Drei Jahre Jugendhaft für Schläger von Tugce

Fotos einer jungen Frau liegen zwischen Blumen und Kerzen.
Gefängnisstrafe für Sanel M. Der Tod der Studentin hatte eine Debatte um Zivilcourage und Gewalt angestoßen.

Wegen des gewaltsamen Todes der Studentin Tugce muss der 18 Jahre alte Sanel M. für drei Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Darmstadt sprach ihn am Dienstag der Körperverletzung mit Todesfolge nach dem Jugendstrafrecht schuldig. Sanel M. war kurz vor der Tat 18 Jahre alt geworden Er hatte bereits zugegeben, der 22-Jährigen Tugce im November vergangenen Jahres auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants in Offenbach heftig ins Gesicht geschlagen zu haben. Sie fiel hin und erlitt tödliche Kopfverletzungen.

Ein Angeklagter versteckt sein Gesicht hinter einer Mappe, während sein Anwalt nachdenklich wirkt.
ABD0002_20150616 - ARCHIV - Der Angeklagte Sanel M. (l) sitzt am 24.04.2015 zu Verhandlungsbeginn in einen Sicherheitssaal des Landgerichts in Darmstadt (Hessen) neben seinem Verteidiger Stephan Kuhn. Der tragische Tod von Tugce A. hatte über Deutschland hinaus für Aufsehen gesorgt. Am 16. Juni 2015 soll vor dem Landgericht in Darmstadt das Urteil gegen Sanel M. verkündet werden, der sich wegen des Todes von Tugce verantworten muss. Foto: Boris Roessler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Vor dem Urteil war es im Landgericht Darmstadt bereits zu einem Tumult gekommen. Einige Zuschauer hätten sich in der Warteschlange vor dem Gerichtssaal vordrängeln wollen, teilte ein Sprecher des Gerichts mit. Als andere mit Unverständnis darüber reagiert hätten, habe es Beleidigungen und Rangeleien gegeben. Die Polizei wurde alarmiert. Als die Beamten kamen, schien wieder Ruhe eingekehrt zu sein.

Debatte über Zivilcourage

Der Fall hatte großes Aufsehen erregt, auch über Deutschland hinaus. Tugce soll vor dem Schlag des Angeklagten Zivilcourage bewiesen haben. Sie habe auf der Toilette des Restaurants zwei Mädchen vor Sanel M. in Schutz genommen. Freunde sehen in ihr deshalb eine Heldin. Als Tugces Eltern am 28. November 2014 nach dem Hirntod ihrer Tochter die lebenserhaltenden Apparate abschalten ließen, versammelten sich vor dem Krankenhaus in Offenbach etwa 1500 Menschen, um Anteilnahme zu zeigen. In dem Verfahren hat das Landgericht Darmstadt mehr als 60 Zeugen vernommen, auch Freundinnen von Tugce sowie Freunde von Sanel M.. Schnell wurde klar, dass sich beide Seiten vor dem Schlag gegenseitig übel beleidigten. Oberstaatsanwalt Alexander Homm sagte in seinem Plädoyer, weder sei Sanel M. ausschließlich ein aggressiver „Koma-Schläger“ noch Tugce eine „nationale Heldin“ für Zivilcourage.

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