Bürgermeister verweigerte Roma-Baby Beerdigung

Der rechtsgerichtete Politiker dementiert. Große Empörung: "Unmenschliche Erniedrigung."

Das Mitte Oktober geborene Roma-Mädchen Maria Francesca war in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag am plötzlichen Kindstod gestorben. Ihre Familie lebt seit mehr als einem Jahr in einem Camp im französischen Champlan am Rande von Paris und beantragte eine Beisetzung auf dem dortigen Friedhof der Gemeinde. Doch der rechtsgerichtete Bürgermeister verweigerte die Bestattung. Christian Leclerc habe die Anfrage ohne Begründung abgelehnt, sagte der Bestatter am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.

Dieser dementiert dies am Sonntag allerdings: "Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich dieser Bestattung widersetzt, die ganze Sache wurde aufgebauscht", sagte Leclerc am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Er sprach von einem möglichen Missverständnis zwischen ihm und der Verwaltung seiner Gemeinde, die rund 18 Kilometer südwestlich von Paris liegt. Der Bürgermeister ist parteilos, ordnet sich aber der politischen Rechten zu.

Aktivisten warfen Leclerc zuvor "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Stigmatisierung" vor.

Plötzlicher Kindstod

Das Mädchen Maria Francesca war in der Nacht zum 26. Dezember am plötzlichen Kindstod gestorben, wie der Präsident des örtlichen Vereins zur Unterstützung der Roma, Loic Gandais, mitteilte. Demnach starb das Kleinkind in einem Krankenhaus der an Champlan angrenzenden Gemeinde Corbeil-Essonnes. Die Familie stellte daraufhin in Champlan, wo sie seit mehreren Jahren mit anderen Roma in einem Camp wohnt, den Antrag, ihr Kind dort begraben zu dürfen. Angesichts der Weigerung des Bürgermeisters bot die nahe gelegene Gemeinde Wissous der Familie schließlich an, das Baby dort zu begraben.

"Weiteren Schmerz vermeiden"

"Einfach aus Menschlichkeit konnte die Situation so nicht bleiben", sagte der Bürgermeister von Wissous, Richard Trinquier. "Es gibt keinen Grund, einer Mutter, die neun Monate ein Kind getragen hat und es nach zweieinhalb Monaten verliert, weiteren Schmerz zu bereiten."

Familienstaatssekretärin Laurence Rossignol zeigte sich ebenfalls erschüttert. "Ein Baby zu verlieren, bedeutet unermessliches Leid", schrieb die Sozialistin auf Twitter. Betroffenen Eltern die Beerdigung zu verweigern, sei eine "unmenschliche Erniedrigung".

In Frankreich können Menschen an ihrem Wohnort, an ihrem Sterbeort oder in einer Gemeinde begraben werden, wo die Familie eine Begräbnisstätte hat. In jedem Fall müssen die Angehörigen beim jeweiligen Bürgermeister um Erlaubnis bitten.

Die Haltung der französischen Behörden gegenüber der Roma-Volksgruppe war schon wiederholt Anlass zu Empörung, im In- und Ausland.

Kommentare