Arktis-Eis schmilzt auf Rekordniveau

Es sind besorgniserregende Bilder, die US-Forscher via Satellit aufgenommen haben: Demnach ist das Eis im Nordpolarmeer auf ein neues Rekord-Niveau geschmolzen. Im Vergleich zu 1980 hat die schwimmende Eiskappe etwa 40 Prozent ihrer sommerlichen Fläche verloren. Für Forscher Ted Scambos vom US-Schnee-und-Eis-Daten-Zentrum ist die rasche Eisschmelze ein eindeutiger Beweis für den durch Menschen verursachten Klimawandel.
Für gewöhnlich erreicht die Schmelze am Nordpol erst Mitte September ihren Höhepunkt, bevor sich das Eis im Winter wieder auf mehr als 15 Millionen Quadratkilometer ausbreitet. Forscher rechnen nun damit, dass bis dahin noch mehr Eis wegschmilzt.
Polarregionen am stärksten betroffen

In den Polarregionen wirkt sich die durch den Klimawandel ausgelöste Erwärmung am stärksten aus. Mit einem Plus von 1,1 Grad Celsius im Mittel der vergangenen 50 Jahre sei sie fast doppelt so hoch wie im globalen Mittel (0,64 Grad), erklärte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven (Deutschland), Karin Lochte, vor kurzem in einem Vortrag. Auch die Vorhersagen sind nicht viel optimistischer: Bis zum Ende dieses Jahrhunderts werde es mit einem Plus von sieben bis acht Grad die stärkste Erwärmung in der Arktis geben.
Bereits jetzt schmelzen in der Arktis jedes Jahr etwa 155.000 Quadratkilometer Eis - eine Fläche etwa doppelt so groß wie Österreich. "Früher war das Eis in der Arktis wie ein großer Eisblock. Es schmolz zwar ein bißchen an den Rändern, aber es war sehr stabil. Jetzt ist es wie mehr wie zerstoßenes Eis, es schmilzt viel leichter und schneller", sagt Walt Meier, Forscher beim US-Schnee-und-Eis-Daten-Zentrum.
Auch in Grönland ist in den vergangenen zehn Jahren sehr viel Eismasse verloren gegangen, Wissenschafter sprechen von 220 Gigatonnen pro Jahr, ein Verlust, der sich um 15 Gigatonnen pro Jahr beschleunige.
Fatale Auswirkungen
Das alles wirkt sich auf den Meeresspiegel aus, der zwischen 1900 und 2000 um rund 1,7 mm pro Jahr gestiegen sei. Im Augenblick liege der Anstieg aber schon bei drei Millimeter pro Jahr. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs sei auf das Abschmelzen des Eises zurückzuführen, die andere Hälfte auf das größere Volumen des wärmeren Meerwassers.
Ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter würde nicht nur zu Überflutungen großer Landmassen vor allem in Asien führen. Man werde auch große Schwierigkeiten haben, die großen Flußdeltas, etwa von Ganges, Mekong oder Nil zu schützen, wo Millionen Menschen leben. Auch Europa wäre in seiner ökonomischen Entwicklung stark betroffen, weil viele Städte in den Flachländern an der Küsten liegen.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare