Costa-Unglück: "So schwer wie ein Grabstein"

Die Verantwortung des Kapitäns Francesco Schettino für die Havarie des Kreuzfahrtschiffes " Costa Concordia" hat sich voll bestätigt. Sie wiege "so schwer wie ein Grabstein". Diese Bilanz zog der leitende Staatsanwalt Francesco Verusio am Ende der Beweisaufnahme in Grosseto.
Schettinos Verteidiger meinten hingegen, die Sache sehe für den 52-Jährigen Unglückskapitän besser als zu Beginn aus. Auffallend während der Verhandlungswoche war Schettinos fehlendes Einsehen jeglicher Schuld.
Abwälzen
Seine Verteidiger versuchten konsequent die Verantwortung auf andere abzuwälzen: auf die Küstenwache, die Reederei Costa Crociere und auf Verständigungsprobleme mit dem indonesischen Steuermann. Der angebliche Fehler des Steuermanns hatte laut Experten jedoch keinen Einfluss auf das Unglück, denn der Aufprall des Schiffsrumpfes auf den Felsen hätte zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr verhindert werden können.
Auch Schettinos Aussagen, er habe durch Herablassen der Anker das Schiff vor einem Abdriften bewahren wollen und zudem durch sein Manöver viele Menschenleben gerettet, sorgte für Widerspruch. Laut dem Sachverständigen Alessandro Belardini, der zum Wrack hinabgetaucht war, hatten die Anker nicht gegriffen und den Kurs des Schiffs daher nicht beeinflusst. Die " Costa Concordia" sei ohne äußeres Zutun auf dem felsigen Untergrund vor der Insel Giglio zum Liegen gekommen. Wäre das Schiff weiter draußen gekentert, wäre das Ausmaß der Katastrophe weit größer gewesen, so die Experten.
Auch die Reederei Costa Crociere versuchte man in die Schuldfrage einzubinden. Der Krisenchef habe zu lange gewartet, bis er die Hafenbehörden alarmierte, kritisieren Schettinos Verteidiger. Die Reederei wiederum sieht sich nun als entlastet, weil ihre Kriseneinheit den Gutachtern zufolge gar keine Zeit hatte, um zu helfen. Schettino habe das 290-Meter-Schiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord ohne Wissen der Reederei und des Hafenamtes zu nahe an die toskanische Insel Giglio herangefahren, hieß es. Bei dem Unglück am 13. Januar starben 32 Menschen.
Neue Outfits
Beobachter bezeichneten Schettinos Verhalten vor und während der Verhandlungen als "draufgängerisch". Mehr Zurückhaltung wäre angebracht gewesen, meinte der Anwalt des ums Leben gekommenen Bordmusikers. Der Ex-Kapitän präsentierte sich täglich in einem neuen Outfit, das besser zu "einem Ball oder einer Hochzeit" gepasst hätte, scherzte mit Kameraleuten und streckte ihnen den erhobenen Daumen entgegen.
"Ich habe den Überlebenden die Hände geschüttelt. Es war ein wunderbares Gefühl. Ich habe ihnen versichert, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird", sagte Schettino. Der Prozess soll nächstes Jahr beginnen.
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