Costa: Beauty-Case in Kapitäns-Kabine

Ein großes Kreuzfahrtschiff liegt auf der Seite im Meer, nahe felsiger Küste.
Taucher fanden jetzt Wäsche einer jungen Frau in der Kabine des Kapitäns. Das Wetter verhindert das Auspumpen.

Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze hat Domnica Tschemortan die Kaserne in der toskanischen Küstenstadt Marina di Grosseto verlassen. Die 25-jährige Frau aus Moldawien stellte sich in einem sechsstündigen Verhör den Fragen der Ermittler. Dabei gestand sie erstmals ihre Liebe zu Comandante Francesco Schettino: „Ich finde ihn faszinierend. Ich liebe Schettino.“ Für sie sei er ein Held, der viele Menschenleben gerettet hat.

Taucher haben indessen in der Kabine des Unglückskapitäns mehrere Kleidungsstücke, Unterwäsche und ein Beauty-Case der jungen Frau gefunden. Sie war keine blinde Passagierin, sondern besaß ein reguläres Ticket und nächtigte in der Kapitänskabine. Tschemortan bestätigte, dass sie sich auf der Kommandobrücke befunden hätte, als der Kapitän das Riesenkreuzfahrtschiff auf einen Felsen vor der Insel Giglio steuerte.

Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine weitere Frau im Visier. Dabei handelt es sich um eine Rechtsanwältin, die am Morgen nach dem Unglück mit Schettino im Hotel Bahamas auf der Insel Giglio zusammentraf. Der Kapitän hatte dabei einige persönliche Gegenstände bei sich, unter anderem einen Laptop, den er der Frau übergab. Die Frau soll in Kürze vor der Staatsanwaltschaft aussagen.

Personal zuerst

Eine Frau mit Fellkapuze wird von einem Reporter interviewt.

Eine Pensionisten-Gruppe aus Bologna, die an Bord der „Costa Concordia“ war, reichte inzwischen Klage ein. Sie wären vom Bordpersonal an drei verschiedenen Ausgängen behindert worden, zu den Rettungsbooten vorzudringen, die für das Personal reserviert waren. Das Bordpersonal habe laut Zeugen anderen Bordmitgliedern – von Matrosen über Kellner bis zu Offizieren – in die Schaluppen geholfen. Dabei seien sie einfach über Frauen, Kinder und ältere Leute hinweggestiegen.

Schlechtes Wetter

Nahaufnahme eines Mannes in einem dunklen Anzug vor einem unscharfen Hintergrund.

Wegen des Schlechtwetters und der rauen See wird sich das Abpumpen des Öls weiterhin verzögern. „Es ist momentan unmöglich, mit den Arbeiten zu beginnen“, erklärte der Chef des italienischen Krisenstabes, Franco Gabrielli. Im Wrack der Costa Concordia befinden sich 2400 Tonnen an schwerem Treibstoff, der das Naturschutzgebiet bedroht.

Auch die rund 1000 Bewohner der Insel Giglio pochen nun auf eine finanzielle Entschädigung. Sie fürchten um das Ausbleiben von Touristen und rechnen mit Einbußen bei der Fischerei. „Die Schäden, die die Bewohner erlitten haben, werden noch zunehmen. Die Insel ist eine Perle und nun zu einem Schauplatz des Horrors geworden“, sagte der Präsident des italienischen Konsumentenschutzverbandes. Die EU-Kommission fordert nach dem Unglück eine Überprüfung der Sicherheitsstandards von Schiffen.

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