Costa Concordia: 16 Jahre Haft für Kapitän Schettino

Ein Mann in einem karierten Sakko geht eine Treppe hinunter.
Der 54-Jährige wurde zudem zu einem fünfjährigen Berufsverbot verurteilt - bei der Urteilsverkündigung war er nicht anwesend.

Der Kapitän des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia, Francesco Schettino, ist im toskanischen Grosseto zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Das Gericht berücksichtigte einige strafmildernde Umstände. Die Staatsanwaltschaft hatte 26 Jahre und drei Monate Haft für den 54-Jährigen beantragt. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.

Fünfjähriges Berufsverbot

Schettino wurde neben der 16-jährigen Haftstrafe auch zu einem fünfjährigen Berufsverbot verurteilt. Der Kapitän der Costa Concordia wird außerdem lebenslang von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen, urteilte das Gericht im toskanischen Grosseto. Der 54-jährige Angeklagte war bei der Urteilsverkündung nicht im Gerichtssaal anwesend. Schettinos Rechtsanwälte berichteten, dass er Fieber habe.

Entschädigungszahlungen

Das Gericht hat den Kapitän darüber hinaus zur Zahlung von Entschädigungen an mehreren Nebenklägern verurteilt. Zu ihnen zählen überlebende Passagiere, Familienangehörige der Todesopfer, die Region Toskana, das italienische Umweltministerium und die Insel Giglio.

Eine Entschädigung in Höhe von 30.000 Euro erhielt auch die Ex-Geliebte des Kapitäns, Domnica Tschemortan. Diese hatte berichtet, einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän erlitten zu haben. Sie hatte deswegen eine Entschädigung von 200.000 Euro verlangt. Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten.

"Auch ein Teil von mir gestorben"

Schettino hatte sich am letzten Prozesstag in seinem Schlusswort noch einmal verteidigt, er brach dabei in Tränen aus. Schettino wird das Verschulden des Schiffsunglücks mit 32 Toten vor drei Jahren angelastet. "Am 13. Jänner 2012 ist auch ein Teil von mir gestorben", sagte der 54-Jährige.

Schettino klagte über eine seiner Ansicht nach ungerechte Behandlung und über eine gegen ihn gerichtete Verleumdungskampagne. Von den Medien sei er durch einen Fleischwolf getrieben worden, erklärte der Angeklagte in dem im Juli 2013 begonnenen Prozess. Schettino bestritt, nicht die Verantwortung für das Unglück übernommen zu haben. Er habe sich bei den Familien der Opfer entschuldigt und viele Angehörige in seiner Wohnung getroffen. "Ich bin der Ansicht, dass Schmerz nicht öffentlich gezeigt werden soll, damit es nicht instrumentalisiert wird", sagte Schettino.

"Wie 30 Jahre Haft"

Ein Mann in einem grauen Mantel geht eine Treppe hinunter.
Captain of the Costa Concordia cruise liner Francesco Schettino arrives for his trial in Grosseto February 11, 2015. An Italian prosecutor has asked a court to sentence Schettino to more than 26 years in jail for his role in the 2012 disaster that killed 32 people. Schettino was the commander of the vessel, a floating hotel as long as three football pitches, when it came too close to shore and hit rocks off the Tuscan holiday island of Giglio. REUTERS/Max Rossi (ITALY - Tags: DISASTER MARITIME CRIME LAW)
Schettinos Verteidiger Domenico Pepe hatte zuvor ebenfalls auf die seiner Ansicht nach unfaire Behandlung seines Mandanten nach dem Unglück hingewiesen. "Diese drei Jahre waren so, als hätte Schettino 30 Jahre Haft abgesessen", sagte der Anwalt. "Seit dem Tag der Tragödie ist der Kapitän beleidigt, beschimpft, gedemütigt und lächerlich gemacht worden, auch vor Gericht. Er hat wie kein anderer Sterblicher gelitten, ein anderer hätte das nicht ausgehalten", erklärte Pepe. Er kritisierte die Strafforderung der Staatsanwaltschaft von 26 Jahren und drei Monaten als übertrieben. Sie komme fast einer lebenslänglichen Haftstrafe gleich, was bei Fahrlässigkeit unannehmbar sei.

Pepe kritisierte, dass sich die Staatsanwaltschaft lediglich auf Schettinos Fehler konzentriert habe. Bei den Ermittlungen sei zu wenig Aufmerksamkeit auf das Schiff und auf dessen Sicherheitsmängel gerichtet worden. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch. Der Anwalt der Reederei Costa Crociere plädierte am Mittwoch vor dem Richtersenat dafür, die Entschädigungsforderungen der Nebenkläger an die Kreuzfahrtgesellschaft abzulehnen.

Das Wrack des Schiffes wurde vergangenes Jahr nach Genua geschleppt - hier die Bilder:

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