährige Agententätigkeit des Ehepaars in Deutschland.
Andreas Anschlag war 1984 im steirischen Wildalpen als vermeintlicher Sohn steirischer Auswanderer in den Besitz seiner österreichischen Identität gekommen. Ein damaliger Gemeindesekretär hatte sich laut deutschem Gerichtsurteil für eine Zuwendung von damals 3.000 Schilling darum gekümmert; eingefädelt hatte die Sache demnach ein ehemaliger SS-Obersturmführer und mutmaßlicher KGB-Spion aus Wien. Seit 1988 lebte Anschlag als Auslandsösterreicher in Deutschland, 1990 kam Heidrun hinzu, die zuvor im burgenländischen Hornstein zur Tochter von Österreichern und damit zur österreichischen Staatsbürgerin geworden war. Nach deutschen Erkenntnissen arbeiteten beide zunächst für die Erste Hauptabteilung des KGB (Auslandsspionage) und nach dem Zerfall der Sowjetunion für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR.
Doppelleben in Deutschland
Bis zur Verhaftung im Oktober 2011 führte das Ehepaar Anschlag ein unauffälliges Doppelleben in Deutschland, Andreas verdingte sich als Maschinenbauingenieur. Gemeinsam mit seiner Gattin wertete der vermeintliche Auslandsösterreicher für den SWR öffentliche Quellen aus, warb aber auch einen niederländischen Diplomaten als Agenten an. Viele Aspekte der Spionagetätigkeit im Laufe von mehr als 20 Jahren konnte jedoch von deutschen Strafverfolgern nie eruiert werden, auch die echten russischen Namen der beiden Inhaftierten blieben unbekannt.
Trotz des deutschen Gerichtsurteils und klarer Erkenntnisse westlicher Geheimdienste waren Andreas und Heidrun Anschlag zumindest noch kürzlich im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft - im November 2014 war dies der APA aus informierten Kreisen bestätigt worden. Ein sogenanntes "Feststellungsverfahren", das zumindest seit 2013 bei der Wiener Magistratsabteilung 35 lief, war zumindest damals noch nicht abgeschlossen. Denn erst sobald per Bescheid festgestellt würde, dass es sich bei den Anschlags in Wirklichkeit nicht um Kinder österreichischer Emigranten und damit Auslandsösterreicher handelt, wäre ihnen die österreichische Staatszugehörigkeit formal entzogen.
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