Debatte um den Knieschützer fürs Flugzeug

Angesichts zahlreicher Streitigkeiten um zurückgestellte Rückenlehnen an Bord boomt der "Knee Defender".

Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage musste ein Linienflugzeug in den USA wegen eines Streits um eine Rückenlehne zwischenlanden: Der jüngsten Vorfall ereignete sich auf einem Delta-Airlines-Flug von New York nach West Palm Beach, Florida. Eine 32-jährige Passagierin stieß sich den Kopf an, als ihr Vordermann die Lehne zurückstellte, während sie auf dem Klapptisch schlief. Die Frau, deren Hunde vor Kurzem gestorben waren, regte sich so auf, dass sie nicht beruhigt werden konnte. Die Maschine musste in Jacksonville zwischenlanden.

In den vergangenen Tagen waren ähnliche Vorfälle bekannt geworden: Auf dem Flug von Miami nach Paris beschwerte sich ein 61-jähriger Franzose über eine zurückgeklappte Rückenlehne. Als ein Steward versuchte, den Mann zu beruhigen, packte dieser den Flugbegleiter am Arm. Ein Sicherheitsbeamter an Bord der American-Airlines-Maschine überwältigte den Passagier und legte ihm Handschellen an. Der Pilot landete in Boston.

Am Sonntag zuvor hatte eine Maschine der United Airlines außerplanmäßig in Chicago landen müssen, nachdem ein Streit eskaliert war. Auf dem Flug hatte ein Passagier die Rückenlehne vor ihm mit einem "Knee Defender" (Knieverteidiger) blockiert. Er weigerte sich, ihn abzunehmen, als die Stewardess ihn dazu aufforderte.

Am "Knee Defender" scheiden sich die Geister: Die Vorrichtung, eine Art Abstandhalter, verhindert, dass der Vordermann seine Rückenlehne nach hinten verstellen kann. Der Knieschützer besteht aus zwei Manschetten, die am Tisch befestigt werden, und kostet umgerechnet 17 Euro. Hersteller ist das US-Unternehmen GadgetDuck, der Erfinder ist der 1,90 Meter große Anwalt Ira Goldman. Er kam laut Welt online vor 16 Jahren bei einen Flug auf die Idee des Knieschützers, als er einen Schirm auf die Scharniere des Klapptisches legte. Dabei fiel ihm auf, dass sich sein Vordermann nicht mehr zurücklehnen konnte. Später testete er Prototypen; 2003 brachte er den Knieschützer auf den Markt. Die Fluggesellschaften würden ihren Passagieren immer kürzere Sitzabstände zumuten, meint er, daher sei der "Knee Defender" legitim.

Die meisten Airlines sehen das anders und untersagen die Verwendung von Knieschützern. Selbst Passagiere, die sich sehr beengt fühlen, dürfen sich laut Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty nicht auf diese Art mehr Platz verschaffen, wie der Spiegel online berichtete: "Diese Art von Selbsthilfe ist nicht zu empfehlen", so Lamberty. "Vor allem weil sie auch die Bewegungsfreiheit eines anderen einschränkt." Wer mehr Raum brauche, müsse eben ein entsprechendes Angebot buchen.

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