Brno: Mutmaßlicher Vierfachmörder gefasst

Ein Mann mit kariertem Hemd posiert vor einer AC/DC-Flagge.
Der Verdächtige wurde in Washington verhaftet - zuvor gab es Hinweise auf eine Flucht nach Wien.

Vier Menschen wurden im tschechischen Brno (Brünn) in der Nacht auf Donnerstag ermordet. Die tschechische Polizei fahndete fieberhaft nach einem 20-jährigen US-Amerikaner, der die Gewalttat begangen haben soll. Der mutmaßliche Täter ist inzwischen in Washington verhaftet worden. Das gab die tschechische Polizei am Freitag bekannt. Der Verdächtige war über Wien-Schwechat in die USA geflogen.

Zuvor hieß es noch, er sei Richtung Wien unterwegs. In einer SMS an einen Kameraden habe er angedeutet, auf dem Weg nach Wien zu sein, berichtete die tschechische Zeitung Lidove Noviny in ihrer Online-Ausgabe am Donnerstag. „Vielleicht“, hieß es darin, flüchte er nach Wien. Die Behörden sollen deshalb die Grenzkontrollen verstärkt haben, wurde berichtet.

Familientragödie

Nach einem Bericht des Nachrichtenportals iDNES.cz handelt es sich bei den Toten um ein Ehepaar und seine beiden Söhne. Mit dem Verdächtigen seien sie verwandt gewesen. Die Polizei hat ein Fahndungsbild veröffentlicht, das den Flüchtigen vor einem Banner der Hardrock-Band AC/DC zeigt. Offenbar war der Amerikaner, ein Cousin der beiden Söhne, seit drei Wochen zu Besuch. „Es ist eine Familientragödie“, erklärte ein Polizist.

Die tschechischen Behörden gaben keine Details zu den Opfern bekannt. Das ermordete Ehepaar war in dem Luxus-Vorort Ivanovice bekannt. Der Vater und einer der Söhne spielten in einer Ukulele-Band, die inzwischen alle Konzerte abgesagt hat. Die Mutter arbeitete nach Berichten örtlicher Medien als Lehrerin an einer Volksschule. Die Feuerwehr entdeckte die vier Leichen bei einem Hausbrand, den der Verdächtige gelegt haben soll.

Polizei: „Außerordentliche Brutalität“

Die Ermittler in Brno sprachen bei einer Pressekonferenz am Freitag von „außerordentlicher Brutalität“, mit der die vier Menschen getötet wurden. „Das Motiv kennen wir nicht. Es ist für mich schwer begreiflich. Ich so etwas noch nie gesehen“, sagte der leitende Kriminalist Antonin Hrdlicka. Kevin D. habe verschiedene Waffen, nicht aber Schusswaffen, verwendet. Da die Opfer in zeitlichen Abständen getötet worden seien, handle es sich offenbar nicht um Taten, die im Affekt begangen wurden, so Hrdlicka.

Angaben, wonach die Verbrechen mit Messern verübt und die Leichen in eine Garage gebracht, in Textilien verpackt und angezündet wurden, wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Der mutmaßliche Täter soll psychisch krank sein und etwa zwei Wochen bei den Opfern gewohnt haben. Mit der Familie - Eltern und zwei Söhne, einer 24, der andere im Teenageralter - war er verwandt.

Auf welchem Weg der mutmaßliche Täter von Brno nach Wien reiste, wussten die tschechischen Ermittler nach eigenen Angaben noch nicht. Sie hoffen diesbezüglich auf Hinweise aus der Bevölkerung. Darüber hinaus versuchen sie, das Motiv für den Vierfachmord zu ergründen. Das tschechische Justizministerium hat nun zwei Monate Zeit, um die Auslieferung des 20-Jährigen zu beantragen. Ob die US-Behörden dem Ansuchen nachkommen, ist allerdings ungewiss: Die Vereinigten Staaten liefern eigene Bürger in der Regel nicht aus.

Kommentare