China: In 90 Prozent der Städte kann man kaum atmen

Zwei Personen gehen im Nebel an einem Strommast vorbei.
Smog: Der Großteil von Chinas Städten ist höchst belastet – erneute Warnungen in Peking.

Mehr als 90 Prozent der 190 Städte in China, die ihre Luftwerte melden, überschreiten Chinas eigene Grenzwerte für die durchschnittliche jährliche Luftverschmutzung mit Feinstaub. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte am Donnerstag in Peking, energische Schritte im Kampf gegen die Luftverschmutzung und Alarmpläne, die schneller umgesetzt werden müssten, um die Bevölkerung zu schützen.

Nur eine Woche nach dem schlimmsten Smog dieses Winters in Chinas Hauptstadt stieg die Luftverschmutzung am Donnerstag in Peking wieder auf "sehr ungesunde" Werte, wie die US-Botschaft warnte. Der Index für Feinstaub lag bei mehr als 200, knapp dem Zehnfachen des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die 20 Millionen Pekinger wurden aufgefordert, auf der Straße Atemschutzmasken zu tragen. Alte und junge Menschen sollten möglichst nicht vor die Tür gehen.

Nur 18 Städte unterhalb des Grenzwerts

Ein Mann mit Gesichtsmaske vor einem Porträt von Mao Zedong in Peking.
epa04560543 A tourist wears mask visiting the Tiananmen Square while the PM2.5 Air Quality Index (AQI) reaches more than 500 in Beijing city, China, 15 January 2015. Beijing vows to inprove the air quality and control the air pollution by 2022 as it bids for the Beijing 2022 Winter Olympic Games, according to its report of application for organizing the 2022 Winter Olympic Games on 06 January 2015. EPA/WU HONG
Wie Greenpeace berichtete, liegt die jährliche Konzentration mit dem gefährlichen Schwebstaub, der kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2,5) ist, in 190 Städten nach offiziellen Angaben bei 60,8 Mikrogramm pro Kubikmeter. Nur 18 Städte erreichten den chinesischen Grenzwert von 35 Mikrogramm. Die WHO empfiehlt maximal eine Belastung von 25 Mikrogramm über 24 Stunden und 10 Mikrogramm als jährliche Durchschnittsbelastung.

Einer der bekanntesten chinesischen Regisseure, Jia Zhangke, drehte im Auftrag von Greenpeace einen Kurzfilm (Smog Journeys) über die Luftverschmutzung in China, den die Organisation vorstellte. "Was mich während der Dreharbeiten fasziniert und am meisten geschockt hat, ist die Tatsache, dass die Menschen selbst an Smogtagen ganz normal ihrem Leben nachgegangen sind", sagte der Regisseur, dessen Vater in der kohlereichen Provinz Shanxi an Lungenkrebs gestorben war.

"Saubere Luft ist eine grundlegende Notwendigkeit für gesundes Leben", sagte Yan Li von Greenpeace. "Es ist traurig, Kinder mit mehr Smog als frischer Luft und blauem Himmel aufwachsen zu sehen, wie es in Jias Film gezeigt wird." Chinas Regierung müsse umgehend und energisch gegen die Luftverschmutzung angehen, um die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen.

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