Bischofssynode legt Zwischenbericht vor

"Homosexuelle können wichtigen Beitrag in christlicher Gemeinschaft leisten". Papst schweigt.

Pünktlich zur Halbzeit der Bischofssynode wurde gestern, Montag, im Vatikan ein Zwischenbericht über die Debatte der 190 Bischöfe und Kardinäle zu Ehe und Familie präsentiert. Der ungarische Kardinal Peter Erdö, Generalberichterstatter bei der Synode, trug die eineinhalbstündige Zusammenfassung der Beratungen erstmals auf Italienisch – und nicht wie sonst üblich auf Lateinisch – vor. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf "mutige Entscheidungen bei der Seelsorge" für die Familie und ihren modernen Lebensformen. Der Bogen spannt sich von gemischt-religiösen Ehen, außerehelichen Partnerschaften, Geschiedenen, wiederverheirateten Geschiedenen bis zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

In einer für den Vatikan sehr offenen Sprache wird erstmals detailliert auf Homosexuelle eingegangen. Dabei ist von einem "wichtigen Beitrag, den Homosexuelle in der christlichen Gemeinschaft leisten können" ebenso die Rede, wie von einer "wertvollen Unterstützung für ihren Partner". Eine seelsorgerische Begleitung und Aufnahme in ein "gastfreundliches Haus", ohne jedoch die kirchliche Lehre infrage zu stellen, wird in Aussicht gestellt. "Es mag banal erscheinen, aber allein die Tatsache, dass bei der Synode erstmals gesagt wurde, dass Homosexuelle einen wichtigen Beitrag zur christlichen Gemeinschaft leisten können, ist ein historisches Event", kommentiert Fabio Trotta, Student aus Bologna.

Scheidungskinder

Appelliert wird ausdrücklich an einen "respektvollen Umgang" mit dem "Leid, das Kinder durch Scheidung und Trennung" mitmachen.

Bereits vorab wurde vor zu hohen Erwartungen auf einen Kurswechsel gewarnt. Auch nach dem Zwischenbericht ist klar: Gläubige müssen Geduld haben. Man darf keine schnellen Entscheidungen zu den seit Jahren diskutierten theologischen Fragen und "heißen Eisen" bei Ehe und Familie erwarten. Am Samstag wird das Schlussdokument vorgestellt. Es dient als Arbeitsgrundlage für die zweite Weltbischofssynode im Oktober 2015. Erst danach ist mit einem päpstlichen Familien-Leitfaden zu rechnen.

Papst verteilte Kekse

Bisher zeigte sich Papst Franziskus bei den Beratungen der ersten Synode seiner Amtszeit als aufmerksamer, aber schweigender Zuhörer, der sich Notizen macht. Zur Stärkung verteilte er Schokokekse unter den Synodenteilnehmern.

Bei einem der zentralen Synoden-Themen – dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen – vertreten Bischöfe und Kardinäle unterschiedliche Positionen. Kardinal Erdö räumte dies in seinem Bericht ein. Der deutsche Kardinal Kasper sprach sich für eine Zulassung zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen aus. Ihm stehen Hardliner gegenüber, wie Glaubenspräfekt Kardinal Müller und Kardinal Caffarra von Bologna, der vom Papst ebenfalls mit einer führenden Rolle in der Synode beauftragt wurde. Die Entscheidung ist offen.

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