Bericht: EU plant Rettungskette für Helfer

Die Europäische Union plant laut einem Zeitungsbericht unter dem Dach der WHO eine EU-weit koordinierte Initiative für den medizinischen Abtransport von Ebola-Infizierten aus Westafrika. Ziel sei es, eine Rettungskette für freiwillige Helfer aus Europa aufzubauen, berichtete die Zeitung Welt (Samstag) unter Berufung auf Diplomatenkreise in Brüssel.
In Deutschland besteht nach Einschätzung des deutschen Gesundheitsministers Hermann Gröhe kein Grund zur Sorge. Es gebe "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post" (Samstag). Die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten würden regelmäßig geübt. In den USA und Spanien hatte es zuletzt auch Ebola-Fälle außerhalb Afrikas gegeben.
Derzeit werden in Deutschland zwei Ebola-Patienten behandelt, einer in Frankfurt am Main, der andere in Leipzig. Das Leipziger Klinikum St. Georg hielt sich über den aktuellen Zustand des UN-Mitarbeiters bedeckt. Nach Rücksprache mit dem aus Liberia eingeflogenen 56-Jährigen würden zunächst keine weiteren Angaben gemacht, hieß es am Samstag.
Großbritannien übt den Ernstfall
In Großbritannien hat am Samstag landesweit einen Ausbruch der Krankheit Ebola simuliert. Auf diese Weise soll getestet werden, ob das Gesundheitssystem einer solchen Situation Herr werden kann. "Es ist entscheidend, dass wir unsere Antworten auf einen möglichen Ausbruch an einer möglichst realen Situation testen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in London.
An der Übung sollen neben Ärzten, Rettungskräften und Krankenhauspersonal auch Schauspieler beteiligt sein, die Kranke spielen. Auch Politiker wollten sich an der achtstündigen Aktion beteiligen. Gesundheitsminister Jeremy Hunt sollte eine simulierte Sitzung des britischen Sicherheitskabinetts leiten. Die Übung hatte Premierminister David Cameron angeordnet.
Der Regierungschef war unter Druck geraten, weil die Entscheidung, an den Flughäfen Gatwick und Heathrow sowie am Eurostar-Zugterminal in London Ebola-Befragungen einzuführen, auf heftige Kritik stieß. Die Flughäfen erklärten, sie hätten keinerlei Instruktionen bekommen. Gesundheitsexperten betonten, die Kontrollen seien "völlige Zeitverschwendung".
Madrid: Krankenpflegerin geht es besser
Der spanischen Ebola-Patientin geht es indes nach Angaben aus Medizinerkreisen besser. Der Gesundheitszustand der Krankenschwester habe sich über Nacht deutlich verbessert, hieß es am Samstag. Sie sei bei Bewusstsein und könne sprechen. Die 44 Jahre alte Krankenpflegerin Teresa Romero ist der erste Mensch, der sich in Europa mit dem Ebolavirus infiziert hat. Bevor bei Romero die Ebola-Erkrankung festgestellt wurde, hatte sie mehrere Tage lang Kontakt zu anderen Menschen ohne sonderliche Schutzmaßnahmen.
Sie arbeitete in der Klinik Carlos III., in der im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola starben. Mit der gefährlichen Seuche infizierte sie sich ersten Erkenntnissen zufolge, als sie beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unbeabsichtigt mit einem infizierten Arbeitshandschuh berührte.
In Madrid sind außerdem drei weitere Menschen zur Beobachtung ins Spital eingeliefert worden. Sie zeigten zwar bisher keine Symptome, könnten aber Kontakt zu der erkrankten Pflegerin gehabt haben, so der von der Regierung eingesetzte Ebola-Krisenstab am Freitag. Damit stehen nun insgesamt 17 Menschen in der Klinik unter Quarantäne.
USA begannen mit Fiebermessung
Die USA haben unterdessen mit der verschärften Kontrolle von Reisenden aus westafrikanischen Ebola-Gebieten begonnen. Am New Yorker Flughafen John F. Kennedy erfassten die Behörden am Samstag erstmals im großen Umfang mit speziellen Strahlungsthermometern zur berührungslosen Fiebermessung die Körpertemperatur von Passagieren aus Guinea, Sierra Leone und Liberia.
Außerdem hielten sie Fragebögen bereit, um festzustellen, ob die Reisenden Kontakt zu Menschen hatten, die an der häufig tödlich verlaufenden Krankheit litten.
Russland: Impfstoffe binnen sechs Monaten
Russische Experten haben nach Angaben Moskaus drei Impfstoffe gegen Ebola entwickelt, die innerhalb des kommenden halben Jahres einsatzbereit sein sollen. "Wir haben drei Impfstoffe hergestellt (...) und wir denken, dass sie in den nächsten sechs Monaten zur Verfügung stehen werden", sagte Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa am Samstag laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Einer der Stoffe könne bereits klinisch getestet werden, sagte Skworzowa.
Sondereinsatz in Flugzeug aus Philadelphia nach Scherz
Ein dummer Scherz über Ebola hat in den USA an Bord eines US-Flugzeugs einen Sondereinsatz ausgelöst: "Hey, ich habe Ebola. Ihr seid verloren", soll ein Passagier in der Maschine der US Airways am Mittwoch auf dem Flug von Philadelphia in die Dominikanische Republik gesagt haben. Ein Video des folgenden Sondereinsatzes nach der Landung wurde bis Samstag auf YouTube fast 4,5 Millionen Mal angeklickt. Bei der Landung wurden alle Passagiere gebeten, auf ihren Plätzen zu bleiben, während ein Sondereinsatzteam in Schutzkleidung in das Flugzeug kam. In dem Internetvideo von dem Vorfall ist eine Stewardess zu hören, wie sie die Passagiere zu beruhigen versucht. "Es sieht schlimmer aus, als es ist", sagte die Stewardess. "Ich glaube der Mann, der dies gesagt hat, ist ein Idiot." Während der Mann von den Spezialisten abgeführt wird, ist zu hören, wie er versichert, es sei nur ein Witz gewesen, er sei nicht aus Afrika.
Bei einem zweiten Vorfall wurde ein Passagier, der sich auf einem Flug von Delta Air Lines hatte übergeben müssen, bei der Ankunft in Las Vegas von Ärzten des Seuchenbekämpfungszentrums aus dem Flugzeug geholt. Der Mann war angeblich kürzlich in Afrika und soll Kontakt mit Ebola-Kranken gehabt haben. Der Flughafen teilte später allerdings mit, eine Untersuchung habe keine Anzeichen auf eine Ebola-Infektion bei dem Passagier ergeben.
Mehr als 4000 Tote in Westafrika
Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind inzwischen weit über 8.000 Ebola-Fälle in den drei hauptsächlich von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert, mehr als 4.000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
Hierzulande reagierte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser von der SPÖ betont unaufgeregt auf die Ausbreitung von Ebola. "Ich versuche die Kirche im Dorf zu lassen, die Menschen nicht zu verunsichern", meinte die Ressortchefin am Samstag in der Ö1-Reihe Im Journal zu Gast. Gesundheitsministerin Oberhauser will die Bevölkerung nicht verunsichern. Man könne zwar nicht ausschließen, dass auch in Österreich Fälle auftreten, man sei aber gut vorbereitet.
Was sie versuche, sei ein realistisches Szenario darzustellen. Demnach sei Ebola zwar "natürlich eine Gefahr", die Wahrscheinlichkeit an Grippe oder Masern zu erkranken, sei aber "noch" wesentlich höher, meinte die Gesundheitsministerin.
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