Verprügelt, weil sie couragiert war: 22-Jährige hirntot

Noch weiß niemand genau, was Samstagnacht vor mehr als einer Woche passiert ist - fest steht nur, dass die Situation in der McDonald's -Filiale im deutschen Offenbach plötzlich eskalierte. Und dass die 22-jährige Tugce A. dies mit dem Leben bezahlte.
Die junge Studentin hatte offenbar zwei Mädchen beigestanden, die auf der Toilette von mehreren Männern belästigt worden waren. Danach wurde sie auf dem Parkplatz des Schnellrestaurants von einem jungen Mann attackiert – und erlitt schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen, wurde ins Spital eingeliefert. Doch die Verletzungen waren zu schwer: Seit geraumer Zeit, so berichten deutsche Medien, sei keine Hirnaktivität bei der jungen Frau mehr messbar. Der mutmaßliche Täter, ein 18-Jähriger, schweigt dazu.
Vorwürfe gegen Mitarbeiter
Die Angehörigen und Freunde der 22-Jährigen sind fassungslos – nicht nur wegen der Tat selbst, sondern auch wegen der Umstände. Die Beschäftigten von McDonald's hätten den Vorfall auf der Toilette nämlich durchaus registriert, seien aber nicht eingeschritten, kritisierte ein Cousin des Opfers im TV. Auch Hilfe für Tugce selbst hätten sie verweigert. Eine Zeugin berichtet, dass eine Mitarbeiterin kein Wasser herausgeben wollte, als Tugce bereits blutend vor der Tür auf dem Boden lag. Der Grund: Sie wollte Geld dafür.
Um ihrer Wut Luft zu machen, demonstrierten Freunde der jungen Studentin vor der Schnellrestaurant-Filiale, hielten bereits zweimal Mahnwachen ab und stellten aus Protest zahllose mit Wasser gefüllte Wasserbecher vor den Türen der McDonald's-Filiale auf. Ein etwa zehnminütiges Video, in dem Familienangehörige, Freunde und Fremde ihre Anteilnahme ausdrücken, verbreitet sich im Internet viral – es wurde binnen kurzem mehr als 250.000 Mal angeklickt (siehe unten).
"Falsch hingefallen"
Die Polizei sucht die beiden blonden Mädchen, denen die junge Studentin geholfen haben soll. Der Täter – er ist zwar polizeibekannt, soll aber kein Intensivtäter sein – sitzt derweil in U-Haft. Im Netz finden sich Hasstiraden gegen ihn, aber auch Stimmen, die ihn unterstützen: „Wer redet wie ein Mann, kriegt auch Schläge wie ein Mann“, ist da zu lesen. Oder: Tugce sei „halt falsch hingefallen.“
McDonald's hat indessen in einem Aushang Solidarität mit Tugce und ihrer Familie bekundet. Man bedauere das Geschehene zutiefst. Und man würde intensiv mit der Polizei und Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, um zu klären, was wirklich passiert sei.
Am Freitagabend soll wieder eine Mahnwache stattfinden, diesmal vor dem Klinikum, in dem Tugce A. liegt. Dann werden die Ärzte auch die Geräte abstellen – an dem Tag, an dem Tugce 23 Jahre alt werden würde.
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